Quelle: Archiv MG - BRD KIRCHE - Vom Mißbrauch des Verstandes durch den Glauben
zurück Das Christentum:DIE MACHT DES GLAUBENS IST DER GLAUBE AN DIE MACHT.
Mit einer speziellen Würdigung der Unsitte, im Name Jesu die Welt zu kritisieren Nach dem Papstbesuch im Mai findet nun in diesen Tagen ein wei- teres Klassentreffen der Brüder in Christo statt. Dieses Mal strömt die Abteilung zusammen, die sich sehr viel darauf zugute- hält, ihren Heiligen Geist ohne allzuviel Pomp und vor allem ohne unfehlbaren weltlichen Oberhirten zu kultivieren. Die beiden christlichen Großereignisse auf deutschem Boden und uns Anlaß - nein, nicht für Besinnung und Einkehr, sondern für ein paar vernünftige Gedanken. Darüber nämlich, wie eigentlich das Angebot beschaffen ist, das das Christentum für den modernen Menschen bereithält. Und: Warum die Ware, die die Jünger Jesu anzubieten haben, auch (vielleicht sogar hauptseitig) von Leuten nachgefragt wird, die die speziell christliche Verpackung, die Sache mit dem lieben Gott, zwar nicht auf den Müll werfen, aber auch nicht für das Wesentliche halten. Denn, mal ehrlich: So ganz im Ernst glaubt doch heutzutage kein Mensch an die Geschichte vom Gotteslamm, das sein liebender Vater für die Sünden der Mensch- heit hat umbringen lassen. Dennoch: Das Bedürfnis, das die Christen zusammenkommen, gemein- sam Betroffenheit zeigen und frohlocken läßt, ist unübersehbar - es geht um den Artikel "Sinn". Die Nachfrage danach stellt sich an beliebigen Stellen ein, und das nachgefragte Gut soll überall gleich gut passen - schon das ist höchst verdächtig: Der Frieden ist eine wacklige Sache, dauernd werden irgendwo Leute im Staatsauftrag umgebracht; wonach suchen wir da? Ein Mensch, dem es gut geht, langweilt sich, was geht ihm ab? Die meisten Zeitgenossen strengen sich ihr Leben lang tüchtig an, gönnen sich nichts und sind am Ende erst recht ausgelaugt; was fehlt ihnen in Wirklichkeit? Ansehnliche Teile der Menschheit wohnen auf Müllbergen und leben von Abfällen; wonach stochern sie dort letztlich - oder jedenfalls wir mit ihnen, wenn das Fernsehen mal bunte Bilder aus den Slums der "3. Welt" zeigt? Die junge Mutter stirbt bei einem Autounfall; was vermissen die Waisen - oder jedenfalls das Publikum, das durch "Bild" von dem "Schicksalsschlag" erfährt? Und wonach fragt sich überhaupt ein jeder, vor allem in den "dunklen Stunden seines Lebens"? Die Ant- wort ist überall dieselbe: E i n S i n n muß her. Dazu sollen u.a. folgende Thesen erläutert und zur Diskussion ge- stellt werden: 1. Für alles, was passiert, wünscht sich der wirklich oder in Ge- danken betroffene Mensch ein Weiß-warum und Wozu, dem er bei- pflichten kann. Eine solche beruhigende und allgemeingültige Aus- kunft soll ausgerechnet und immer dort fällig sein, wo gerade Be- dürfnisse, die einer wirklich hat, und ganz schlichte Zwecke, die man sich setzt, brutal und unwiderruflich durchkreuzt werden. Ein seltsames Bedürfnis! 2. Ein Christ hat es nicht nötig, einmal wirklich einen Verursa- cher irgendein "Leid" auszumachen und ihm höchstoffiziell von seinen Opfern zu unterscheiden - da könnte ja glatt statt des Be- dauerns der Opfer Kritik herauskommen. 3. Wer das Sagen hat im Staat und im Kommen, wird von den Moral- bolzen des 'Sinnes' auf Erden doch glatt in die Pflicht genommen, sich zu seinen anderen durchaus nicht zuträglichen Taten einen guten Sinn und Zweck dazuzudenken und nach diesem guten Gewissen weiterzumachen. 4. Der Sinn des Glaubens an einen Sinn ist fatal. Er besteht näm- lich darin, den sinnsuchenden Menschen von jeder richtigen Betä- tigung seines Verstandes abzubringen. 5. Die N a c h f r a g e nach einem "Sinn des Lebens" ist alle- mal die E n t s c h e i d u n g gegen die eigenen materiellen Interessen und gegen vernünftiges, also materialistisches Nachdenken über deren Hindernisse. Außerdem wird zur Sprache kommen, was eigentlich die Kampagne "Küchentag gegen die Apartheid" im Innersten bewegt, wenn sie die Kündigung der Küchentagskonten bei der Deutschen Bank allen Ern- stes als "Teilziel auf dem Weg zur Abschaffung der Apartheid" feiert und im übrigen zu einem "Politischen Nachtgebet für Süd- afrika" einlädt. Was haben wohl die "Unterdrückten dieser Erde" davon, wenn sie als Thema auserwählt werden, an dem die kritische Christenheit den Übergang von einem schlechten zu einem guten Ge- wissen vorexerziert?! zurück