Quelle: Archiv MG - BRD KIRCHE - Vom Mißbrauch des Verstandes durch den Glauben


       zurück

       

DER KRENN ZUM KATHOLISCHEN SENF

HALLO Christen! --------------- Daß Euer Streit um die Einsetzung des Weihbischofs Krenn Gaubens- fragen eine Zeit lang in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit ge- rückt hat, wie der frischgeweihte Kinderpopo selbstgefällig be- merkt hat, ist wirklich bemerkenswert. Allerdings nicht im Sinne des Gesalbten, der die häufige Berichterstattung über Eure Glau- bensprobleme schon für eine Werbung hält. Vielmehr offenbart sich darin zunächst einmal eine gewisse Verblödung des nationalen Gei- steszustandes. Daß die Streits in der Skinationalmannschaft z.B. für enorm wichtig genommen werden, weil sich da jeder als Öster- reicher über die Güte seiner Nation ereifern und um "unsere Bur- schen" sorgen kann, ist ja auch schon nicht ganz koscher. Aber daß eine Mannschaft, die buchstäblich nichts anderes leistet, als mit einem Kult die von eher irdischen Herren verordnete Demut und Schafsnatur von Staatsbürgern zu pflegen, ein nationales Thema wird, war wirklich noch nicht da. So durfte sich einige Wochen lang jeder Österreicher darum sorgen, ob ihr Euch auch wirklich vertragt und Eure Sendung für den Herrn und seine irdischen Ver- treter zu werben, auch wirklich erfüllen könnt - und ob "unsere" katholische Kirche auch wirklich jene dogmatisch geschmiedete Einheitssekte bleibt, als die "wir" sie alle schätzen. Dem Herrn --------- höchstpersönlich dürfte nämlich klar geworden sein, daß "Populismus" hinieden zu einem Schimpfwort geworden ist, der Mensch als Gottsucher also mehr denn je der Strenge seiner Dogmen und süßen Glaubensgeheimnisse bedarf. Freilich handelt es sich dabei wirklich nicht um mehr als eine Akzentverschiebung der christlichen Leitsätze über die voreheliche "Begegnung", des gna- denlosen Anti-Verhüterli-Wesens und der Rolle des Papstes als al- leinzuständigem Generaldirektor des Reiches Gottes auf Erden. Und daß dieser die Beschlüsse beines Herrn getreu seiner durchaus er- forschlichen Ratschlüsse in die Tat umsetzte, indem er mit Groer und Krenn zwei Exponenten der explixiten Biederkeit und Schlicht- heit der christlichen Dogmatik ernannte, sollten ihm gläubige Menschen zu allerletzt vorwerfen. Denn - wer und wessen Ratschluß hat denn im christlichen Lager nun einmal das Sagen, wenn nicht der Allmächtige und Allwissende: Na eben! Insofern steht doch wohl der Anschiß an die "Aufmüpfer", es handle sich dabei um eine Sorte Ketzerei, in der besten christlichen Tradition! Der frische Weihbischof ----------------------- Krenn bewies in seinen öffentlichen Selbstdarstellungen recht eindrucksvoll, daß die Unfehlbarkeit des Polen-Pauls kein Gerücht ist. Er paßt zum göttlichen Auftrag, etwas mehr die Unterordnung als Tugend der Herde des Herrn hervorzustreichen, als ob ihn der Herr dafür extra angefertigt hätte. In jeder Stellungnahme unter- strich er, daß er in seinen Anschauungen dem "Heiligen" Vater folge, daß für den Gewissensinhalt des Gläubigen nun einmal die Hierarchie seiner Hirten zuständig sei - und daß dieses Verhält- nis im übrigen immer schon das maßgebliche gewesen ist. Dabei geizt er gar nicht mit der zweiten Hirtentugend, nämlich mit der Verzeihung und der Freude gerade über diejenigen Schafe, die - ehemals schwarz - sich reinigen, indem sie sich dieser etwas di- rekteren Version der christlichen Heuchelei befleißigen. Die vor- eheliche "Begegnung" usw. hat der gute Christ eben im Bewußtsein der Sünde zu vollziehen und zu reflektieren - zu mindest im Nach- hinein, wenn er sich die Frage nach seiner Daseinsberechtigung als Geschöpf des großen Erlaubers stellt und beantwortet. Das bessere christliche Rudel, ------------------------------ samt einigen Leithammeln, die an der Liebe zu ihrem Herrn gerade darüber festhalten wollen daß er ja auch in ihnen sei und sich mithin in der "Gemeinde" selber schon ein gutes Stück des Göttli- chen offenbare, zeigten darauf einige Anzeichen von Störrigkeit. Man hätte ihre Bedeutsamkeit durch den Umstand ignoriert, bei der Einsetzung der Hirten nicht bei ihnen nachgefragt zu haben und mache es ihnen daher schwer, zu glauben und zu missionieren, was wiederum der Sache des Allmächtigen auf Erden schade - hieß es. Ein Bischof verstieg sich sogar dazu, die ketzerische Unwahrheit über das Christentum zu verbreiten, daß "Glauben nicht einfach in Parieren" (Kapellari) bestehen könne. Ganz so, als ob es nicht ein Widerspruch wäre, für seinen eigenen Entschluß, dem Herrn zu folgen, weil er d e r Herr ist, auch noch einen weiteren, ir- gendwie anders gearteten Anhaltspunkt haben zu wollen. So als ob die "Gemeinde" noch nichts von der Tugend der "Armut im Geiste" gehört hätte! Immerhin bewiesen die "Protestaktionen" doch noch, daß ihr diese göttliche Tugend nicht abhanden gekommen ist. An- statt einer P r o z e s s i o n gab es eine D e m o n s t r a- t i o n des festen Glaubens. In einem Schweigemarsch zum Stephansdom, mit verklebtem Mund und den unverzichtbaren Kerzeln und Fetischen trug die selbstbewußte Gemeinde ihren Mirten die Bitte nach, doch auch aus eigenem Antrieb ganz fest glauben zu dürfen. Als Höhepunkt dieser alternativen Exerzitien bepflasterte sie den Stephansplatz mit ihren, von Gott geschenkten Leibern, um die Kirche vor der Gefährdung ihres Fanatismus durch den Weihbischof symbolisch zu bewahren. Bei dieser Lage der Dinge dürfte das Pfingstwunder der allgemeinen Versöhnung nicht ausbleiben. Die ganze Auseinandersetzung verdankt sich eben dem Umstand, daß der "Stand der Gnade" der "aufmüpfigen" Gemeinde kaum zu übertreffen ist. Und die Nation kann wieder ruhig schla- fen, weil sich die Pfaffen wieder vertragen. zurück