Quelle: Archiv MG - BRD FASCHISTEN REPUBLIKANER - Von Kühnen bis Schönhuber
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"FIXER, VERBRECHER, DEMONSTRANTEN:
DEUTSCHLAND VERSINKT IM CHAOS!"
Republikaner und andere Rechte malen das Schreckensbild einer im
Chaos absaufenden Republik an die Wand. Sie schimpfen, die eta-
blierten Parteien würden mit den "Nestbeschmutzern" viel zu lasch
umspringen. "Abräumen!" - heißt ihre Devise, die jedem
"anständigen Deutschen" einleuchten soll.
Warum eigentlich?
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Bei den einschlägigen rechten Werbespots passen doch noch nicht
mal Bild und Botschaft zusammen. Bild: Fixer dröhnen sich die
Birne voll. Wem mag das schaden? Botschaft: der Ordnung. Bild:
Räuber überfallen eine Bank. Wem mag das schaden? Botschaft: der
Ordnung. Bild: Demonstranten gegen Wohnungsnot stehn im Wasser-
werfer der Polizei. Wem mag das schaden? Botschaft: der Ordnung.
Was die Leute da machen, ist den Rechten also ziemlich egal: Wer
sich nicht an die Ordnung hält, ist ein Schädling - der Ordnung.
Aber selbst wenn es stimmen würde, daß die angeprangerten
"Chaoten" nichts anderes im Sinn haben, als die staatliche Ord-
nung zu untergraben, warum soll man eigentlich erschrecken, als
ginge es ans eigene Eingemachte? Ist denn die bundes-
republikanische Ordnung so etwas wie ein Lebensmittel der Bürger,
das schützenswert ist? W a s gilt denn hierzulande als Ordnung?
Eine Wirtschaft, die die meisten Leute als Lohnarbeiter dem
Wachstum des Eigentums anderer dienstbar macht, ist ohne ordnende
Gewalt nicht zu haben. Damit Maschinen und Fabriken
G e s c h ä f t s m i t t e l ihrer Besitzer sind - und nicht
Produktionsmittel für die, die dort und damit arbeiten; damit Ar-
beitskräfte k ä u f l i c h sind - und sich nicht i h r e Ar-
beit organisieren; damit die Produkte den Unternehmern
G e w i n n einbringen - und nicht einfach den Bedürfnissen ih-
rer Produzenten zur Verfügung stehen; damit Wohnungen ihren Be-
sitzern M i e t z i n s einbringen - und nicht einfach bewohnt
werden. Und das schützt der Staat mit seiner Rechtsordnung.
Davon haben die meisten Leute nicht nur keinen Nutzen, sondern
nicht mal so etwas wie ein geordnetes Leben. Heute Überstunden,
morgen Kurzarbeit; heute für 12,90 DM die Stunde, morgen nach Ab-
gruppierung für 11,90 DM - so geht es den Leuten unter der unter-
nehmerischen Kalkulation. Geordnet ist für sie nur, daß s i e
damit zurechtzukommen haben. Wenn das Einkommen nicht schon die
Lebensführung durcheinandergebracht hat, tun es die Preise. Zumal
die Mieten, wenn nicht gleich die Wohnung wegen Eigenbedarf ge-
kündigt wird. Das bringt Mobilität ins Arbeiterleben, wenn nicht
gleich auch noch eine Entlassung zu Arbeitsplatz- und Wohnorts-
wechsel nötigt - wenn sich neues finden läßt. Geordnet ist wieder
nur die Freiheit der Geschäftskalkulationen und die Pflicht der
normalen Leute, sich ihnen anzupassen. Und die "soziale Siche-
rung"? Gestern gab's Kassenersatz für kaputte Zähne, heute muß
man sich die "Selbstbeteiligung" leisten können, und an der Rente
ist nur eines "sicher": Man zahlt für sie ein. So sind die staat-
lichen Sozialkassen sicher - vor den Bedürftigen.
Diese Ordnung soll man retten wollen? Sie ist kein Lebensmittel
der Bürger. Umgekehrt: Sie nutzt die Leute als Material fürs Ge-
schäft und seine staatliche Ordnung.
"Ordnung statt Chaos!"
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verlangen die Rechten. Und was die Rechten da fordern, ist demo-
kratisches Gemeingut. Verlangt wird nicht etwas für die Bürger
vom Staat, sondern mehr staatliche Gewalt gegen Bürger. Natürlich
immer gegen "die anderen" und nicht gegen "die Anständigen". Geht
es denn irgendeinem "Anständigen" besser, wenn "die anderen" noch
mehr fertiggemacht werden? Und, wenn man dem Staat den Freibrief
zum Ordnungschaffen erteilt, entscheidet immer noch der, wer zu
den "Anständigen" und wer zu "den anderen" gehört. Oder treffen
noch ordentlichere Rentenkassen, Finanzämter, Kreiswehrersatzäm-
ter, Radar- und Alkoholkontrollen ... immer nur "die anderen"?
Was wäre also eigentlich dagegen einzuwenden, wenn die bundesre-
publikanische Ordnung mal wirklich ein bißchen gestört würde?
Wenn sich die Geschäftemacher mit Arbeitsplätzen, Wohnungen und
Lebensmitteln mal nicht auf sie verlassen könnten? Wenn die Poli-
tiker beim Aufrüsten und Wehrdienstverlängern, AKW-Bauen und
Sozialfälle-Verwalten vor einem "Chaos" stünden? Wenn sich die
Leute nicht an die Ordnung halten, sondern sich um ihre Le-
bensqualität kümmern?
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