Quelle: Archiv MG - BRD KERNENERGIE ALLGEMEIN - Von der strahlenden Gegenwart
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2 x Hiersemann, 1 x Rau in Regensburg: "Gegen Strahlen helfen
Wahlen!"
DER GAU WAR SUPER - FÜR DEN WAHLKAMPF DER SPD!
Die strahlenden Folgen des zu weiten Teilen von der SPD durchge-
zogenen nationalen Beschlusses, der Republik zur Autarkie in Sa-
chen Energie und Bombe zu verhelfen, ihr also jede Menge interna-
tionaler Erpressungsmöglichkeiten zu verschaffen, sollen sozial-
demokratisch aufbereitet vor allem und ausgerechnet für eines
sprechen: Daß die SPD in Bonn und anderswo das Sagen hat. So ließ
es sich die Partei denn auch nicht nehmen, ihr dickstes Argument
in den vergangenen Wochen gleich zweimal in die bestrahlte Ra-
tisbona zu entsenden, um dieser von der Notwendigkeit zu künden,
neue Herrschaften über sich zu installieren: Der Ersatz-Strauß
Hiersemann war Dauergast in der Regensburger RT-Halle und brachte
am vergangenen Samstag sogar seinen Kanzlerkandidaten mit. Ge-
meinsam und unter geballter Assistenz der örtlichen Sozi-Promi-
nenz ging so gleich zwei Mal das beliebte SPD-Stück von der hohen
Kunst des Leuteeinseifens über die Bühne - beim ersten Mal noch
bürgernah-bodenständig als Fragestudie, während die zweite Auf-
führung die Aussage des Stücks gleich im Klartext über die Rampe
brachte: GEGEN STRAHLEN HELFEN WAHLEN!
Worunter leidet der verstrahlte Bürger?
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Keiner sagt ihm, wo's langgeht!
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Nichts selbstverständlicher für die Regierungsmannschaft auf der
Ersatzbank als die Diagnose, daß die Leute in Wahrheit unter
"gezielter Nachrichtenunterdrückung" und "Desinformation" leiden,
wenn sie verstrahlt werden. Und nicht etwa darunter; daß das Set-
zen des Staats auf Atomstrom zwecks nationaler Größe mit dem si-
cheren Schaden der Bürger als selbstverständlichem Staats-Roh-
stoff kalkuliert. Dem betroffenen Bürger, der wahrlich nicht erst
seit Tschernobyl bemerken könnte, welche Rolle sein Leben, seine
Gesundheit und sein Wohlergehen in den staatlichen Kalkulationen
spielen, gibt die SPD in seiner "Betroffenheit" recht, um dersel-
ben sogleich die rechte Lesart zu verpassen: Nichts steht ange-
sichts einer Verstrahlung, die nun einmal glücklich da und mit
keiner Seife wegzuwaschen ist, weniger an als die Frage nach den
Z w e c k e n, denen sich die strahlenden Dinger verdanken. Dann
stünde ja womöglich der "Vertrauensschwund in die Politik ins
Haus, die SPD-Annuß zielsicher als die eigentliche Katastrophe
"Tschernobyl" entdeckt haben will. Natürlich nicht wegen des Ent-
schlusses der nationalen Politik zu AKWs, WAAs und anderen Unge-
mütlichkeiten - sondern eben wegen dem, als was die SPD den GAU
interpretiert haben will: Die Regierung hat den Katastrophen-
schutz vergeigt, unerhört. Wobei gar niemand behauptet haben
will, durch eine genaue Auskunft über die aktuellen Meßwerte wäre
die gemessene Strahlung weniger gefährlich. Wo sich
p r a k t i s c h angesichts einer längst eingetretenen Gefähr-
dung durch die Kenntnis der Meßwerte überhaupt nichts ändert,
soll es umso mehr darauf ankommen, daß dem verstrahlten Bürger
das Gefühl vermittelt wird, bei seinen obersten Machthabern gut
aufgehoben zu sein - bei denen also, die ihm die Atomdinger vor
die Nase setzen. Darin, so will die SPD entdeckt haben, sollen
die Kollegen von der Christenfraktion schwer versagt haben:
"Niemand hat gewußt, was gemacht werden soll... Die Anweisungen
waren gleich Null."
Wo es nichts zu machen gibt, weil schlichtweg alles auf unabseh-
bare Zeit verstrahlt ist, kommt es umso mehr darauf an, daß der
Mensch klare Anweisungen von oben kriegt, die ihm mitten im
strahlenden Regen das Gefühl vermitteln, bei seinen Herrschaften
gut aufgehoben zu sein dadurch, daß anständig geherrscht wird und
keine Unsicherheit über de Direktiven aufkommt, die von oben ans
Volk ergehen!
Worauf also hat der Bürger ein Recht?
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Auf eine Führung, die ihm sagt, was sie mit ihm vorhat!
