Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK AUSLAENDER - Von der Sortierung der Leute


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EIN HERZ FÜR AUSLÄNDER

hat nicht nur der Ausländerpfarrer Herbert Leuninger, der das öffentlich beschlossene Dahinvegetieren von Asylbewerbern im Zeltlager von Schwalbach durch ein "Protestfasten" zu mildern gedenkt. Indem er solange von "Wasser und Tee" leben will "bis die Zelte für die Flüchtlinge verschwunden und die Menschen in festen Unterkünften untergebracht sind" (FR vom 9.9.86/11.9.86), setzt er ganz auf den guten Willen der Landesregierung und will es bei seinem Leben nicht glauben, daß diese mit den unwillkommenen Ausländern genauso umspringen will, wie sie es tut. Der hessische Verantwortliche für die Herstellung und Verwaltung des Elends im Lager für ausländische Flüchtlinge in Schwalbach kann dieser Sorge Protest einiges abgewinnen. Auch Sozialminister Clauss entdeckt sein gutes Herz für Ausländer - "...im Grundsatz ist es zu begrüßen, wenn Pfarrer Leuninger auf die schwierige Situation hinweist." (FR vom 9.9.86) - indem er die Herzlosigkeit der Bevölkerung brandmarkt und dem Gottesmann eine bessere Betreuung seiner Schafe anempfiehlt: "Statt die Landesregierung anzugreifen, soll er lieber dort protestieren, wo es massive örtliche Widerstände gegen die Nutzung vorhandener besserer Quartiere gibt. Sein Protest sollte die Bevölkerung erreichen, die vielfach besser helfen könnte, wenn sie nur wollte." (FR vom 9.9.86/11.9.86) Das ist stark! Wer bereitet denn den vom deutschen Kapital produzierten ausländischen Hungerleidern hier ihre "schwierige Situation"? Wer stellt diese Leute denn öffentlich in Zelten zur Schau und verweigert ihnen die "Nutzung besserer Quartiere"? Wer bestreitet ihnen die Möglichkeit, ein paar Märker zu verdienen, so daß sie auf eine Sorte staatlicher "Hilfe" angewiesen sind, von der sie garantiert nicht leben können? All diese handfesten, auf Abschreckung un-deutscher Elemente zielenden Entscheidungen bringen brave deutsche Untertanen mit Sicherheit nicht zuwege - auch wenn sie noch so ausländerfeindlich sind. Umgekehrt ist es doch wohl: Seit die Herren Sozialminister täglich verkünden, daß es "zu viele" Asylanten gibt und "wir" "überfremdet" werden und deren demonstrative Kasernierung anordnen, fühlen sich gute Hessen zum Protest gegen die "Asylantenflut" vor ihrer Haustür aufgerufen und berechtigt. Das wiederum gibt den Sozialministern die Gelegenheit, sich in Pose zu werfen, "örtliche Widerstände" zu bedauern, zur Mäßigung aufzurufen und "ausländische Mitbürger" vor dem "Fremdenhaß" in Schutz zu nehmen - und im übrigen die staatliche Abschiebepraxis zu forcieren, im Namen der Ausländer, versteht sich. Noch Fragen, wie Ausländerfeindlichkeit erzeugt und funktional geschürt wird? zurück