Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN SPD - Von den noch besseren Deutschen


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 60, 18.10.1982
       
       Wochenschau
       

DIE SPD-LINKE

im sogenannten "Frankfurter Kreis" hat auf dem Bonner Venusberg ihre Oppositionslinie neu festgelegt: gegen "Nachrüstung" und "Sozialabbau" müssen Neuwahlen her, und zwar mit Rüstungskanzler Schmidt an der Spitze. Diesen Entschluß haben sich Linke wie Scherf, Gansel, Schröder, Lafontaine und andere Würdenträger der "sozialen Bewegungen" nicht leicht gemacht. "Es ist möglich, mit Schmidt gegen den NATO-Doppelbeschluß zu kämpfen", meinte Schröder, nicht ohne hinzuzufügen: "Eine abrupte Umorientierung ist ebenfalls nicht möglich." Warum also dem Kanz- ler a.D. den Nachrüstungsbeschluß nachtragen, zumal sich die be- stellten Raketen "abrupt" nicht wieder abbestellen lassen. So fällt konsequent die seinerzeit angekündigte "Überprüfung" des Doppelbeschlusses aus - noch vor dem SPD-Parteitag '83. Was der SPD für die Wiedergewinnung der Macht dient, darf ihr als SPD in der Opposition nur heilig sein. Gansel bietet dem linken SPD- Völkchen daher an, "sich in Geduld zu üben" und das Thema zu wechseln: "Was die Leute am stärksten beschäftigen wird, ist die Sozialpo- litik." So etwas gehört also ausgenutzt für den Stimmenfang; denn darin besteht ja der "Kampf gegen Sozialabbau", der als seinen Erfolg den Sparkommissar Schmidt auf dem Regierungsessel anpeilt. Also keine Vorschläge ausdenken, die mit einem Helmut nicht zu machen wären, denn sonst sind "wir mittelfristig für die Theorien von morgen zuständig, die in den Archiven landen, und die Rechten für die Gegenwart" (Meinecke) Natürlich will ein SPD-Linker nicht im Archiv, sondern im Regierungsamt landen, so daß ihm Peter v. Oertzens Rat teuer ist, "die konservative Kritik am Wohlfahrts- staat wenigstens ernst zu nehmen, wenngleich man sie nicht akzep- tieren kann." Die Schwarzen hatten schließlich damit Erfolg. Daß man nicht akzeptiert, was man dann doch sehr ernst nimmt, muß un- bedingt gesagt sein, damit die Linken dafür sind. Die roten und bunten Ränder muß man ja deswegen nicht vernachlässigen: "Heidi Wieczorek-Zeul definiert die Rolle der Linken in der SPD als Scharnier zu den neuen sozialen Bewegungen." Warum wohl? "Die SPD allein besitzt keine Mehrheit, schärft sie den Teilneh- mern ein." Der linke Eiertanz hat Prinzip: glaubwürdige Opposition präsen- tieren, um die Macht zurückzugewinnen, heißt eben, die Kritik an den an kannten Erfordernissen dieser Macht zu beschränken und sie da rauszulassen, wo sich aus den "sozialen Bewegungen" die nütz- lichen Idioten rekrutieren lassen, ohne deren Stimmen man die Macht nicht kriegt: "Man will Helmut Schmidt unterstützen, nicht wollend wollend." (P. v. Oertzen) zurück