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Die SPD zitiert den Bürger ganz selbstverständlich als Opfer der
Machenschaften seiner Nation, als einen, der alles mitzumachen
und auszubaden hat, was ihm von oben präsentiert wird. D a r a n
soll gerade nicht gerüttelt werden aber beim M i t m a c h e n
soll dem Bürger Gerechtigkeit widerfahren. Das wahre Opfer von
"Tschernobyl" soll der Mensch laut SPD dadurch geworden sein, daß
er "als m ü n d i g e r Bürger" nicht als solcher behandelt
worden sei. Die SPD entdeckt das Grundrecht des Menschen darauf,
beim Untertanendasein von seinen Herrschaften keine Sekunde dar-
über im Unklaren gelassen zu werden, welche Schädigung ihm ins
Haus steht und was von ihm verlangt ist. Sein Untertanendasein,
so die SPD, verdient A n e r k e n n u n g: das unterstellte
Opfer darf sich ausgerechnet damit schmeicheln lassen und kommt
darin zu seinem von der C-Mannschaft angeblich mit Füssen getre-
tenen Recht, daß "mündigen Bürgern" wie ihm die ganze Wahrheit
statt "gezielter Nachrichtenunterdrückung" schon zugemutet werden
kann: Die schonungslose Offenheit in Sachen Schädigung hält er
schon aus, ohne an seinem Staat zu zweifeln! Mit diesem hemmungs-
losen Lob des Untertanen dafür, alles, aber auch wirklich alles
willig zu schlucken und dem Versprechen, dies ganz heftig zu ho-
norieren durch unmißverständliche Direktiven und eine starke Hand
beim Leuteverheizen - als ließe in d e r Hinsicht die CDU/FDP
Wünsche offen -, stellt sich der dicke Hiersemann inmitten seiner
Parteigenossen vors Wahlvolk und zieht den Schlager seiner Partei
aus der Tasche:
Wir benennen das nationale Atomprogramm um:
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Ab heute heißt das "Einstieg in den Ausstieg"!
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"Umdenken" soll laut SPD ja bekanntlich das ein, was uns allen,
Qpfern wie Tätern, "nach Tschernobyl" am besten zu Gesicht steht.
Vorbildlich auch hier die Genossen, die gleich so "gründlich um-
gedacht haben, daß sie nach jahrelang forcierter Bestückung der
Republik mit AKWs glatt zu dem Urteil gelangt sind, daß die Na-
tion die Dinger nur exakt solange braucht, wie sie sie braucht -
keinen Tag länger. So gelingt mühelos der glatte "Einstieg in den
Ausstieg" aus der Atomenergie, der so dringend geboten sein soll,
daß er unmöglich zu machen geht. Zum Kronzeugen hierfür macht
sich die Stimme des wissenschaftlichen Fachmanns immer gut - eine
Rolle, die der Regensburger Prof. OBERMAIR, Gustav, seit Jahren
souverän beherrscht und immer dann spielen darf, wenn es gilt,
potentiellen Unmut über den Staat auf die Mühlen einer alternati-
ven Staatsführung zu lenken. Ein kleines Meisterwerk, wie der
Professor da die Kurve von der Einsicht in die sehr prinzipielle
Unbeherrschbarkeit und Gefährlichkeit der AKWs zu der Notwendig-
keit kratzt, die Dinger keineswegs abzuschalten:
"Die Konsequenz aus Tschernobyl, so Physiker Obermair, sei der
Ausstieg aus dieser "unbeherrschbaren und lebensbedrohenden Atom-
technik" (interessant, wer da lebensbedroht: Das Atom - und nicht
etwa diejenigen, die den Entschluß fassen, es in den Staatsdienst
zu übernehmen!) alle Behauptungen, Atomreaktoren seien sicher,
"sind absolut unhaltbar!" Dieser Ausstieg könne aber nicht durch
sofortiges Abschalten der Kraftwerke erfolgen." (MZ 16.5.)
Ei, warum denn nicht?! Darum: Der Physiker hat errechnet, daß so
ein Ausstieg "uns" glatt 10 Md. DM "kosten" würde - wer soll das
bezahlen? Eine interessante Entdeckung, daß das
U n t e r l a s s e n von etwas, das Abschalten mehr "kostet"
als einen Knopfdruck! Ganz selbstverständlich rechnet der verant-
wortungsbewußte Naturwirt hier offenbar all das sub specie
"Kosten" zusammen, was er eben nur mit Kernenergie garantiert
sieht: Entgangenen Gewinn, alternative Vorkehrungen zur Sicherung
billiger Engergie für eine gewinnträchtige Ausbeutung, in den
Sand gesetzte, selbstverständlich per Strompreis wieder her-
einzuholende Aufwendungen von Staat und Energiewirtschaft usw.
usw. Ganz abgesehen davon, daß es allemal (s)ein politischer
E n t s c h l u ß ist, irgendeine Summe, und sei sie noch so
fiktiv, für zu hoch zu befinden - in Relation zu was denn eigent-
lich?! Klar, wenn man all die mit der Atomenergie verfolgten und
beförderten nationalen Zwecke als selbstverständlich unterstellt,
dann wird sich Ersatz schwerlich finden lassen!
Der S a c h e nach ist es also durchaus das gleiche, ob man -
wie die herrschenden Herren Christenmenschen - den GAU zum Anlaß
für ein entschiedenes JA zur Atomkraft ohne Wenn und Aber nimmt
und verkündet, daß "wir" ohne halt nicht auskommen - also die
Schäden zu tragen haben - oder ob man wie die alternative Regie-
rungsmannschaft die Bekanntgabe, daß "wir" ohne AKWs deren Zweck
nicht verfolgen können wollen, mit einem "leider" garniert und
das Versprechen gibt, AKWs nur solange nicht abzuschalten, wie
man sie angeschaltet lassen will. Zum Nutzen des Bürgers, ver-
steht sich, der ja, wie die Nation schon seit Kanzler Schmidts
Zeiten weiß, ohne AKWs im Finstern in der Steinzeit hocken würde.
Nur - in die richtigen Hände gehört er schon der 'Atomstaat',
weil unter Herrschaft der SPD die bestehenden AKWs, "prinzipiell
unsicher" wie sie sind, offenbar gleich aufhören zu strahlen und
eine SPD-Regierungsmannschaft allemal die effektivste Notkühlan-
lage ist.
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