Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT 35H-WOCHE - Neue Freiheiten für Unternehmer


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       Münchner Hochschulzeitung Nr. 9, 08.02.1984
       

EIN ANSCHLAG AUF DIE WISSENSCHAFT

wäre nach den Worten des Präsidenten der Akademie der Wissen- schaften; Prof. Herbert FRANKE, die Einführung der 35-Stunden-Wo- che: "Zwar rechneten die Wissenschaftler nicht nach den Tarifbestim- mungen, doch in der Projektforschung werde es zu Verzögerungen kommen, die nur durch höhere Kosten aufgefangen werden könnten, Auch die mit der Verkürzung der Arbeitszeit verbundenen Hoffnung auf mehr Arbeitsplätze erteilte Franke eine Absage. In der Wis- senschaft würden nach wie vor Stellen abgebaut." (umbits 1/84) Nach den Hausfrauen, die in der "Bild-Zeitung" vor den "schwerwiegenden, bisher noch kaum bedachten Folgen" (Franke) der 35-Stunden-Woche auf das Familienleben warnen durften ("Mein Mann sitzt sowieso schon zuviel zuhause herum" ... "bastelt dann nur noch mehr Stunden im Keller" ...) melden sich jetzt also die Wis- senschaftler im Namen ihrer universitären Familie. Solidarität mit dem Arbeitgeber, das ist für gehobene Staatsdiener vom Schlage Frankes keine Frage. Kostenersparnis und Stellenabbau - sonst schon einmal Gegenstand professoraler Beschwerden - sind für einen Kopfarbeiter auf einmal unumstößliche Sachgesetze, wenn es um kürzere Arbeitszeit für die lohnabhängigen Handarbeiter geht. Nicht die Politiker setzen da auch in der Geistesabteilung den Rotstift an, sondern die Arbeiterschaft holt zu einem ver- nichtenden Schlag gegen die nationale Elite aus, wenn sie ihre Lage verbessern will. Also, deutsche Universitätsbedienstete, Hausmeister und überhaupt deutsches Proletariat, weiterhin 40 Stunden und mehr zugelangt sonst geht die deutsche Wissenschaft vor die Hunde, die Euch in ihren außertariflichen geistigen Arbeitsstunden vorargumentiert, wie wissenschaftsfeindlich Arbeitszeitverkürzung ist! Wenn wirklich ein paar arbeitszeitverkürzungsfeindliche Frankes eingespart würden, wär das nicht ein kleines Nebenargument für weniger Lohnarbeit? Aber natürlich wird bei Franke & Co. nicht in Arbeitsstunden gerechnet. Sie werden ja nicht gemessen am profit- ablen Einsatz ihres Arbeitsvermögens. Staatstragendes Denkvermö- gen, verantwortungsvoller Blödsinn, das macht sich allemal be- zahlt - für Wissenschaftler und ihren Auftraggeber. Zeit spielt da keine Rolle. Schließlich trägt man die schwere Bürde geistiger Verantwortung. zurück