Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT IG-METALL - Gleiche Arbeit und Armut für alle
zurück In der Gewerkschaftspolitik tut sich was:NOCH 'NE WENDE
Die IG Metall ist es leid, daß alle ihre Proteste und Verbesse- rungsvorschläge, alle ihre Warnungen und kritischen Beiträge zur Politik der Nation ungehört verhallen, und kein Machthaber in Bonn sie sich zu Herzen nimmt. "Die alte Schlachtordnung, bei der die einen regieren, die ande- ren protestieren und die einen nach dem Protest lustig weiter re- gieren, wird es jedenfalls nicht mehr geben." (IG-Metall-Chef Steinkühler zu Weihnachten) Und was statt dessen? Was hat sie vor, die "stärkste Einzelge- werkschaft der Welt", wie sie sich voller Stolz nennt? "Die IG Metall ist davon weggekommen, gegen politische Vorgaben aus Bonn immer nur zu protestieren. Wenn in Bonn kreativ Politik gemacht wird, sind wir bereit, mitzuarbeiten." (immer noch Stein- kühler) Na klar, das ist doch d i e Lösung! Wenn Protest nichts nützt, einfach d a f ü r sein! Wenn der eigene Standpunkt mit den "Vorgaben" der wirklich Mächtigen im Lande immer nicht zusammen- paßt, d e n S t a n d p u n k t w e c h s e l n! Warum ist die Gewerkschaft auf diesen genialen Dreh nicht schon längst ge- kommen?! * Im Vertrauen: Was ihre praktische Politik betrifft, handelt die IG Metall schon längst nach diesem Motto. Die "Vorgaben" der Mächtigen im Lande sind für diesen mächtigen Arbeiterverein alle- mal "die Realität", an die er sich und seine Ziele anpaßt. Gegen den Erfolg der Erfolgreichen hat die Gewerkschaft sich noch nie gestemmt; sie hat alles getan, um sich daran anzuhängen. Das al- les bislang aber immer mit ein bißchen Protest garniert; unter Seufzen und Jammern. Mit der Christlich Demokratischen Arbeitneh- merschaft (CDA) und der Jungen Union wollte der kämpferische Metallarbeiterverband denn doch nicht verwechselt werden - auch wenn seine Politik auf gar nichts anderes hinausgelaufen ist. D a s findet die oberste Schlachtordnungsleitung jetzt u n b e q u e m. Wenn sie schon durch und durch dafür und ange- paßt i s t: Warum soll sich die Gewerkschaft dazu nicht auch frisch-fromm-fröhlich-frei b e k e n n e n? Mit dem bisherigen Gemecker hat sie bei den Regierenden in Bonn ja ohnehin keinen Dank geerntet; also: weg damit, wenn klar ist, daß Kohl vier wei- tere Jahre das Sagen hat. Vielleicht erntet man ja den Dank der Machthaber, wenn man ihnen im Namen der deutschen Metallarbeiter in den Arsch kriecht? Also: hinein! * So funktioniert G l e i c h s c h a l t u n g a u f d e m o k r a t i s c h: Die Gewerkschaft läßt sich nicht durch die Staatsgewalt auf Linie bringen - d a s e r l e d i g t s i e g l e i c h s e l b s t. Den neuen gesamtdeutschen CDU- Staat überläßt sie keineswegs dem Kohl und seinen schwarzen Ge- treuen - sie macht ihn ganz von selber mit. Das Gewerkschaftsmitglied zahlt seine Beiträge in Zukunft also dafür, daß seine Vereinsleitung den "kreativen Vorgaben" aus Bonn ganz ohne kämpferisches Geschrei in seinem Namen zujubelt. Warum auch nicht? zurück