Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK AUSLAENDER - Von der Sortierung der Leute
zurück Bremer Hochschulzeitung Nr. 99, 10.07.1984 WochenschauEIN DEUTSCHER PROFESSOR
"Gegendarstellung In Ihrer Ausgabe vom 28.6.1984 behaupten Sie, ich hätte in einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Überlegung angestellt, ob Ausländer in der Bundesrepublik strenger bestraft werden sollten, da ihre Strafempfindlichkeit geringer sei. Diese Behauptung ist unwahr. In dem genannten Aufsatz habe ich die Überlegung angestellt, ob bei Straftätern aus Ländern mit einem höheren Strafniveau die Gewöhnung an ihr heimatliches Strafniveau bei der Strafzumessung berücksichtigt werden müsse. Ich habe mich ausdrücklich gegen eine regelmäßige Strafverschärfung gegenüber Ausländern gewendet. gez.: Prof. Dr. Friedrich-Christian Schroeder, Regensburg" (Süddeutsche Zeitung vom 3. Juli) Der Regensburger Ordinarius für Strafrecht Schroeder hat im Frei- staat Bayern öffentliches Aufsehen erregt durch launige Formulie- rungen in Klausuraufgaben für seine Studenten, in denen ein Gast- arbeiter namens "Papagailo" eine deutsche Bürgerin "Frieda Fett- backe" schwängert. "Wie ist die Rechtslage?" Das hat ihm einen Rüffel vom kulturpolitischen Ausschuß des Landtags eingetragen. Vielen Dank, Herr Professor! Wir haben schon geglaubt, Sie mögen uns Ausländer überhaupt nicht. Ihr professorales Mitgefühl, vor allem aber Ihr Gerechtigkeitssinn geht bei mir und meinen Lands- leuten runter wie Butter. Entzückt sind wir insbesondere über die Vorstellung, daß wir uns bereits hierzulande, in der freiheit- lichsten demokratischen Bundesrepublik, die es je gab, an die Rechtszustände unserer türkischen Heimat gewöhnen sollen dürfen. Da macht es uns auch gar nichts aus, wenn sie nach wie vor davon ausgehen, daß wir in Ihrem ausländerfreundlichen Deutschland dem- nächst sowieso nichts mehr zu suchen haben. Viel wichtiger ist es für uns, wenn Sie sich dafür einsetzen, daß die feinen Unter- schiede in der "Strafzumessung" zwischen deutscher und türkischer Rechtspraxis endlich aufgehoben werden. Zum einen finden wir das wegen unserer "geringeren Strafempfindlichkeit" nur gerecht, und zum anderen fällt uns die von deutschen Politikern beschlossene "Rückführung" in die Gefängnisse, Folter- und Liquidationskammern unserer "türkischen Heimat" nur noch halb so schwer. Freundlich- sten Dank also, Herr Professor! gez. Die Ausländer in der BRD und Westberlin - solange es sie noch gibt! zurück