Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN WAHLEN - Wählen ist verkehrt!
zurückDIE OPPOSITION - VOLL AUF DER NEUEN DEUTSCHEN WELLE
D i e M a c h t f r a g e stellt die Opposition in der BRD nicht. Viel lieber stellt sie d i e "G e w a l t f r a g e". Und zwar nicht an die Regierung, die sich im Inneren ausstattet wie für einen Bürgerkrieg; die ihre Beteiligung am Weltfrieden mit immer mehr Waffen bewerkstelligt; die ihr Volk zu einer Klas- sengesellschaft unter dem Diktat des kapitalistisch angewandten Eigentums sortiert; die ihre Bürger zu militanten Ordnungsfanati- kern erziehen will. Gott bewahre: Das ist nationales Recht, also gar keine Gewalt. Die "Gewaltfrage" muß sich jeder Protest gefal- len lassen, der nicht als erstes ein Unterwerfungsbekenntnis zur bestehenden Gewalt ablegt. Auch oppositionelle Sozialdemokraten vertreten diesen Polizeistandpunkt. Und auch die Grünen tun al- les, um den Verdacht loszuwerden, sie hätten womöglich Wichti- geres im Sinn als das staatliche Gewaltmonopol, an dem sich nie- mand vergreifen darf, noch nicht einmal in Gedanken über die Gründe dieser Sorte Gewalt. Die Machtfrage stellt die Opposition noch nicht einmal ernsthaft so, wie es in der Demokratie erlaubt ist: als Aufforderung ans wahlberechtigte Volk, i h r die Macht zu übertragen, die eine Republik wie die bundesdeutsche offenbar braucht Gewalt zur Kon- trolle im Inneren, zum Mitmischen in der Welt, zum Sortieren der Gesellschaft, zur Pflege des bürgerlichen Saubermann-Standpunkts. Die Opposition nimmt selbst schon längst das Urteil des Wählers vorweg: die Einschätzung, daß diese Gewaltaufgaben bei skrupello- sen Politchristen bestens aufgehoben sind. Ziemlich hoffnungslos stänkern Sozialdemokraten und Grüne dagegen an. Und das ist auch kein Wunder. Ihnen fällt nämlich nur eine "Kritik" ein: Ganz s o g u t wären Kohl, der birnenförmige "Pannenkanzler", und seine Mannschaft doch auch wieder nicht! Der andere Nationalismus ------------------------ Der Kanzler zerrt öffentlich beleidigende Vergleiche zwischen der nationalsozialistischen Herrschaft und dem "realen Sozialismus" an den Haaren herbei, um den bundesdeutschen Standort in der Weltpolitik möglichst idiotensicher klarzustellen: von Bonn aus hält man die Sowjetmacht für letztlich verhandlungsunwürdig und die DDR für einen zu Unrecht abgetrennten Teil des westlich-demo- kratischen Herrschaftsgebiets. Die Opposition - beklagt den T o n. Sie hält ihn für unverant- wortlich, weil er "Mißverständnisse" über die unendlich friedfer- tige Natur des bundesdeutschen Nationalismus hervorrufen könnte. Sie fürchtet um den guten deutschen Ruf, der sich doch mit soviel politischem wie geschäftlichem Gewinn im "Ostblock" hat einsetzen lassen. Und was, wenn die Republik in Wahrheit gar nicht besser ist als ihr Kohl mit seinem imperialistischen Tonfall?! Wenn das befürch- tete "Mißverständnis", die BRD wäre ein Monstrum, das mit seiner wirtschaftlichen und militärischen Macht hemmungslos auftrumpft, die Sache haargenau trifft?! Tatsächlich ist es ja so, daß die "Gemeinsamkeit der Demokraten" i n d e r S a c h e bei SPD und Grünen bestens aufgehoben ist. Daß die "realsozialistischen" Politiker ihr Volk a n d e r s regieren als ihre demokratischen Kollegen, hält auch die Opposition für ein zu bekämpfendes V e r b r e c h e n - auch