Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK AUSLAENDER - Von der Sortierung der Leute
zurück
Verschiedene Sorten Ausländerfreunde am Peter-Vischer-Gymnasium
Die Wogen, schreibt die NN, sind längst wieder geglättet. Na, das
ging aber schnell. Alles ein Mißverständnis? Scheint fast so. Je-
denfalls war das Ganze nur ein Streit ums Gleiche: Zwischen einer
liberaler völkerverständigungsmäßigen und einer strenger deut-
schen Fassung des Schulziels:
INTEGRATION DER AUSLÄNDISCHEN MITSCHÜLER
Diejenigen, die Direktor Lang der Ausländerfeindlichkeit verdäch-
tigt hatten, haben sich, wie es scheint, von der Beteuerung des
Gegenteils und vom Verweis auf die bisherigen Intergrationslei-
stungen des Schulleiters beruhigen lassen. Daß "Integration" der
jungen Leute ohne deutschen Paß unbedingt sein muß und für diese
eine feine Sache ist, steht für alle Parteien außer Zweifel.
Worum es bei der vielgerühmten und allseits anerkannten Aufgabe
der Integration aber geht, wird kaum irgendwo deutlicher als am
Peter-Vischer-Gymnasium, einer höheren Schule, die immerzu und
angestrengt so tut, als müßten die jungen Ausländer, die "es"
doch auch nach deutschen Maßstäben schon "weit gebracht" haben,
furchtbar in die deutsche Gesellschaft hereingeholt oder in sie
hineingebracht werden.
= Deutsche Gesinnungsnationalisten ziehen
-----------------------------------------
Gerade die "weiterführenden Schulen" mögen sich nie und nimmer
auf Wissensvermittlung beschränken, die es dann ihren Zöglingen
überließe, was ihnen gut, was schlecht, was ihnen wichtig, was
unwichtig dünkt: Wie ihre deutschen Mitschüler sollen die jungen
Ausländer nicht zu einer sachlichen Prüfung, sondern zur
"Bejahung unseres demokratischen Staates" erzogen werden. Der zu-
künftigen Elite soll die "Bereitschaft, Verantwortung für die Ge-
meinschaft zu übernehmen" und jederzeit die freiheitlich demokra-
tische Grundordnung" gegen begründete oder unbegründete Kritik zu
verteidigen, beigebracht werden.
Wie bei allen Schülern wird der Test auf die Gesinnung nur zum
Teil im Deutsch-, Sozialkunde-, Geschichts- und Ethik-Unterricht
durchgezogen: Nie ist sich der verantwortliche Kinderführer
(griech.: Pädagoge) sicher, ob die Schüler nur opportunistisch,
wegen der Noten ihre Staatsbekenntnisse in die Aufsätze schrei-
ben. - Deshalb gibt es noch das Fach: Betragen, in dem die
p r a k t i z i e r t e Gesinnung einer Benotung unterzogen
wird: An und für sich belanglose Äußerlichkeiten werden zu Symbo-
len der Einstellung (und von den so Beaufsichtigten durchaus auch
als solche Signale gewollt) - so daß sich alles auf dem Felde von
Bekenntnis zu oder Ablehnung der guten Sitten abspielt: Wer allzu
ungepflegt gekleidet ist -, dem paßt wohl etwas nicht; wer Lehrer
nicht grüßt, will wohl provozieren usw.
Dieses Mißtrauen, das die Menschenbildner der zukünftigen Elite
auch in ihre reinrassigen, mit deutschem Paß geborenen Zöglinge
setzen, wird sehr grundsätzlich, wenn es sich um nicht deutsch
gebürtige Landesbewohner handelt: Wollen die nur bei uns etwas
werden, oder sind sie richtige gute Deutsche geworden? Dienen sie
wirklich dem deutschen Staat - oder doch heimlich lieber dem tür-
kischen?
