Quelle: Archiv MG - BRD INNENPOLITIK AUSLAENDER - Von der Sortierung der Leute
zurück Warum verdient wer wievielDER GASTARBEITER
Die Frage nach dem gerechten Verhältnis von Lohn und Leistung, sonst überaus beliebt, ist nicht üblich, wenn es um diese Unter- abteilung bundesdeutscher Lohnarbeit geht. Ob als Müllmann, Band- arbeiter oder am Bau, Gastarbeiter sehen sich mit einer etwas härteren Betrachtung konfrontiert. Entweder wir gehören zu ihren "Freunden" und "Verteidigern". Dann sind wir glatt so großzügig, ihre Anwesenheit immer noch für "in Ordnung" zu befinden und haben dafür e i n Argument: Sie machen doch "für uns" die Dreckarbeit. Dafür haben sie auch den Ehrenti- tel "Kollege" verdient, sagt die Gewerkschaft und macht eine Kam- pagne daraus. In bezug auf die Gastarbeiter ist sich eben selbst der letzte Lohnarbeiter nicht zu blöd, so zu tun, als hätte e r sie sich als "Kollegen" bestellt. Oder aber man hat "auch nichts gegen Ausländer", ist aber eher der Ansicht: "Ausländer raus". Auch dafür weiß man Argumente: "Wir" haben nämlich nicht mal genug Arbeitsplätze "für uns". Des- halb muß mit unserer Republik etwas nicht stimmen, wenn sie trotzdem noch hier sind und uns Deutschen unsere Arbeitsplätze besetzen und unseren Lohn "wegverdienen". Zwar glaubt auch kein "Ausländerfeind" im Ernst, daß wegen ihm und seinem Lohn deutsche Fabriken gebaut und deutsches Geschäft gemacht wird, aber wenn es um Ausländer geht, bildet sich gar mancher das Recht ein, deut- sche Arbeitsplätze stünden ihm als Deutschen und nicht den Aus- ländern zu. Den beiden Stellungnahmen zum "Kollegen Türke" ist auch zu ent- nehmen, daß Gastarbeiter als Sonderfall der deutschen Arbeitswelt betrachtet werden. Und das ist keine bloße Ansichtssache oder nur eine Namensgebung. Wie Gastarbeiter behandelt werden und daste- hen, da sind tatsächlich einige Unterschiede zu den einheimischen Arbeitskräften nicht zu übersehen. Unten in der Lohnhierarchie --------------------------- sind sie als Arbeitskräfte in der Regel eingeordnet und werden dementsprechend bezahlt. Das liegt nicht daran, daß die Arbeitge- ber ihre Lohnfestsetzung an der Abstammung ausrichten würden. Diese Art Rassismus ist nicht die Methode des Kapitals, auch nicht die des deutschen. Es gibt keine Lohnkategorie "Ausländer" in deutschen Fabriken. Auch sie gehören "bloß" zur Kalkulati- onsmasse für "hiesige Arbeitsbedingungen", so daß sie mit einem entsprechenden Arbeitsvertrag "sogar" den tariflich fixierten Lohn kriegen. Schließlich kalkulieren kapitalistische Betriebe frei mit Löhnen und Arbeitsplätzen. Beides legen sie fest, lange bevor entschieden ist, ob Mann, Frau oder Ausländer an ihren Ar- beitsplätzen und für ihre Löhne arbeiten darf. Was die Unternehmer an den Ausländern schätzen, ist ihre Freiheit mit billiger Arbeitskraft und nicht nur mit billigen Deutschen kalkulieren zu können. Die Bundesrepublik hat im Einvernehmen mit den Gastarbeiterstaaten für diese Gelegenheit gesorgt. Länder, die so und so viele Arbeitskräfte nicht gebrauchen können, lassen ihre Untertanen ziehen, und die BRD läßt sie rein, weil sie hier gut gebraucht werden können. Für die Gastarbeiter selbst ist das die Chance, Arbeit zu haben als billige Arbeitskraft. Und das bleiben sie auch: Ohne Sprachkenntnisse, ohne "anerkannte" Qualifikation, ohne deutsche Schulbildung bekommen sie dann eben nur Jobs als "unqualifizierte" Arbeiter. Unter die Bedingungen einer "führenden Industrienation" gestellt, können sie eben nichts - außer arbeiten. Freilich ist bei der von ihnen geforderten Arbeit "fließend deutsch" auch gar nicht verlangt, auch nicht von ihren deutschen Kollegen, und auch keine sonstigen "Fertigkeiten". Trotzdem wird das Nichtbeherrschen aller mögli- chen Fertigkeiten, die mit der verlangten Leistung gar nichts zu tun haben, gegen den Lohn geltend gemacht. Das ist bei uns nun mal so Sitte, und soviel an Marktwirtschaft haben sie bei sich zuhause ja auch mitbekommen. Gastrechte ---------- Gäste sind sie und bleiben sie, die "ausländischen Kollegen". Über lauter Sondergenehmigungen wird festgeschrieben, unter wel- chen Bedingungen man sie hier haben will. Da ist ihre "Arbeitser- laubnis" entweder nur "branchengebunden", und die "Vorrangigkeit deutscher Arbeitskräfte" gilt sowieso. Sie fallen nun einmal, da sie keinen deutschen Paß haben, unters "Ausländerrecht". Als Aus- länder sind sie so auch nach längerem Aufenthalt in der Bundesre- publik mit lauter "Angeboten" konfrontiert, wieder abgeschoben zu werden. Arbeitslose gibt es unter ihnen ja auch. Ihre Be- reitschaft, alles in Kauf zu nehmen, ist letztendlich doch wieder nichts wert, wenn nicht ein staatlich abgesegneter Bedarf deut- scher Betriebe an ihrer Arbeitskraft angemeldet ist. Für ihre in jeder Hinsicht trostlose Perspektive haben sich die Gastarbeiter den passenden trostlosen Standpunkt zugelegt: "Nehme jede Ar- beit!", kein Geld ausgeben und sparen für die Zeit danach. Diese unterwürfige und anspruchslose Dienstbarkeit wird vom deutschen Geschäftssinn genutzt oder auch nicht. zurück