wenn sie lieber nicht "KZ" dazu sagen möchte. Übrigens nur aus einem Grund: im Interesse einer aus- sichtsreicheren B e k ä m p f u n g dieses Verbrechens. Die Zersetzung einer "Planwirtschaft", die ihren Leuten einiges an Arbeitshetze, Arbeitslosigkeit und Existenzangst erspart und da- für etwas mehr an praktizierter Moral abverlangt; die Zersetzung einer Sorte "Volksdemokratie", in der "politische Meinungsbil- dung" nicht bloß eine schönfärberische Phrase für Wahlstimmen- fang, sondern penetrant ernstgenommene staatliche Erziehungsauf- gabe ist; die Zersetzung einer Rechtspflege, die nicht den freien Dienst am Eigentum zum "Menschenrecht" hochjubelt, sondern von allen Bürgern Beiträge zum Gemeinwohl einfordert, über das bis ins letzte Betriebskollektiv hinein diskutiert werden muß; kurz: die Zersetzung der falschen Herrschaft drüben - das halten die oppositionellen Demokraten in der BRD ganz genauso für gutes deutsches Recht und nationale demokratische Pflicht wie die re- gierenden Scharfmacher. Deswegen ist es tatsächlich nichts als eine berechnende Heuchelei, wenn Sozialdemokraten und Grüne die Kohl-Hetze gegen den Osten ablehnen. Im Glauben an die Überlegen- heit der Demokratie, an die Verwerflichkeit des "realen Sozialis- mus" und an eine historische deutsche Aufgabe in diesem "Wettstreit der Systeme" wollen sie sich doch gar nicht übertref- fen lassen - am wenigsten von der schwarzen "Birne". Wenn sie sich über Kohls neue Sprachregelungen dramatisch entrüsten, dann tun sie das nie, ohne vorher ihren mindestens genauso großen Ab- scheu gegen den Osten zu Protokoll zu geben, ihre einseitige Ge- sinnung zu beschwören und zu beteuern, daß es ihnen bloß um eine wirksamere Zerstörung des "sozialistischen Lagers" geht. So krie- chen sie mit ihrer Oppositionsnörgelei der regierungsamtlichen Scharfmacherei konstruktiv hinterher. Und wollen dafür sogar noch Stimmen! Der andere Militarismus ----------------------- Sozialdemokraten und Grüne können aus dem Gedächtnis zwei bis drei Waffengattungen aufzählen, die ihnen nicht gefallen. Vor al- lem die neuen Pershing-Raketen sind ihnen mulmig: überflüssig, meinen sie, und zu gefährlich fürs Vaterland, wo sie stationiert sind. Dabei haben sie am G r u n d für die Aufstellung dieser Waffen gar nichts auszusetzen. Auch in ihren alternativen Kriegs- "Szenarios" muß das arme kleine Deutschland sich gegen die Horden der Roten Armee verteidigen können. Kritiklos pflegen sie sogar die I d e o l o g i e der Aufrüstung weiter. Hartnäckiger als selbst die Regierung treten sie für den Aberglauben ein, deutsche Waffen könnten nie zum sachgemäßen Gebrauch bestimmt sein, son- dern nur zur "Kriegsverhinderung durch Abschreckung". Und was, wenn "Abschreckung" in der Realität eben ein möglichst furchterregendes militärisches Kraftpaket verlangt?! Wenn mit der Sowjetunion überhaupt nur deswegen als Feind zu rechnen ist, weil das in der Tat abschreckende Gebilde BRD für ganz andere Kriegs- zwecke da ist als zum Heimatschutz?! Tatsächlich herrscht doch Einigkeit unter allen Demokraten darüber, daß die Deutschen nicht etwa einen fremden Frieden hinzunehmen, sondern einen deutschen Frieden samt Friedensbedingungen zu diktieren haben müssen. Wie will man d i e s e n "Frieden schaffen" ohne überlegene westli- che Waffen?! Auch Waffen e x p o r t e