Daß die ausländischen Schüler alles machen, was ihre Schüler-
pflichten sind, zählt als Gegenbeweis noch lange nicht. Ob sie
dies aus innerer Überzeugung tun, ohne Vorteilsrechnung, aus der-
selben blöden Gesinnungstreue wie einheimische Nationalisten -
das ist die unbeantwortbare nationalistische Kontrollfrage, die
ab sofort nach Indizien des Gegenteils sucht:
- Türkenkinder reden türkisch im Pausenhof - aha! Da wollen wel-
che nicht so deutsch sein, wie wir sie machen!
- Ein Kopftuch auf dem Haupt junger Damen! - Da sperrt sich eine
gegen ihre Integration!
- Türkische Frau läuft zwei Schritte hinter dem Mann. - Ein An-
griff auf die freiheitliche und deutsche Gepflogenheit des
Parallel-Laufens!
Direktor Lang möchte der Freiheit der türkischen Frau am liebsten
durch ein Verbot auf die Sprünge helfen: Kopftuch runter - das
macht frei!
Nur freiwillige Gesinnungsdeutsche sind echte.
----------------------------------------------
In diesem Ziel ist sich das Lehrerkollegium mit Direktor Lang
durchaus einig: Weil sie die Jugendlichen zu diesem Ziel bringen
wollen, setzen sie aber lieber auf Freiwilligkeit:
"unsere Bildungsarbeit (ist) geprägt von dem Bemühen, unsere aus-
ländischen Schüler auf der Basis der Freiwilligkeit weitgehend in
die Schulgemeinschaft zu integrieren... (NN 8./9.3.)
"Das aus pädagogischen Gründen erlassene Verbot für Ausländerkin-
der, auch in der Pause auf dem Schulhof ihre Muttersprache nicht
zu sprechen, soll auf Anregung einer Lehrerin künftig als Empfeh-
lung gewertet werden. Denn ein Zwang durch Verbote ist sicher
nicht der richtige Weg, um Lernziele durchzusetzen und die
sprachliche Integration in den Klassen durchzusetzen." (NN 25.2.)
Auch dieser Lehrerin ist es überhaupt nicht gleichgültig, was -
und in welcher Sprache - die Schüler dann reden, wenn Pause ist;
wenn es also um nichts geht und jeder macht, was er will. Nein,
sie sollen partout deutsch und mit deutschen Schülern reden, als
ob sonst jeder mit jedem auf dem Pausenhof Brüderschaft schließen
würde. Nein, für sie als zu Integrierende gehört es sich unbe-
dingt, auch in der Freizeit andere nationale Gepflogenheiten als
deutsche zu unterlassen.
Aber natürlich freiwillig! Und wie kriegt man sie dazu? Indern
man sie ein bißchen hofiert:
Ich deutsch, du türk.
Türk gut, gut.
Also:
Deutsch gut!
Ganz so wie die berühmte Völkerverbrüderung auf dem Campingplatz
klingt das natürlich nicht, wenn ein Oberstudienrat das Programm
formuliert:
"Wir sollten nicht nur verlangen, daß sich die Ausländer den
deutschen Gepflogenheiten anpassen, sondern uns bemühen, ihre An-
dersartigkeit in Kultur und Religion verstehen zu lernen." (NN
25.2.)
Was wird denn jetzt schon wieder verlangt? Die Umkehrung von Di-
rektor Langs Wertung: Findet er, daß es eine Beleidigung für
einen deutschen Demokraten ist, wenn in seinem Land Türkenfrauen
hinter ihren Männern hertrotten, dann soll man das jetzt umge-
kehrt als "kulturelle Anderartigkeit verstehen". Verstanden ist
das schnell - aber wie immer, wenn Lehrer von "verstehen" reden,.
meinen sie nicht kapieren, sondern respektieren.
Was nun aber daran schätzenswert und respektabel sein soll, daß
in der Türkei Frauen traditionell eine untergeordnete Rolle spie-
len, wüßten wir wirklich gerne. Daß es eben deren Tradition ist?
