Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT OETV - Von den Billigtarifen


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       Wochenschau
       

DER TARIFABSCHLUSS IM ÖFFENTLICHEN DIENST

wird sich noch etwas verzögern, obwohl in der S a c h e weitge- hende Übereinstimmung herrscht. Partnerschaftlich sind die Tarif- kontrahenten nämlich längst übereingekommen, daß für Arbeiter und Angestellte bei Bund, Ländern und Gemeinden auch im nächsten Jahr materiell nur eins drin ist, nämlich noch weniger als bislang schon. Die ÖTV schluckte selbst die unverfrorene Sprachregelung, daß es sich bei den Zusatzversicherungen, für die schließlich be- zahlt worden ist, um nach Ausscheiden aus dem öffentlichen Dienst ein paar Mark mehr zum Leben zu kriegen, um eine "Überversorgung" handeln soll. Diese werden auf maximal 90% des letzten Nettoein- kommens 'runtergestrichen, und die Einzahler können sie als ver- lorenen Staatshaushaltskostenzuschuß abschreiben. Frau Wulf-Ma- thies stieß in der Großen Tarifkommission keineswegs deswegen auf Widerspruch, weil sie ausgerechnet "die von den öffentlichen Ar- beitgebern eingeräumten großzügigen Übergangsregelungen bei der Begrenzung der Zusatzversorgung" lobend hervorhob. Diebstahl a u f R a t e n - das ist 1983 die "Großzügigkeit" der öffent- lichen Hand. Was die Tarifkommissionäre störte, ist allein die M o d a l i t ä t des Lohn- und Gehaltabzwackens, die sich im öffentlichen Dienst auf 18 Monate erstrecken soll. Damit es nicht so aussieht, als habe die ÖTV bereits dieses Jahr das von Stol- tenberg vorgesehene Tarifmoratorium im nächsten Jahr ratifiziert, legte sich die Große Tarifkommission mit knapper Mehrheit zunächst einmal quer. Wer für F o r m a l i t ä t e n "kämpft", seine Mitglieder womöglich gar dafür und für höchstens ein paar Dezimalstellen hinter dem Komma antreten läßt, der muß sich in der Tat sagen lassen, daß er einen Streik r i s k i e r t, weil dabei, gleichgültig wie's ausgeht, für Arbeiter und Angestellte nichts Bares zu holen ist. Für journalistische Schleimschlecker, die die Bonner Wende "saltissimo" mitvollzogen haben, ist es aber schon d e r S k a n d a l, daß aus Stuttgart überhaupt ein Nein laut geworden ist. Am gleichen Abend noch Emil Obermann in den ARD-"Tagesthemen": "Ein Schlag ins Kontor, der absolut nicht in die Landschaft paßt!" Und in der "Süddeutschen Zeitung" vom 3. Juni leitartikelt Herr Barbier den jetzt fälligen Faschismus an der Arbeitsfront ein: "Wenn die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sich nicht durch die Borniertheit ihrer Funktionäre zu einer schmarotzenden Randgruppe der Gesellschaft degradieren las- sen wollen, dann muß die... Basis nun das Heft in die Hand neh- men." Die gesunden Kräfte im Volk mobilisieren, um den Parasiten am Staatskörper das Handwerk zu legen - das ist heute liberal. zurück