kann die Opposition nicht leiden: "Kein Geschäft mit dem Tod!" heißt ihre hochanständige Parole - die dummdreist so tut, als würden im internationalen Geschäftsle- ben sonst nur dauernd Lebensmittel verschenkt. Vom Hineinregieren in andere Staaten - von Afghanistan bis Südafrika, von Libyen bis Chile - wollen sie aber alle nicht lassen. Daß die gute deutsche Führung Erpressungsmittel braucht, um anderswo für "die Menschen- rechte" zu sorgen: auch das ist den oppositionellen Weltpoliti- kern geläufig. Ohne die Macht, ganze Länder "aufzubauen" und durch Sanktionen auch wieder zu ruinieren, können auch sie sich ihre BRD nicht vorstellen. Was soll d a n n aber so schlimm daran sein, wenn offenherzige Imperialisten vom Schlage Strauß darauf bestehen, daß der BRD die dabei anfallenden Geschäfte mit Kriegsgerät gut zu Gesicht stehen?! Fürs Hineinregieren in fremde Affären eintreten, aber beim Waf- fenhandel moralisch herumtun; den "Ostblock" demokratisieren, die DDR ein bißchen nationalisieren wollen, aber beim Aufrüsten die jeweils neueste Waffengattung endgültig bedenklich finden: Das ist kein oppositionelles "Nein" zu gar nichts; das ist eine wi- dersprüchliche Heuchelei. Für welche sich SPD und Grüne Wahlstimmen erhoffen! Die andere Sozialfürsorge ------------------------- Die Regierung glänzt mit der Erfolgsmeldung, sie hätte einen hin- reißenden Wirtschaftsaufschwung zuwege gebracht. An diesem Glanz kratzen SPD gemeinsam mit der Gewerkschaft - und Grüne. Aller- dings mit einem "Argument", das den frechen Regierungsstolz voll bestätigt und mehr wirtschaftspolitischen Neid als Kritik verrät: Es wären zuviele "vom Aufschwung vergessen" worden, meinen sie; und außerdem käme es wohl auch mal wieder zu einem Abschwung, demnächst. Wenn das Schlechte am Aufschwung nichts als das drohende "Ab" ist, dann geht er selbst in Ordnung - da möchten auch Sozialdemo- kraten, Gewerkschaftler und Grüne nicht groß unterscheiden zwi- schen der L e i s t u n g, die die einen abzuliefern haben, und den anderen, für deren Geschäfte sie sich l o h n t. Die Lüge von der "Mehrheit", der es - nach jahrelangen Lohnsen- kungen aller Art! - besser gehen soll als je zuvor, weist kein Oppositioneller zurück; dieses "Nest" möchten sie auf keinen Fall "beschmutzen"! Sogar das geht vom Standpunkt der Opposition voll in Ordnung: Daß Leute, die sich nicht rentabel benutzen lassen, grundsätzlich der Armut verfallen. Nur ein bißchen mehr um sie kümmern sollte man sich. Ein bißchen wenigstens. Das ist die op- positionelle Alternative. Die man mit roten oder grünen Stimmen ehren soll. So billig war "soziale Wärme" noch nie! Der andere Umweltsch(m)utz -------------------------- Vorwurfsvoll auf Müllhalden, Giftwolken, Abwässer und ausster- bende Tierarten zu deuten: das haben, Ehre wem Ehre gebührt, die Grünen als erste zur politischen Haltung ausgebildet. Vor einer "kurzsichtig profitgierigen" Industrie, einer "untätigen" Regie- rung und "unserer Wegwerfmentalität" wollen sie die Heimat mit ihren sterbenden Wäldern retten. Die Sozialdemokiaten versprechen dasselbe ohne grüne Farbe. Und was, wenn Wasser, Luft und Boden gar nicht für den privaten Heimatgenuß und schon gleich nicht als saubere Lebensmittel vor- gesehen sind?! Wenn der marktwirtschaftliche Staat sie längst der Geschäftswelt zur Benutzung als Rohstoff- oder