Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT BETRIEBSRAT - Institution des sozialen Friedens
zurückAUF EIN WORT, VERTRAUENSLEUTE
Ihr wollt den kostensenkenden Umgang der Werft mit Euch nicht hinnehmen. Ihr habt etwas dagegen, durch Verlegung der Stempeluh- ren, Zusammenlegung und Knapphaltung der Dusch- und Umkleide- einrichtungen zur Verlängerung Eures Arbeitstages erpreßt und wie die Hühner zusammengesperrt zu werden. Die Werft hat klargestellt, daß sie Euer Anliegen als Angriff auf ihr Geschäft wertet, der für sie die "Systemfrage" aufwirft. Was soll dann Euer Bemühen, eure Gegnerschaft gegen die Pläne der Werft in die Form einer Alternative zu kleiden, die der Betriebsrat vertreten kann und soll? Erstens kann Euch ja kaum verborgen geblieben sein, daß es eine "alternative" Kosteneinsparung der Werft, die nicht auf Eure Ko- sten geht, nicht gibt. Und zweitens ist der Betriebsrat für euer Anliegen die falsche Adresse. Den schätzt nämlich der Vorstand aus gutem Grund als seinen "wertvollen Partner" - also als sein Instrument. Zurecht: Das gesetzlich autorisierte Vertretungsorgan der Arbeiter im Betrieb hat dem Ausrüstungszentrum, wie es die Werft will, bereits zugestimmt. Stellvertretend für Euch, weswegen ihr nach Recht und Gesetz die Klappe zu halten habt. Das ist nämlich der im Betriebsverfassungsgesetz vorgeschriebene "Betriebsfrieden"; und Eure Aktivitäten wie etwa Bereichsver- sammlungen usw. gelten bereits als eine Verletzung desselben. Und abgesehen von der Zustimmung des Seebeck-Betriebsrats: dem Be- triebsrat obliegt auch bei anderer personeller Zusammensetzung laut Gesetz die "vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit dem Ar- beitgeber und die Pflicht, "über strittige Fragen mit dem ernsten Willen zur Einigung zu verhandeln und Vorschläge für die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zu machen". Das könnt Ihr ja wohl selbst nicht glauben: Daß Eure "Alternative", die An- ordnung der Stempeluhren einfach so zu lassen wie sie ist, ein "Vorschlag" sei, der von "Einigungswillen" zeugt. Da steht ja wohl, in welch "verbindlicher" Form auch immer, Interesse gegen Interesse! Und meint Ihr denn wirklich, Euer angestrengtes Bemühen, die Kostenfrage zu berücksichtigen - Weiterverwendung bestehender Umkleide- und Duscheinrichtungen - könnte eine Werft beeindrucken, die 25 Mio ohne MWst. springen läßt, weil sie damit noch ganz andere zig Millionen herausholt? Und dann soll der Betriebsrat wohl den eigentlichen Vorschlags-Hammer aus der Ta- sche ziehen: meterlange Unterschriftslisten, die Papierform einer zum Äußersten entschlossenen Belegschaft - das zwingt den Vorstand in die Knie? Versprecht Ihr Euch von diesem Vorgehen Er- folg in der Sache oder meint Ihr, solche "Aktionsformen" seien das Äußerste, für das man die "Kollegen" gewinnen könne - oder könnt Ihr diese beiden Fragen schon gar nicht mehr recht auseinanderhalten? Ihr seid doch sicher die Letzten, die ausge- rechnet einen kapitalistischen Betrieb mit einer Schüler- mitverwaltung und den Betriebsrat mit einem Schulsprecher ver- wechseln würden! Ernsthaft: eine halbe Stunde Arbeitszeitverlängerung ist eine harte Sache. Die Werft meint es mit ihrem Interesse ernst. Wenn Ihr also schon mitkriegt, daß ihr Euren Widerstand neben und gegen den Betriebsrat anleiern müßt, dann orientiert doch nicht Euch und andere auf ihn als Kampfmittel. Dafür taugt diese Einrichtung prinzipiell nicht. zurück