Quelle: Archiv MG - BRD KERNENERGIE ALLGEMEIN - Von der strahlenden Gegenwart


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       Prof. Hedwig Ortmanns Rezept "nach Tschernobyl":
       

FRÖHLICHES GEBÄREN UND LUSTIGES JAMMERN!

Prof. Ortmann präsentiert nach Tschernobyl einen "persönlichen Lernprozess". Sie will sich bei der Aufarbeitung der Katastrophe zur "Mittäterin" gemacht haben, was ihr nicht mehr vorkommen soll: "Unterhalb der was-soll-ich-essen-Ebene entdeckt sie... viele Me- chanismen in ihrem Verhalten, die sie zur 'Mittäterin' machen." (zitiert nach taz-Bericht, 24.11.86) Ortmann hat sich nämlich dabei ertappt, "Schutz in der Opferrolle zu suchen" und entlarvt das als "Versuch, sich der Mitverantwor- tung zu entziehen" (ebd.). Da hat sich diese Ortmann doch glatt eingebildet, sie sei das Opfer atomarer Verstrahlung! Und diese Vorstellung fand sie so anheimelnd - schutzspendend (die Frau hat Geschmack!), daß sie sich nun genau das wie einen aberwitzigen Genuß vorwirft. Wer sich als Opfer denkt, der will sich doch nur wohl fühlen in dem Bewußtsein reiner Unschuld, statt sich zu sei- ner eigenen Mittäterschaft zu bekennen, so argumentiert Ortmann. Die alles entscheidende Differenz zwischen Auftraggebern und Nutznießern der Atomenergie, Geschäft und Politik, und dem Rest, der die Wirkungen auszubaden hat, wird so getilgt, ja sogar zum entscheidenden Fehler deklariert, will man überhaupt etwas gegen AKW einwenden. Frau Ortmann kommt es nämlich auf eine Selbstbe- zichtigung an, die die Opfer zu gleichrangigen Tätern erhebt: Zweckrationales Denken, das sei die Quelle allen Übels in uns al- len, mit der endlich Schluß sein muß: "Sie (Ortmann) wünscht sich Fragen, die nicht linear, feststel- lend, abschließend - männlich gedacht sind, sondern als 'Ventil' (gegen Hoffnungslosigkeit) benutzt werden... Die Frauen sollten mit ihrer sinnlichen Vernunft der Rationalität mit all ihren be- drohlichen Folgen Einhalt gebieten." (ebd.) Klar, wenn auch nach Tschernobyl Hoffnung Trumpf bleiben soll, dann ist die Frage nach dem Grund atomarer Verseuchung der Leute viel zu "linear" gestellt. Da könnte ja glatt die "abschließende" Antwort rauskommen, daß das Atomprogramm politischen Zielen ge- schuldet ist, die mit der Zerstörung von Gesundheit lässig kalku- lieren. Wie soll man sich denn mit dieser "Feststellung" heimisch einrichten in seiner Hoffnung! Mehr noch: Wer Gründe für AKW's wissen will, der vergeigt nicht nur jeden positiven Lebenssinn, er beteiligt sich sogar selbst an der Rationalität, die alles Schlechte in die Welt gebracht hat. Es ist ja schließlich kein Wunder, daß die Menschheit verseucht wird, wenn sie dauernd ihre Vernunft gebraucht statt das Denken den Pferden zu überlassen! (Leider hält sich Ortmann sehr wenig an diese Devise, sonst wür- den uns solche Ergüsse wenigstens erspart bleiben!) Da trifft es sich gut, daß die Weiber von Natur mehr zum Fühlen neigen. Der Retter naht. "Warum beantragen wir nicht allen Ernstes eine Klagemauer?... Hedwig Ortmann sieht darin die Angst vor der Reaktion der anderen und die Angst, mit dem 'Jammern' hinter das Erreichte zurückzu- fallen. Warum besinnen Frauen sich nicht ihrer uralten List und Klugheit, um mit dem Yin und Yang-Prinzip Hartes mit dem Weichen zu besiegen, um sich für die biologische Kreativität der Frauen, ihrem Verhältnis zur Natur stark zu machen." Das ist mal ein wirksamer Strahlenschutz: Dreimal täglich an die Klagemauer und zwischendrin ein bißchen "Gebären" (ebd.), damit die "biologische Kreativität der Frau" nicht zu kurz kommt. Widerstand "Modell Klageweib"! Frauen sind einfach ein Vorbild an einfühlsamer Fügung ins Gegebene, dazu noch vortreffliche Gebär- mütter, die das Leben spenden, das für den AKW-Betrieb geradezu- stehen hat. So sieht Geißler die Sache auch. Nur daß das "Widerstand" ist, würde er nie behaupten. zurück