Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT IG-CHEMIE - Die Lohnfrage ist tot
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"Stern"-Interview mit Rappe
GEWERKSCHAFT AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Ein "Stern"-Reporter interviewte Rappe, den Vorsitzenden der IG
Chemie, und erhielt Antworten zu folgenden Themen:
Stern: "Entlassungen in der DDR"?
Rappe: "Da muß man durch."
Stern: "IG Chemie als Job-Killer?"
Rappe: "Ich kann doch meinen betriebswirtschaftlichen Sachver-
stand nicht an der Garderobe abgeben."
Stern: "Altlasten"?
Rappe: "Es ist ausgeschlossen, daß die Unternehmer auch noch die
Altlasten in Wasser und Erde übernehmen."
Stern: "Versäumnisse der Regierung"?
Rappe: "Auf Schwarz-Rot-Gold gibt's keine Dividende. Also Inve-
stitionen ..."
Die Fragen des Reporters zielen darauf, ob der Gewerkschaftsboß
eventuell etwas einzuwenden hat gegen den Umgang mit dem neuen
deutschen Menschenmaterial. Nicht im geringsten, antwortet der
Boß. Das muß so sein, weil die Verhältnisse nun einmal so sind.
Und weil "Zukunft" gar nicht anders geht. Marktwirtschaft heißt,
daß das Unternehmerinteresse bedient zu werden hat.
Solche Plädoyers kennt man zur Genüge - von Politikern und Unter-
nehmern, die damit ganz einfach rechtfertigen, was ihnen in den
Kram paßt und was in ihrem Interesse ist. Warum fühlt sich der
Rappe bemüßigt, die Politiker- und Kapitalistensprüche noch ein-
mal extra zu wiederholen?
Erstens will Rappe nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen
lassen, daß gerade Gewerkschaften an vorderster Stelle der natio-
nalen Front mitmarschieren. Zweitens weist er jedes Ansinnen zu-
rück, das mit Gewerkschaftspolitik etwas anderes verbindet als
die Ein- und Zurichtung der Arbeiterschaft für die Bedürfnisse
des Kapitals. Wer meint, die Gewerkschaft wäre dafür da, daß auf
ihn und sein Bedürfnis Rücksicht genommen würde, muß sich von
Rappe sagen lassen, daß das jedem wirtschaftlichen Sachverstand
widerspricht und nicht geht. Jeder Gewerkschaftsidealismus wäre
ein Schaden am gemeinsamen nationalen Zweck von Gewerkschaft, Un-
ternehmen und Politik. Drittens weiß Rappe offenbar, daß das
Gegenteil von dem wahr ist, was er sagt: daß nämlich die Unter-
ordnung unter den Sachverstand der Unternehmer der einzige und
notwendige und beste Weg wäre, wie das Arbeiterinteresse zum Zug
käme. Deshalb wiederholt er seine Lüge ständig.
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