Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT ALLGEMEIN - Politik auf Kosten der Arbeiter
zurück Die neue Gewerkschaftsmacht im Osten beansprucht ihrMONOPOL AUF RATTENFÄNGEREI
"Wir werden allen Rattenfängern von der PDS, die alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen wollen, ihr Spiel verderben". (Rappe) Die PDS ist eine Partei, die der DGB und seine Einzelgewerkschaf- ten auf den Tod nicht ausstehen können. Die PDS kommt nämlich von der SED und die von einem Staat, den der DGB noch nie ausstehen konnte. Schon allein deswegen, weil er dort nichts zu sagen hatte. Jetzt ist dieses System beseitigt und dessen Gewerk- schaftsbund FDGB gleich mit - was bei der IG Metall im internen Sprachgebrauch FÜ geheißen hat: feindliche Übernahme -, die SED ist aufgelöst und die PDS erklärt, mit dem alten System nichts gemein haben zu wollen. Das glaubt ihr der DGB nicht. Warum? siehe oben! Soweit, so banane. Und jetzt kommt die Partei der demokratischen Sozialisten doch glatt daher und behauptet, sie müßte sich für die sozialen Be- lange der Menschen einsetzen, die im Osten die Früchte der DM ge- nießen, mit 1000 DM beglückt werden, kurzarbeiten und auf ihre erste Arbeitslosigkeit warten. Der Gipfel: PDSler lassen sich in Betrieben von diesen Menschen wählen, um deren Interessen zu vertreten. Da seien Kohl, Vogel - und der DGB vor: "Es ist nun an der Zeit, daß sich die Gewerkschaften als Antwort auf den Zusammenbruch der parteikommunistisch und staatlich ge- lenkten Wirtschaftssysteme klar für die soziale Marktwirtschaft heute und in Zukunft aussprechen, denn sie hat ihre Be- währungsprobe als Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell bestanden. Eine Alternative sehe ich nicht." Jetzt und in Zukunft und in Ewigkeit/Amen gilt also: Der Kapita- lismus hat seine Bewährungsprobe bestanden. Für wen? Worin? Ket- zerische Fragen. Wo doch der E r f o l g der Marktwirtschaft, ihr Sieg über das andere System, ihr einfach recht gibt! Wo also der erfolgreich im Sinne der BRD durchgeführte Anschluß das "Argument" ist, das jede Kritik verbietet und die Frage nach den Nutznießern und den Geschädigten schon gleich. Sagt der Verein, der die Arbeiter vertritt und immerzu in deren Namen spricht. Und dabei läßt sich der DGB von niemandem reinreden. Schon gar nicht von einer linken Partei von drüben, die sich gerade erst zur "Marktwirtschaft" bekehrt hat. Für die Betreuung von Lohn- arbeitern und anderen Opfern des Kapitalismus ist allein die li- nientreue Gewerkschaft zuständig, diese "Säule der Demokratie". In diesem Sinne achtet dieser Verein auf seine Sauberkeit: "In die Köpfe schauen wollen wir aber auf jeden Fall den neuen hauptamtlichen Mitarbeitern. Wir haben bisher mit Kommunisten nachweislich nichts zu tun gehabt. Dies soll so bleiben. Wir wol- len keine Kommunisten und wir wollen keine PDS-Mitglieder im hauptamtlichen Bereich." Und wie überprüft der DGB Gedanken? Er überprüft sie an der Meß- latte seines Verdachts: Wer im falschen Verein ist, kann auch nicht auf Linie sein. Das ist Freiheit: Den Gesinnungs-TÜV erle- digt der DGB. Streng nach dem Motto: Die Gleichsetzung von An- dersdenkenden mit dem erledigten System erledigt die Andersden- kenden. So soll denn auch im Osten dafür gesorgt sein, daß die Leute, die unter der Mitverantwortung des DGB in einem erfolgreichen Kapita- lismus unter die Räder kommen, keinem Rattenfänger auf den Leim gehen, der nicht "auf Basis der politischen Linie des DGB mitar- beiten will". P.S. Ein paar "metall"-Leser aus der ehemaligen DDR haben die Hetze des DGB gegen die PDS ein wenig mißverstanden. Sie haben Leserbriefe geschrieben und den Gewerkschaftsjournalisten entge- gengehalten, daß auch ein PDSler ein "guter Kumpel" sein kann und oftmals gar nicht als verlängerter Arm des alten Honecker zu er- kennen sei - und ob denn der DGB gar so "ausgrenzend" sein müsse gegenüber allem, was von drüben kommt. Obwohl diese Leser durch- aus "begriffen" haben, daß das Eintreten für Belegschaftsinteres- sen nichts zählt, wenn es nicht mit einer Verdammung des alten Systems verbunden ist, so haben sie doch eines (noch) nicht ka- piert: Wer "das Vertrauen der Belegschaft" hat und wer schärfstes Mißtrauen verdient, das entscheiden nicht die Leute selber, das entscheidet einzig und allein deren legitime Vertretung, der DGB. Kein Wunder also, daß die Gewerkschaft meint, daß viele "Kollegen in der Ex-DDR Funktion und Aufgabe einer demokratischen Gewerk- schaft" einfach noch nicht verstanden haben. Aber sie wird ihn schon noch klein kriegen, den "Stasi in uns allen", damit die neu an Land gezogene Gewerkschaftsbasis unmißverständlich mitkriegt, wie sie ihre neue Freiheit richtig zu gebrauchen hat. zurück