Das blöde Argument sollte man lieber auch für die deutschen Tra-
ditionen nicht gelten lassen, anstatt es noch auf die Türken aus-
zudehnen. Und ihr Allah, an den Deutsche nicht glauben, weil sie
ihren Christengott haben, verdient auch nicht mehr Respekt als
die einheimische Trostideologie.
Entweder ein Verbot gegen oder eine Verbeugung vor türkischen Ei-
genarten kennt die Schule; nur kein normales Benehmen: Weil es um
Integration, um die Erziehung der Ausländer zum Deutschtum geht,
mag man sie einfach nicht in Ruhe lassen und im übrigen von ihren
Gebräuchen halten, was man will.
Völkerverständigung - eine anstrengende
---------------------------------------
Aktivität guter Nationalisten
-----------------------------
Was den Lehrern Mittel zum Zweck ihrer Integrationserziehung ist,
das Hofieren nationaler Gebräuche zwecks übernehmen der deut-
schen, wird am Peter-Vischer-Gymnasium zum allgemeinen guten Ton:
Alle sollten nett zu den Ausländern sein, damit diese sich hier
heimisch fühlen und die BRD als ihr Land ansehen.
Dafür wird einiges getan: Jetzt treffen sich Klassen nach der
Schule zu Parties, n i c h t, w e i l die Schüler einer Klasse
miteinander können, sondern d a m i t Ausländer und Deutsche
miteinander können. Da heißt es dann aufpassen; auch Freizeit ist
deutsche Pflicht - und manches kann danebengehen, wenn die Demon-
stration von Good-Will gegen andere Nationalitäten als privates
Vergnügen verkleidet werden muß: Hoffentlich sondern sich die
türkischen Mädchen nicht wieder ab; hoffentlich respektieren die
auf Völkerverständigung eingestellten deutschen Buben die Tabus,
sonst ist die Harmonie der Nationen dahin und die türkischen
Jungs müssen ihre geschätzte Kultur mit einer kleinen Schlägerei
verteidigen.
Bei Ausländertag und Völkerverständigungs-Feten tritt endgültig
der Mensch nur mehr als Deutscher (oder Türke) an; jeder hat sein
Verhalten auf die Feinfühligkeit der geschätzten anderen Nation
hin zu kalkulieren und sich als Botschafter seines Landes aufzu-
fahren: Am Schluß hat sich dann die deutsche Nation vor der Tür-
kei verbeugt, die von dem ausländischen Mitschüler repräsentiert
wird.
Wer zu Ausländern nett ist, weil sie Ausländer sind (gegen Katho-
liken würde sich ein Protestant nie so albern benehmen!), spinnt
genauso, wie der, der gegen Ausländer ist, weil sie Ausländer
sind: Er verhält sich nämlich zu 100% als deutscher Nationalist;
er will nichts als ein verantwortungsvoller Deutscher sein und
das Deutschlandbild der Ausländer nicht von den Skinheads bestim-
men lassen. Daß man aber partout seine Rechte und Pflichten,
seine Interessen und seinen Geschmack aus der Zugehörigkeit zu
einem Staat ableitet, in dessen Machtbereich man zufällig geboren
wurde - das genau ist ebenso der Grund der Ausländerfeindlich-
keit.
Wohlgemerkt: Wenn eine deutsche Frau einen ausländischen Mann
liebt, wenn Inländer mit Türken kicken oder diskutieren, dann
wissen sie schon, was sie voneinander haben. Und wenn sie gleich-
zeitig Millionen anderer Deutscher und Türken links liegen las-
sen, dann interessieren die sie eben nicht. Dann lieben und kic-
ken sie aber nicht als Deutsche und nicht wegen der Bekämpfung
der Ausländerfeindlichkeit.
Die Schule findet das deshalb zwar nicht weiter schlimm, aber
verantwortungslos. Sie will unbedingt Deutsche erziehen - auf
beiden Seiten.
zurück