Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK INNERE-SICHERHEIT - Vom demokratischen Kontrollwesen
zurückDER STASI-STAAT IM OSTEN VERSCHWINDET - DER GESAMTDEUTSCHE STASI IST IM KOMMEN.
Das feindliche sozialistische System im Osten ist weg. Was machen da die freiheitlichen Geheimdienste, die dieses System und seinen Einfluß im Westen zu bekämpfen hatten? Na klar: Sie machen weiter. Beim Verfassungsschutz stehen weder Kurzarbeit noch Entlassungen an. Im Gegenteil: Für Gesinnungs- schnüffler und politische Polizisten gibt es jede Menge neue Auf- gaben. Zum Beispiel die Stasi-Akten im Osten durchforschen - was für die ehemaligen sozialistischen Staatsschützer wichtig war, kann für deren demokratische Kollegen von genau demselben Interesse sein. Außerdem heißt es 2 Millionen alte SEDler unter die Lupe nehmen und vor allem ein paar Hunderttausend Mitgliedern der demokrati- schen SED-Nachfolgerin PDS auf den Fersen bleiben: Daß die nicht unbewacht durchs neue freiheitliche Deutschland ziehen dürfen, versteht sich für einen anständigen freiheitlichen Staats- sicherheitsdienst ganz von selbst; und wer soll es denn machen, wenn nicht die erprobten Kommunistenfresser aus dem Westen?! Daß der SED-Staat weg ist, stimmt dessen demokratische Bekämpfer nicht versöhnlich; im Gegenteil: Statt einen äußeren Feind zu be- kämpfen und jeden unter Kontrolle zu halten, der im Verdacht steht, zu diesem Feind zu halten, haben sie nun um so mehr - und um so schärfer! - i n n e r e Feinde fertigzumachen. Außerdem soll der Verfassungsschutz im neuen Deutschland sich mit bloßer Gesinnungsschnüffelei nicht mehr zufriedengeben müssen. Das hat er zwar noch nie getan; aber jetzt wird es offiziell: Er soll sich in die "vorbeugende Verbrechensbekämpfung" einschalten. Also politische Sünder und andere Verbrecher dingfest machen, die noch gar keine sind. Ein interessanter Auftrag! Wie macht man so was wohl: Verbrecher bekämpfen, bevor sie welche werden? Ganz einfach: Alle möglichen Leute überwachen, die noch gar nichts ge- tan haben; nach dem Motto: Was nicht ist, kann ja noch werden. Bei diesem Geschäft treffen sich die Verfassungsschützer dann - noch viel häufiger als bisher - mit der bayerischen Polizei. Ins Gesetz über deren Aufgaben hat nämlich die CSU dasselbe hinein- geschrieben: "vorbeugende Verbrechensbekämpfung" unter Einsatz aller "geheimdienstlichen Mittel" - versteckte Kameras und Mi- krophone, V-Männer, Abhören ohne umständliche Genehmigungs- verfahren ... - und zwar logischerweise gegen Leute, die noch gar keine andere Sünde begangen haben als die: bei der politischen oder der Kriminalpolizei des Freistaats in irgendeinen Verdacht geraten zu sein. Oder auch nur mit einem Verdächtigen im gleichen Haus zu wohnen. Oder mit einem solchen Hausbewohner telefoniert zu haben. Oder... ------- Der demokratische Staat hat sich schon immer die Freiheit genom- men, die Privatsphäre seiner Bürger zur geheimdienstlich durch- leuchteten Staatsangelegenheit zu machen. Aber das war manchmal noch für einen "Skandal", eine "Abhöraffäre" oder etwas Ähnliches gut, weil es nicht ganz erlaubt war. Der neue großdeutsche Staat erklärt das alles zu seinem guten Recht. Und er gibt außerdem seinen Geheimdienstlern den Auftrag, private Ungehörigkeiten de- nunziatorisch aufzudecken, damit erst gar nichts Verbotenes dar- aus werden kann. Was die deutsche Demokratie da zum R e c h t s z u s t a n d macht: War haargenau das nicht bis neulich noch "sozialistisches U n r e c h t" und "Stasi-Verbrechen"? Doch, schon. Aber was soll's! Die Demokratie genehmigt sich i h r e n Stasi nach al- len Regeln der parlamentarischen Kunst, mit einer satten Mehrheit und in Gesetzesform. Und damit wird aus Unterdrückung - die Frei- heit in Person! zurück