Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT TARIFPOLITIK - Von Lohnrunden ohne Lohn


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 92, 02.05.1984
       
       Tarifrunde '84:
       
       Staat, Kapital und Gewerkschaft machen
       

KLASSENKAMPF VON OBEN IM NAMEN DER ARBEITSLOSEN

Klassenkampf von oben findet tagtäglich statt. In den Betrieben, wo das Kapital einstellt und entläßt, mit Rationalisierungen, Überstunden, Kurzarbeit, Arbeit zu jeder Tages- und Nachtzeit die Arbeitskraft der Arbeiter für den Aufschwung der Wirtschaft be- nutzt. In Regierungen und Parlamenten, die Steuererhöhungen, Sen- kungen des Arbeitslosengeldes, "Flexibilisierungen" des Arbeits- rechts, Vorruhestandsregelungen usw., usw. beschließen. Daß dies alles dem Lohn und der Gesundheit der Arbeiter schlecht bekommt, ist niemandem ein Geheimnis. Nichts wäre also nötiger als ein Klassenkampf von unten - also die Abwehr der Schäden, die den Arbeitern von Staat und Kapital beschert werden, ein Kampf um die Verbesserung ihrer Lage. Der ist allerdings ziemlich aus der Mode gekommen. Klar: b e k l a g t werden darf die Lage der arbeitenden Klassen im- merzu. Sich dagegen aufzulehnen "verträgt" "die Wirtschaft" dage- gen nicht. Ein Kanzler Kohl befindet es für "dumm und töricht", weniger arbeiten und mehr verdienen zu wollen. Ganz umstandslos erklären Staat und Kapital ihr Interesse zum alleinigen Maßstab, dessen, was einem Lohnempfänger hierzulande zusteht - und sind sich offenbar sicher, daß ihnen von keiner maßgeblichen Seite entgegenschallt: "Und euer maßloses Interesse an Gewinn verträgt unser Lohn und unsere Gesundheit nicht!" Nein - deutsche Gewerkschaften plagen ganz andere Probleme: die "Beschäftigung", die "gerechte Verteilung der Arbeit", die "Rettung des sozialen Friedens". Grund genug , sich einmal fol- gende Fragen vorzulegen: - Was wollen sie eigentlich, die IG Metall und die IG Druck, in der angeblich "härtesten Tarifauseinandersetzung in der Ge- schichte der BRD"? - Worüber streiten sie sich eigentlich mit den Arbeitgebern wenn es um die Verbesserung der Lage der Arbeiter eingestandenermaßen und ausdrücklich nicht gehen soll? - Was treibt sie denn, sich immerzu Sorgen um den Zustand "der Wirtschaft" zu machen, die ihre Mitglieder so schrankenlos be- nutzt? Kurz: auf wessen Seite stehen eigentlich die Gewerkschaf- ten in dem Klassenkampf, den Staat und Kapital gegen die Arbeiter veranstalten? "Versagen" sie, wie viele meinen, bei der Durchset- zung von Arbeiterinteressen? Oder beteiligen sie sich nicht viel- mehr im Namen der Arbeiter am Klassenkampf von oben? Und die Arbeiter? Lohnt sich f ü r s i e die in Urabstimmung und Streik verlangte "Solidarität" mit ihrer Organisation? Oder sollen sie bloß die nützlichen Idioten einer Gewerkschaftspolitik spielen, die gegen sie gerichtet ist? Um die Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen geht es auf der Veranstaltung der MARXISTISCHEN GRUPPE. zurück