Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN WAHLEN - Wählen ist verkehrt!
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1 Obwohl das E r g e b n i s der Landtagswahlen im Freistaat zah- lenmäßig eindeutig ausfiel, wirft es politisch gesehen doch noch mehr Fragen auf, als es sie jemals beantworten könnte. Es handelt sich schließlich bloß um ein W a h l ergebnis. 2 Einerseits zeugt es von der R e i f e des bayerischen Wahlvol- kes, daß selbst die dümmsten Bauern den Wahltrick der SPD durch- schaut und sie wegen Karlheinz Hiersemann trotzdem nicht gewählt haben. War das doch zu plump: Jahrelang einen Rechtsanwalt aus Erlangen einer gnadenlosen Mast zu unterwerfen, bis er schließ- lich in puncto Schlachtgewicht und Schwellkopfdurchmesser dem Großen Vorsitzenden FJS ähnlich sieht? Haben sich die g'standenen Bayern lieber wieder gleich fürs Original entschieden und die Doublette abfahren lassen? 3 Andererseits haben sich die Bayern samt den EG-geprellten Bauern doch wieder zweidrittelmehrheitlich für den größten Kartoffel entschieden und Strauß Gelegenheit verschafft, einen ganzen Wahl- abend lang dreckig aus allen drei Fernsehkanälen zu grinsen. Die feiste Freude dieses Alpenführers kannte diesmal keine Grenzen: Vom wichtigsten Sieg der CSU seit Kriegsende prahlte er. Ist das die berechtigte Genugtuung eines Polittäters, dem es gelungen ist, trotz Wackersdorf und mit den gebeutelten Bauern wieder fast soviel Stimmvieh einzufangen wie vor vier Jahren? Durften die Bayern neben ihrer überwältigenden Zustimmung zu mehr Strahlung und Pleitebauern im Lande auch noch dem Strauß zu einem "persönlichen Triumph" verhelfen? "Wir in Bayern!" - stolzes Stimmvieh in Stoibers Freiheits-Stall? 4 Und wieso eigentlich haben sich die frischgekürten Landtagsabge- ordneten der Grünen fast nicht mehr eingekriegt vor Freude und laufenden Fernsehkameras? Sie wollten doch Wackersdorf verhindern - und was haben sie erreicht? Ab demnächst dürfen sie auch in Bayern das bundesdeutsche Atomprogramm mit 15 sauberen parlamen- tarischen Nein-Stimmen verzieren. Denn daß sich der Freistaat diese Plutoniumfabrik jetzt in die Oberpfalz stellen läßt und daß damit Deutschland einen Fuß drin hat in der Atombombenrüstung, das hat das Wahlergebnis eindeutig & unwiderleglich bestätigt. Was frohlocken sie also die Damen und Herren A l t e r n a- t i v e n? Durch ihre Wahlbeteiligung haben sie doch allenfalls dafür gesorgt, daß alles, wogegen sie sind, jetzt auch noch mit ihnen genauso weitergeht. Oder wollten sie nur Parlamentarier werden? Dann war das ihr Erfolg. Sind sie deswegen von ihren Anhängern gewählt worden? Damit sie sich mit der Mehrheit von- "CäSiUm" um die Sitzordnung im Landtag streiten. 5 Weinend im Fernsehen wehklagten die Liberalen von der F.D.P. über den herben Schaden für Bayerns Hain und Flur, der ausgerechnet dadurch entstanden sei, daß sie nicht auf Steuerzahlerkosten im Maximilianeum mitmachen dürfen. Wir erinnern uns: Vor 8 Jahren gab's noch eine FDP-Fraktion im Landtag. Dann war sie raus. Ent- setzliche Folgen: Wurde das Bier in Bayern dünner? Das Leben här- ter wegen fehlendem "liberalen Element"? Wem ging sie ab, die F.D.P.? Andererseits sind die Beschwerden der Freidemokraten ver- ständlich: Hätte es irgendjemanden außer der politischen Konkur- renz gestört, wenn man sie auch hätte mitmachen lassen? 6 Erfolgreich waren die R e p u b l i k a n e r des Franz Schön- huber von der Waffen-SS. Aber nicht erfolgreich genug für 5%. Warum auch? Alles, was bei Schönhuber 'rechtsradikal' genannt wird, liefert die CSU als gemäßigte Mitte mit dem besten aller Argumente: Sie g e w i n n t damit die Wahlen. So bleiben dem Schönhuber 1,2 Mio. Wahlkampfkostenerstattung und die persönliche Freude, daß er erstens wieder einmal dabei war und zweitens am Ball bleibt. 7 Die Wahlbeteiligung ist um 8% abgesunken. Die sind sehr wichtig für die Wahlergebnisinterpretation bei allen Parteien: Für die CSU sind ihre 2% Verlust einfach auf das schöne Wetter reingefal- len, statt ihrer tiefen Dankbarkeit für Franz Josef per Kreuz Ausdruck und Nachdruck zu verleihen. Der SPD sollen "zahlreiche Stammwähler" wegen der "Neuen Heimat" abhanden gekommen sein, die sich dann aus Protest "der Stimmen enthalten" haben. Und der F.D.P. soll es einfach nicht gelungen sein, alle Fans der F.D.P. von der Notwendigkeit der Stimmabgabe für einen gewissen Manfred Brunner (im übrigen ebenfalls ein dicker Doppelgänger von Hierse- straußmann) zu überzeugen. Warum behauptet da nicht einfach die Schulzeitung der MARXISTISCHEN GRUPPE, wir hätten unser Ergebnis von 20 auf 28 Prozent N i c h t w ä h l e r gesteigert? 8 Den intelligentesten Spruch zur Landtagswahl haben wir auf einem unbefugt angepappten Plakat in Nürnberg gelesen: "WENN WÄHLEN ET- WAS ÄNDERN KÖNNTE, WÄRE ES VERBOTEN!" Warum wird dann am 15. Ja- nuar schon wieder gewählt? Die Antwort ist so blöd wie wahr. Weil es von oben gewünscht worden ist! zurück