Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT IG-CHEMIE - Die Lohnfrage ist tot


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IG CHEMIE VERTEIDIGT MIT LOHNSENKUNGEN HAUSTARIFVERTRÄGE

Keine Geschichte aus dem Irrenhaus, sondern ein Stück Gewerk- schaftspolitik. Die Geschichte geht so: Die IG Chemie ist es ge- wohnt, mit dem Arbeitgeberverband Chemie Tariflöhne zu vereinba- ren, mit denen das Geschäft der Unternehmer gut zurechtkommt. Das sieht bei den Chemiearbeitern etwas anders aus. Andererseits gibt es Chemieindustrielle, die sich den Arbeitgeberverband und die Beiträge an ihn sparen. Die Ölfirmen haben mit der IG Chemie Haustarifverträge abgeschlossen, und die IG Chemie war es immer zufrieden, weil mit diesen Ölkonzernen höhere Lohntarife als sonst in der Chemieindustrie ausgehandelt werden konnten. Das hat die IG Chemie als ihren Erfolg verbucht. Und die Ölfirmen mit ih- ren Monopolpreisen und von Haus aus geringen Personalkosten sind gut damit gefahren. Jetzt haben solche Ölfirmen damit gedroht, in den Arbeitgeberver- band Chemie einzutreten, um in den Genuß der in der Chemie allge- mein ausgehandelten niedrigen Lohntarife zu gelangen: "... die hohen Haustarife hätten den Wettbewerb der Mineralölfir- men verschärft; außerdem sei es an der Zeit gewesen, die ver- schiedenen Tarife einander anzupassen." (Esso AG) Im Klartext also und ohne die an den Haaren herbeigezogenen Be- gründungen: Die Ölfirmen möchten weniger Lohn auszahlen müssen, so wenig, wie sonst außerhalb der Haustarife in der Chemieindu- strie gezahlt wird. Das mag die IG Chemie, die auf ihre vergleichsweise günstigen Haustarifverträge stolz ist, gar nicht. Aber sie weiß ein Mittel, um ihre geliebten Sonderabkommen zu retten. Sie erklärt sich ge- genüber den Ölfirmen zu Lohnsenkungs-Tarifabkommen bereit, die bis zu sechs Prozent gehen. Dabei fällt der Chemiegewerkschaft offensichtlich nicht mehr auf, mit was sie eigentlich ihre Bereitschaft zu einer sechsprozentigen Lohnsenkung vergleicht - mit einer anderen Abteilung i h r e r Tarifpolitik. "Wolfgang Baumhöver, Hamburger Bezirksvorsitzender der IG Chemie und Verhandlungsführer, erläuterte, mit einem Beitritt der Unter- nehmen in den Verbandstarifvertrag Chemie wäre das in den Hausta- rifen abgesicherte Einkommensniveau um monatlich 700 bis 800 Mark, das tariflich zusätzliche Urlaubsgeld von jetzt mehr als 3000 auf 990 Mark reduziert worden. Daher habe die IG Chemie ei- ner Korrektur nach unten 'zähneknirschend' zustimmen müssen." (Süddeutsche Zeitung, 5./6.August) Was ist denn eigentlich mit den Millionen Chemiearbeitern, die nicht in diesen Ölfirmen arbeiten? Können die etwa beruhigt sein, weil ihr niedriger Verdienst von einer solch riesenhaften Redu- zierung des Einkommens nicht betroffen ist? Und wer hat eigent- lich die Verbandstarifverträge unterschrieben, wovor sich die Ge- werkschaft selbst warnt, damit nicht auch noch die Arbeitnehmer der Ölkonzerne auf dieses niedrige Lohnniveau abstürzen? Deren Absturz wird durch eine Abfederung verhindert - durch eine hap- pige Lohnsenkung, die aber nicht so schlimm ist, als wenn ... Das ist selbstverständlich und logisch für die IG Chemie. *** Gequatsche, das man nicht mehr hören kann ----------------------------------------- Zum ungefähr 30sten Mal in diesem Jahr hat der IG-Metall-Chef Steinkühler auf einen unhaltbaren Mißstand hingewiesen. "An der glänzenden Geschäftslage in der Metallindustrie sind die Arbeitnehmer nach Ansicht der IG Metall nur unzureichend betei- ligt. Wie der Gewerkschaftsvorsitzende Franz Steinkühler in Frankfurt erklärte, erleben die Metallunternehmer derzeit zwei- stellige Zuwachsraten und damit einen Nachfrageboom wie seit Jah- ren nicht mehr. Für Arbeitnehmer falle die Gewinnlage jedoch we- der bei Löhnen und Gehältern noch bei den Beschäftigungszahlen ins Gewicht." (Süddeutsche Zeitung, 5./6.August) Also Sie Steinkühler! Entweder Sie lassen das auf die Nerven ge- hende Gejammer über Zustände, die Sie gar nicht angreifen wollen. (Seit wann werden denn die Arbeitnehmer in der freien Marktwirt- schaft an den Gewinnen der Kapitalisten beteiligt? Arbeiter haben doch wohl die Gewinne der Arbeitgeber anzuschaffen, oder?) Oder Sie sagen endlich einmal, was sie Gutes vorhaben für die Millio- nen Arbeitnehmer, die nach Ihrer Ansicht unzureichend beteiligt sind an der glänzenden Geschäftslage der Metallindustrie. Aber bitte fix und eindeutig! zurück