Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT ALLGEMEIN - Politik auf Kosten der Arbeiter
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Wochenschau
HEINZ-OSKAR VETTER, DGB-VORSITZENDER,
hat das Bundesverdienstkreuz in seiner größten Ausführung erhal-
ten. Doppelt zu Recht: Erstens ist Heinz Oskar zweifellos eine
R e s p e k t s p e r s o n. Im Unterschied zu Gewerkschaften
früher und anderswo, die sich durch materielle Forderungen an die
Macher und die politischen Sachwalter der nationalen Ökonomie bei
ihrer Obrigkeit verdächtig und unbeliebt machen bzw. gemacht ha-
ben, gehört er zu den geschätzten Würdenträgern der Republik.
Denn er steht keinem Kampfverband vor, sondern einem Repräsenta-
tionsorgan des Arbeiterstandes, das für ein herzliches Einverneh-
men zwischen der Staatsgewalt und ihren Proleten sorgt. Solange
der Staat sich dafür noch nicht mit der Anordnung einer Pflicht-
mitgliedschaft jedes Lohnabhängigen in dieser freiwilligen Ar-
beitsfront bedankt, gebührt deren Vorstand zumindest die Anerken-
nung seines moralischen Monopols auf Interessen und Meinungen der
bundesdeutschen Arbeiterklasse. Zweitens darf diese sich in der
Person ihres obersten Sprechers geehrt fühlen. Schließlich beruht
der Respekt, der von ihren Gewerkschaftsführern beansprucht und
genossen wird, auf der Geduld, mit der die deutschen Arbeiter
sich für die Geschäfte ihrer Anwender hergeben. Und wer sich zum
Deppen der Nation machen läßt, der hat seit jeher den innigsten
Dank des Vaterlandes verdient.
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