Quelle: Archiv MG - BRD MEDIEN ALLGEMEIN - In Freiheit gleichgeschaltet
zurück Gegen die imperialistischen Spiegelbilder ----------------------------------------- von der islamischen "Revolution" -------------------------------- Es ist schon grotesk: Eine Öffentlichkeit, die christliche Par- teien normal findet, ihren politischen Führern bei öffentlichem Schaubeten zuguckt und Horoskope keineswegs ablehnt, schüttelt den Kopf über den islamischen Religionseifer, der im Iran re- giert. Sie versteht es gut, wenn der US-Präsident die Sowjetunion in apokalyptischen Bildern als "Reich des Bösen" beschimpft; daß für den Imam Khomeini das westliche Imperium der "große Satan" ist, findet sie hingegen unbegreiflich. Die Nationen, die zu An- fang des Jahrhunderts den Stellungskrieg, um die Jahrhundertmitte den Bombenteppich erfunden haben und ihre neueste Geschichte von -zig Millionen Kriegstoten herleiten, auf deren "Opfer" sie nichts kommen lassen, ergehen sich - bei Bedarf - in Abscheu über die blutige Kriegsführung des Iran, die Freiwillige fast jeden Alters verheizt. Politiker und politisierende Privatleute, die mit den Idealen von Menschenrecht und Demokratie eine nationale Pflicht zur Bevormundung anderer Völkerschaften reklamieren, wol- len es als gefährlichen imperialistischen Anspruch durchschaut haben, wenn iranische Politiker sich um mehr islamische Gerech- tigkeit in ihren Nachbarstaaten kümmern wollen. Antikommunisten, die hoffnungsvoll mitfiebern, wenn der römische Papst, nach eige- ner Auffassung "Stellvertreter Gottes", in Polen religiöse Mas- senkundgebungen zur Jungfrau Maria in eine politische Richtung gegen die herrschende Partei dirigiert, werfen den iranischen Re- ligionsführern die Ermunterung ihrer Pilgermassen zu einer anti- saudischen Großdemonstration in Mekka als bösartig berechnende Unruhestiftung vor. Und abendländische Intellektuelle, die, stolz auf ihren vorbe- haltlosen Pluralismus den fanatischen Glaubensernst der Schiiten als "mittelalterliche" Engstirnigkeit aburteilen, nehmen die gar nicht mittelalterlichen Argumente, die manchen islamischen Kolle- gen gegen die westliche Demokratie und ihre heilige Kuh, das freie Wählen, eingefallen sind, nicht einmal zur Kenntnis, ge- schweige denn, daß sie sich die Mühe einer Widerlegung machen würden. Statt dessen gilt die Beobachtung, daß manche persischen Frauen unter dem Tschador verbotenes Make-up tragen und Teherans Taxifahrer westliche Popmusik hören, obwohl der Ayatollah die nicht leiden kann, als völlig ausreichender Beweis für die letzt- lich unwiderstehliche Menschennatürlichkeit westlicher Sitten und die Unmenschlichkeit islamischer Bräuche. Dies übrigens auch un- ter dem Millionenheer von Feuilletonschreibern und -lesern, die ansonsten den Verlust höherer Wertorientierungen und Sinngebungen für das schlimmste Übel der Gegenwart halten. Die wirklichen Argumente für die bemerkenswerte ideologische Selbstsicherheit der westlichen Welt schwimmen und fliegen in der Golfregion herum. Daß NATO-Geschwader und -Flotten mit hochtech- nisiertem Vernichtungsgerät die Perser besuchen - und nicht umge- kehrt -: D a s sorgt für die klare Unterscheidung zwischen 'Realismus' und 'ideologischer Verblendung'. Dies um so mehr, als die meisten anderen islamischen Anrainerstaaten genau dieses Kräfteverhältnis zu ihrer politischen Geschäftsgrundlage gemacht haben, also festigen. Deren Herrschaften haben sich damit denn auch den politologischen Ehrentitel "gemäßigt" eingehandelt, mö- gen sie ansonsten auch die von den iranischen Mullahs unerreich- ten Weltmeister im Hinrichten, Händeabhacken und Weibereinwickeln nach islamischem Recht und Brauch sein. Ein Staat hingegen, des- sen Führung und Volk sich von den eindrucksvollen Beweisstücken des Westens für Recht und Unrecht in der Weltpolitik nicht beir- ren lassen in ihrem abweichenden Programm und Gebaren, ist inso- weit ein Störenfried. Und alles, worin er vom vertrauten Selbst- bild der kapitalistischen Demokratie abweicht, darf ihm als poli- tische Verrücktheit nachgesagt werden. Denn d a s ist es g a r n i c h t, womit der Iran den Westen provoziert. zurück