Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT OETV - Von den Billigtarifen


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       Wochenschau
       

EINE STREIKDROHUNG IN DER BRD

ist mittlerweile für die Öffentlichkeit Anlaß genug, die Frage aufzuwerfen, ob da nicht ein "katastrophenähnlicher Notstand" auf "uns" zukommt. Da braucht der Kluncker bloß mit der Möglichkeit eines Streiks im öffentlichen Dienst zu drohen, nicht etwa um die von der Regierung beschlossenen materiellen Verluste seiner Mit- glieder zu vermeiden, sondern dafür, daß seine Gewerkschaft gleichberechtigt und in regulären Tarifverhandlungen mit dem staatlichen Arbeitgeber über weitere Opfer der Arbeiter und Ange- stellten mitbeschließen darf. Und schon geht ein Sturm der Entrü- stung durch denselben bundesdeutschen Blätterwald, der in einer Tour die polnischen Arbeiter zu ihren "berechtigten" Streiks be- glückwünscht hat und jetzt (Krokodils-)Tränen über die Abschaf- fung des Streikrechts und die Zerschlagung der Gewerkschaft ver- gießt. Kaum daß im eigenen Land eine Gewerkschaft auch nur öf- fentlich mit dem Gedanken spielt, das im goldenen Westen doch so selbstverständliche Streik r e c h t auch zu g e b r a u c h e n, da hält man ihr auch schon nachdrücklich entgegen, daß es sich dabei um einen einzigen M i ß b r a u c h des Streikrechts, nämlich um schiere "Erpressung" handle. Diesel- ben Leute, die seit Jahren Tag für Tag gegen beim Bürger vermu- tete Ansprüche gegenüber dem Staat zu Felde ziehen ("kein Selbst- bedienungsladen" etc.), entdecken plötzlich im Staatsapparat ein einziges volksfürsorgliches Dienstleistungsunternehmen, um der ÖTV vorwerfen zu können, j e d e r Streik im Staate sei eine zutiefst sozialschädliche Angelegenheit zu Lasten aller braven Bürger, denen ein "von der Fülle seiner Macht berauschter" Ge- werkschaftsboss Kluncker den Strom für den Kühlschrank abschalten wolle. Da wird dann inmitten der freiesten Demokratie ganz unver- hohlen und besten Gewissens mit einer "Einschränkung der Ta- riffreiheit" gedroht, die durch Klunckers "undiplomatische Worte" geradezu "provoziert" werde (Süddeutsche Zeitung). zurück