Quelle: Archiv MG - BRD KERNENERGIE ALLGEMEIN - Von der strahlenden Gegenwart
zurückDIE BRD KAUFT ATOMMÜLL
Der Ausstieg aus dem Einstieg in den Ausstieg aus der Atompolitik Na sowas! Da durfte man seit dem Ende von Wackersdorf erfahren, daß dies der Anfang vom langfristigen Ausstieg aus der Atomener- giepolitik sei - und dann muß die "BamS" folgendes enthüllen: "Atommüllskandal! Bonn hat für 40 Millionen Mark Cäsium 137 und Strontium 90 aus einer US-Atomwaffenfabrik gekauft. Das hoch- strahlende Material soll im Salzstock bei Asse (Niedersachsen) gelagert werden, um damit den Salzstock auf eine Endlagerung hin zu erproben." Wo ist da der Skandal? Sind es etwa die 40 Millionen, die für Müllbeschaffung rausgeworfen werden, während man sich doch sonst die Müllbeseitigung gut bezahlen läßt. Nein, dieses Mal sind es ausnahmsweise nicht die Finanzen, sondern das Prinzip: "Erst ein Schritt zurück - nach den heftigen Protesten wird die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf wie eine heiße Kartoffel fallengelassen - und nun wieder ein Schritt vor: Für viel Geld hat Bonn in Amerika Atombombenmüll gekauft." ("BamS"-Kommentar) Manchmal sind Journalisten halt nachtragend. Da agitiert diese Zeitung jahrelang ihre Leser für die Unabdingbarkeit der WAA in Wackersdorf, erklärt jeden, der vor dem Bauzaun in der Oberpfalz auftaucht, zum Halbterroristen; dann muß sie die Enttäuschung er- leben, daß die ganze Aktion von Atomindustrie und Regierung abge- blasen wird - zwar nicht wegen terroristischer Proteste von der Straße, aber irgendwie hat es ja geradezu so ausgesehen: Das hat die Zeitung fürs arbeitende Volk gerade noch auf die Reihe ge- bracht. Denn dazu konnte sie immer noch die Lehre verkünden, daß Atommanager und -politiker noch viel vorsichtiger und grüner sind als alle Umweltschützer. Aber wie soll sie jetzt dem deutschen Bürger erklären, daß die ganze Sache ohne Wackersdorf mehr denn je weitergeht? Da wird "BamS" ärgerlich und beinahe ehrlich. Jetzt heißt es nicht mehr, daß die Energieversorgung mit dem Atom nicht nur die sauberste, sondern darüber hinaus auch bombensicher sei. Atommülltransporte durch die BRD - kein Problem! Gefährdung der Arbeiter in AKWs wg. Strahlung - nie und nimmer. Jetzt heißt es: "Die Spaltprodukte Cäsium 137 und Strontium 90 wurden aus hoch- gradig strahlendem, flüssigem Nuklearabfall gewonnen, der in ein- hülligen Tanks in Hanford aufbewahrt wurde. Durch die Hitzeent- wicklung des Cäsiums und Strontiums hatten einige Tanks bereits Lecks bekommen." (Ein Leck gefährlich? War nicht eben noch ein Leck im KKW Ohu zum Nichtproblem erklärt worden?) "Obwohl abgeschirmt, strahlen die Kanister während des Transports noch so stark, daß eine Person, die sich eine Stunde lang rund einen Meter vom äußeren Verpackungscontainer aufhält, so viel Strahlung abbekommt wie bei einer Röntgenaufnahme der Lunge." (BamS, 1.10.89) (War das nicht immer ein Maß für Harmlosigkeit und jetzt steht dieselbe Dosierung plötzlich für Gefährdung der Gesundheit?) Das alles kann "Bild am Sonntag" sich nicht mehr erklären. Dabei ist die Hauptsache so einfach: Als "Einstieg in den Ausstieg aus der Atompolitik" war die Aufgabe der WAA in Wackersdorf nie ge- dacht; und eine Nation, die risikofreudig genug war, eine riesige Atomindustrie aufzuziehen, bewältigt auch ohne Rücksicht auf Ver- luste alle anstehenden Konsequenzen. zurück