Müllkippe, als Bauland oder Giftverdünnungsmittel zugeeignet hat?! Und wenn die Gesundheit in unserer prächtigen Republik völlig rechtmäßig in der Arbeit verschlissen wird, also längst zum "Verkaufsschlager" der "kleinen Leute" und zum Geschäftsmittel der Firmenwelt geworden ist?! Gegen Profit und Wirtschaftswachstum hat im übrigen sowieso kein Sozialdemokrat und kein Grüner etwas einzuwenden, wenn Geschäfts- welt und Regierung die verlogenen Ideale dazu auftischen und die Rendite locker in "Arbeitsplätze" umrechnen. Im Gegenteil! Und wenn ein "Sachzwang" aufgestellt wird, daß mo- derne Arbeitsplätze ohne lohnendes Gift und geschäftsförderlichen Dreck nicht zu haben sind, dann werden grüne und sozialdemokrati- sche Umweltschützer nicht zu Kritikern dieser schadensstiftenden Produktionsweise, sondern bescheiden. Sie sehen ein, daß vieles gar nicht geht und der Rest erst viel später. Eines geht aber im- mer: mehr Regierungskontrolle, neue Gesetze, zusätzliche Meßstel- len, mehr Kompetenzen für den zuständigen Extra-Minister. Nach dem Motto: Wenn man schon den Bock zum Gärtner macht, muß der we- nigstens tüchtig dreinschlagen können. Wofür man sie schon wieder wählen soll! Das andere Kritikverbot ----------------------- Die Regierung pflegt die Asylantenhetze und den bundesdeutschen Nationalrassismus; sie legt Bekenntnisse zu den Kriegstugenden der großdeutschen Wehrmacht ab und verlangt von ihren Bürgern die totale Selbstgleichschaltung. Die Opposition hält dagegen: Sie macht auf menschlich. Rau will "versöhnen statt spalten"; er pflegt die Idiotie, ein netter Um- gang zwischen den Staatsführern würde die nationalen Interessens- gegensätze außer Kraft setzen; er will nur an die Macht, weil er das deutsche Volk so heftig liebt sagt er, ohne rot zu werden; er verhöhnt die Opfer des deutschnationalen Aufschwungs mit dem Ver- sprechen, ihnen ganz warm daherzukommen. Die grünen Minnas setzen die Albernheit in Umlauf, gute Politik wäre im Wesentlichen eine Geschlechtsfrage; gegen Raketen und die harten Kalkulationen der staatlichen Industrie-, Atomwirtschafts- und Müllpolitik machen sie mit rührseligen Beschwörungen der betroffenen unschuldigen Kindlein Front (als würden nicht die lieben Kleinen im Nu in eine Minderheit von Geschäftemachern und Machthabern und eine Mehrheit nationalistisch gesinnter Opfer auseinandersortiert!); das Parla- ment wollen sie spaßiger machen und den Polizeistaat mit Blumen knacken. Dieses Getu ist, wie jeder weiß, erstens eine berechnende Heuche- lei; mag sich davon betören lassen, wer will. Es ist zweitens und vor allem so lächerlich unangemessen: eine alternative Heimatkul- tur als "Gegenfront" gegen militaristische Stimmungsmache. Drit- tens p a ß t es damit aber auch wieder bestens in die Land- schaft: Wo die Regierung sich das Recht reserviert, mit den letz- ten Abweichlern Streit anzuzetteln, da beweist die Opposition ihre Harmlosigkeit und Linientreue, indem sie wie eine gute Tante für den "inneren Frieden" eintritt. Sie propagiert ein allgemei- nes "Seid-nett-zueinander" und tröstet verschreckte Gemüter mit der Botschaft, man könnte sich, und sei es ihretwegen, doch ganz wohlfühlen in Deutschland. Das paßt und gehört zu einer funkti- onstüchtigen Heimatfront wie einst Lilli Marleen. Wofür man endgültig grün oder SPD wählen soll! zurück