Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT BETRIEBSRAT - Institution des sozialen Friedens
zurückGÜNTER LINDE,
seit 20 Jahren im Betriebsratsgeschäft, davon 17 Jahre im Vor- sitz, geht: "Günter Linde will von dem vorgezogenen Ruhestand Gebrauch ma- chen, den er für seine Kollegen mit ausgehandelt hat". (NZ) Nun kommt also auch Linde in den Genuß der sozialen Tat namens Vorruhestand, über die schon manch ein Seebeckler in den "ver- dienten Ruhestand" verabschiedet wurde. Aber darüber wollen wir doch den Unterschied dieses überzeugten Arbeitervertreters zu je- dem normalen Malocher nicht ganz vergessen. Lindes besondere Ver- dienste sollen schließlich nicht unter den Tisch fallen. Linde hat schließlich, während andere einfach ihren Job herunterrissen und den lieben Gott einen guten Mann sein ließen, nicht mehr und nicht weniger getan, als die Last der Verantwortung für die ge- samte Belegschaft auf seinen schmalen Schultern zu tragen! Darauf kann er zurecht stolz sein: "Linde erinnerte daran, daß der Betriebsrat auch mit unpopulären Entscheidungen zur Sicherung der Arbeit beigetragen habe. Damit meinte er die Abgrenzung der Seebeckwerft zur AG "Weser" und Zu- stimmung zur Kürzung der Vorgabezeiten beim Akkord. 'Manche Ent- scheidung', sagte er, 'hat mir sehr weh getan'". (NZ, 12./13.5.88) Keine Härte gegen ihn selbst war ihm zu viel, wenn es darum ging, auf Kosten des Lohns der von ihm Vertretenen um "Sicherung von Arbeit" zu kämpfen. Denn daß Sicherung von Arbeit nur durch be- dingungslosen Einsatz für den Betriebserfolg zu haben ist, mit Lohnsicherung also keinesfalls verwechselt werden darf, war immer seine bewährte Devise. Und dieser Auffassung blieb er ganz ohne opportunistische Anpassung an kleinliche Interessen der von ihm Vertretenen auch dann treu, wenn er dafür g e g e n betriebs- schädigende Elemente in der Arbeiterschaft Stellung beziehen mußte. Gegenwehr gegen Akkordsenkungen prangerte Linde immer mit großer Offenheit an und setzte sich schonungs- und rastlos dafür ein, daß gewisse Leute in einer Betriebsgemeinschaft nicht gedul- det werden können. Das war er seiner Fürsorge für die Belegschaft einfach schuldig! So hat es denn auch seine Ordnung, daß dieser Mann nicht einfach auf dem Altenteil versandet, sondern sein Wirken für die Beleg- schaft an neuem Orte fortsetzt: "Er werde sich als SPD-Bürger- schaftsabgeordneter weiterhin für Arbeitsplätze einsetzen" (NZ), läßt Linde verlautbaren. Er bleibt uns also erhalten! Und das in einem Gremium, das ihm wie auf den Leib geschneidert ist: Keine einzige Mark ist vom Bremer Senat je in die Werften geflossen, die n i c h t zur Sicherung von Arbeitsplätzen ausgegeben wor- den wäre. Und daß das nicht mit kleinlicher Besitzstandwahrung für Arbeiter gleichgesetzt werden kann, sondern "Sicherung von Arbeitsplätzen" Entlassungen geradezu erforderlich macht, diese Weisheit gehört schließlich zum kleinen ABC des durch lange Er- fahrung beim Entlassen gereiften Betriebsratschefs! Der sinn- vollen Zusammenarbeit zwischen Linde, Lenz & Co in der Bürger- schaft dürfte also nichts mehr im Wege stehen. "Mut" zu unpopulä- ren Maßnahmen prädestiniert eben geradezu zum Beruf des Politi- kers. zurück