Quelle: Archiv MG - BRD GEWERKSCHAFT ALLGEMEIN - Politik auf Kosten der Arbeiter


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LOHNOPFER DER BRD-ARBEITNEHMER FÜR DIE DDR?

"Die IG Metall wird ihre Zustimmung niemals dafür geben, daß die kleinen Leute Kohls Pläne für die deutsche Einheit finanzieren." (Steinkühler) Damit wäre also für die westdeutschen Arbeitnehmer dieser Fall erledigt: Die von Politikern und Arbeitgebern geforderte Rück- sicht - in Sachen Lohnerhöhung und kürzere Arbeitszeit - auf die anstehende Wiedervereinigung wird von der Gewerkschaft entschie- den abgelehnt. Schön wär's! Tatsächlich haben sich die IG Metall und der DGB überhaupt längst den gesamtdeutschen Schuh angezogen, den ihnen Bundesregierung und Arbeitgeber vor die Füße geknallt haben. Daß die Herstellung der deutschen Einheit Sache derer ist, die etwas davon haben, der Macher aus Politik und Wirtschaft, und insofern die Lohnabhängi- gen überhaupt nichts angeht, ist von den Gewerkschaftschefs nicht zu hören. Ebensowenig, daß es eine freche Zumutung darstellt, wenn von den Lohnempfängern hier verlangt wird, sie sollten auch ihr "Opfer für Deutschland" bringen. Der DGB zeigt sich vielmehr sehr beeindruckt von der neuen Lage in Deutschland und gesteht zu, daß auch die westdeutschen Arbeiter und Angestellten ihren Teil zur Wiedervereinigung beizutragen haben. "Es geht nicht an, von der Gewerkschaft ein Lohnopfer zu fordern und gleichzeitig den Unternehmern Steuererleichterungen zu gewäh- ren." (Rappe) Das heißt doch wohl, daß nicht das Verlangen nach einem Lohnopfer überhaupt zurückgewiesen wird, sondern nur die e i n s e i t i- g e Belastung der Arbeitnehmer mit einem solchen Opfer. Alle, der Staat, die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer sollen ihren Beitrag zur Einheit Deutschlands leisten. Der DGB ist so frei, die von oben verbreitete Lüge, daß es sich bei dem Anschluß der DDR um ein einziges bundesdeutsches H i l f s programm an die ehemalige Ostzone handelt, zu teilen. So als würden bundesdeutsche Unternehmen, wenn sie rübergehen, ihr gutes Geld ausgeben für das Aufbauprogramm der DDR und nicht mit guten Geschäften Geld verdienen, tritt der DGB für die "Ausschöpfung aller Wachstumspotentiale in der Bundesrepublik für Hilfen an die DDR" (metall 6/90) ein. Als wären die Investitionen der westdeutschen Konzerne nicht einfach Erweiterungen ihres Ge- schäfts nun auf dem Boden der DDR, sondern Opfer für den Aufbau der Ostzone, zerbricht sich die Gewerkschaft den Kopf darüber, ob die Unternehmen hierzulande über genügend Geld verfügen, um drü- ben helfen zu können, oder ob sparsame Lohnkosten hier dabei hel- fen müssen. "Im Durchschnitt der Jahre 1985 bis 1988 übersteigen die Finan- zierungsmittel der Unternehmen in der Metallverarbeitung die In- vestitionen insgesamt um jährlich 17,3 Milliarden Mark. Ange- sichts dieser Bedingungen liegt es offen auf der Hand, daß die Unternehmen sehr wohl in der Lage sind, einerseits die Tariffor- derungen der IG Metall zu erfüllen und andererseits zusätzliche DDR-Engagements zu finanzieren." (metall 6/90) Allen Ernstes fragt sich die Gewerkschaft, ob das DDR-Programm an den Finanzierungsmitteln scheitern könnte. Und alle aus bundes- deutscher Lohnarbeit gezogenen Profite werden danach begutachtet, ob sie hoch genug sind für den hilfreichen Einstieg in die DDR. Gott sei Dank sind sie es, entdeckt der DGB. Womit für die Gewerkschaft bewiesen wäre, daß sich gegenwärtig bundesdeutsche Löhne und gewerkschaftliche Tarifforderungen mit der Übernahme der DDR durch unsere Kapitalisten gut vertragen. Was macht es da schon, daß die hohen Gewinnquoten westdeutscher Unternehmen nicht zuletzt auf der maßvollen Tarifpolitik der Gewerkschaften Jahr um Jahr beruhen? Wem fällt da schon auf, daß bei anderem Ausgang der gewerkschaftlichen Rechnung - also wenn schwaches Wachstum ent- deckt worden wäre -, selbstverständlich die Gewerkschaft sofort das Lohnopfer ihrer Mitglieder in die deutsche Einheit einge- bracht hätte? Von wegen, der DGB wäre "gegen die unsaubere Vermi- schung von Tarif- und gesamtdeutscher Politik" (metall). Im Prin- zip steht für die Gewerkschaft fest, daß der westdeutsche Arbeit- nehmer sein Scherflein zur deutschen Einheit beizutragen hat. Nur j e t z t soll kein Sonderopfer nötig sein. J e t z t haben ja die bundesdeutschen Arbeiter erst einmal genug geleistet, indem sie den Unternehmern ihre riesigen Gewinne verschafft und ge- schaffen haben. "Die IG Metall wird ihre Zustimmung niemals dafür geben, daß die kleinen Leute Kohls Pläne für die deutsche Einheit finanzieren. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Bundesrepublik ha- ben hart gearbeitet, während die Arbeitgeber zweistellige Gewinne machten. Jetzt sind wir am Zuge." (Steinkühler) Das ist trostreich: Weil westdeutsche Arbeitnehmer immer schon und ganz schön happig das Wachstum der Wirtschaft bescheiden und fleißig besorgt haben, dürfen sie nach Meinung der Gewerkschaft erst einmal so weitermachen. Bis der DGB dann doch ein extra Lohnsonderopfer für Deutschland für angebracht hält. zurück