Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK AUSLAENDER - Von der Sortierung der Leute


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       Wochenschau
       

MIT DER LÖSUNG DES ASYLANTENPROBLEMS

wie sie in der Neujahrsnacht in Westberlin vorgefallen ist, kann sich ein Kultur- und Rechtsstaat nicht zufriedengeben: Die Justiz der Frontstadt "ermittelt wegen des Verdachts der schweren Brand- stiftung und der Gefangenenmeuterei gegen mehrere Häftlinge", wo- bei nicht bekannt ist, ob es sich um die Verbrannten oder um überlebende handelt, und die Kripo "untersucht", ob nicht beim Wachpersonal "menschliches Versagen" (Innensenator Lummer) vorge- kommen sei. Weder ermittelt noch untersucht wird natürlich fol- gender eindeutiger Tatbestand: Ausländer, die der BRD-Staat nicht (mehr) braucht, werden eingefangen, in Zellen zusammengepfercht, die "Raubtierkäfigen" (Süddeutsche Zeitung) ähneln, und sehr zielgerichtet abgeschoben: Palästinenser ins Reich des jordani- schen Hussein, türkische Linke in die Obhut der heimischen Mili- tärgerichtsbarkeit, Tamilen nach Sri Lanka usw. Wo Abschiebungen Todesurteilen gleichkommen, kann und konnte es nicht ausbleiben, daß Betroffene ihre Vollstreckung lieber in die eigene Hand neh- men. Um jede Diskussion über die Abschiebe p o l i t i k unserer De- mokratie von vornherein zu verhindern, wurde in der Öffentlich- keit zwei Tage lang über die H a f t b e d i n g u n g e n de- battiert. Und das sehr ausgewogen. Der Vorwurf der "Unmenschlichkeit" wurde souverän gekontert mit dem "Argument", man dürfe den "Schein-Asylanten" den Aufenthalt in der Demokratie gar nicht erst irgendwie erträglich gestalten: Die Lust aufs Hierbleiben soll ihnen gleich gründlich vergehen. Der Verdacht, die Brandstiftung in der Zelle wäre ein irgendwie verständlicher Protest dagegen, wurde von Senator Lummer mit einer Auskunft über die zum Zündeln neigende Menschennatur von Ausländern beschrie- ben: "Auch wenn Abschiebehäftlinge in einem hotelähnlichen Voll- zug untergebracht würden, ist die Gefahr der Brandstiftung immer gegeben." Überdies, so implizit Lummer, seien die Haftbedingungen für die Abschiebehäftlinge auch nicht übler als beim "normalen Strafvollzug". "Solche Brandstiftungen finden hin und wieder auch dort statt." Was bleibt also noch zu tun: "Es muß geprüft werden, ob die Behörden alles getan haben, um so etwas zu verhindern." Wie das am wirkungsvollsten geht, verrät die FAZ in ihrem Kommen- tar vom 4. Januar: "Für den Senat kann höchstens der Vorwurf herauskommen, die Abschiebehaft zu sehr ausgedehnt zu haben.... die Folgerung kann nur heißen, daß schneller abgeschoben werden muß." Ein Kultur- und Rechtsstaat wie die BRD samt Westberlin sollte die Eliminierung unerwünschten fremdländischen Menschen- materials nicht "fahrlässiger Tötung" überlassen, sondern zügig, konsequent und effektiv abwickeln: Mit einem Wort: rechtsstaat- lich. zurück