Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN WAHLEN - Wählen ist verkehrt!


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       Noch 6 MAZen bis zur Einheitswahl
       
       Das ist  das erste  Ergebnis, das jetzt endlich feststeht: Der 2.
       Dezember  hat   das  Rennen  gemacht  im  Parteienstreit  um  den
       "richtigen Wahltermin".  Fest steht auch: Die DSU braucht eigent-
       lich kein  Schwein zu  wählen, als CSU-Ableger kommt sie auf alle
       Fälle ins  gesamtdeutsche Parlament. Fest steht drittens: Die PDS
       soll per  Wahlmodus ausgebootet  werden. Und  viertens ist völlig
       klar, worum  es im Streit um den "korrekten Wahltermin" ging: Die
       Sozis rechnen  sich bei  einem späteren  Wahltermin mehr  Stimmen
       aus, die  C-ler haben umgekehrt kalkuliert. Begründet haben beide
       Seiten ihre Positionen mit der "Notwendigkeit möglichst schneller
       Hilfe für  die Brüder  und Schwestern  in der Zone". Geglaubt hat
       ihnen das niemand, jeder hat "Wahltaktik" geschrien. Am allerlau-
       testen die Wahltaktiker selber, um die "widerlichen Wahltaktiker"
       von der Konkurrenz zu "entlarven".
       Das stand in allen Zeitungen - und
       
       Das Stimmvieh
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       hat die Kalkulationen seiner Obrigkeit mit ihm auch mehr oder we-
       niger kapiert.  Denn blöde ist das Stimmvieh nicht. Im Gegenteil,
       in Sachen  Wahl kennt  es sich  aus. Von  wegen, das Wahlvolk be-
       stimmt, und  die Gewählten  richten sich  danach. Wer glaubt denn
       sowas! "Die  da oben machen, was sie wollen!" - auf diese goldene
       Lebensweisheit sind  aufgeklärte Bürger  mit Durchblick  geradezu
       stolz.
       Sie wählen  deshalb auch ganz selbstverständlich prinzipiell zwi-
       schen "größeren  und kleineren   Ü b e l n"  aus. Und keiner will
       sich nachsagen  lassen, daß  er sich über die verschiedenen demo-
       kratischen Parteien,  die zur Auswahl stehen, etwas vormacht. Für
       die Programme  der Parteien interessiert sich ein Wähler erst gar
       nicht -  zu Recht, dafür werden sie sowieso nicht geschrieben. Es
       kommt ja  bloß darauf  an, daß die wahlkämpfenden Politiker damit
       angeben können,  sie hätten  viel nachgedacht und mordsmäßig viel
       "Sachkompetenz" - im Unterschied zur Konkurrenz.
       Denn das  weiß das  Stimmvieh schon  lange -  und nicht erst seit
       Barschel: In  einer echten  Demokratie müssen sich die konkurrie-
       renden Politikergestalten  im Wahlkampf  wechselseitig  möglichst
       schlecht machen. Sonst könnte sie der Wähler ja nicht unterschei-
       den und  wüßte nicht,  wem er  sein Wahlkreuz  schenken soll. Den
       entsprechenden "Kampf  um das  Vertrauen der Wählerinnen und Wäh-
       ler" führen dann zwar auch wieder alle gleichermaßen, und am Ende
       kann man  sie wieder  nicht unterscheiden.  Aber das  macht  auch
       nichts, das  Stimmvieh hat  sich ja  von Anfang an nichts anderes
       vom Wahlkampf  erwartet. Und  man kann sich immer noch an der öf-
       fentlich  breitgetretenen   Frage   erfreuen,   wer   bei   allen
       "schmutzigsten  Wahlkampftricks"   seine  "Wahltaktik"   am   ge-
       schicktesten rüberbringen konnte. So nach dem Motto: "Wir glauben
       dem Mann zwar strenggenommen kein Wort, aber  w i e  er sich ver-
       kauft - Respekt!"
       Verarscht kommt  sich das  Stimmvieh bei dieser erzdemokratischen
       Veranstaltung nicht  vor. Es  blickt ja bekanntlich schwer durch.
       Und außerdem  weiß es eines ganz genau: Ein Leben ohne freie Wah-
       len -  das wäre  die Hölle.  Denn was  soll denn sonst der Unter-
       schied zwischen Freiheit und Unterdrückung sein, wenn nicht gute,
       echte, demokratische Wahlen?!
       

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