Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN SPD - Von den noch besseren Deutschen
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Münchner Hochschulzeitung, Januar 1983
SPD - EINE PERSPEKTIVE?
Ein Erfolg, die Anerkennung als ernst zu nehmende politische
Kraft, ist der Friedensbewegung sicher. Vormals des Querulanten-
tums beschuldigt und als 5. Kolonne Moskaus verdächtigt, bekommt
sie mittlerweile das Prädikat "Bundesgenosse" von der SPD ver-
paßt, was allerorts als Indiz für die eigene Bedeutsamkeit wohl-
wollend aufgenommen wird. Bloß, soll man sich darauf wirklich et-
was einbilden, wenn einem gerade diejenigen auf die Schulter
klopfen, die als Regierungspartei die NATO-Offensive gegen den
Osten zum A & O bundesdeutscher Politik erklärten und Einwände
dagegen heute wie damals prinzipiell zurückweisen?
Die SPD macht bei einer Bewegung Punkte, deren expliziter Aus-
gangspunkt die Gegnerschaft zu der vom SPD-Kanzler entdeckten Ra-
ketenlücke war - einfach, indem man ihren guten Willen nicht in
Abrede stellt, sich mit diesem eins erklärt und seinen Entschluß
bekräftigt, die "realpolitische" Umsetzung zum weiteren Fort-
schritt im Ost/West-Verhältnis im Namen dieser Gesinnung voranzu-
treiben. Wer dies als seinen Erfolg in Sachen "Frieden" interpre-
tiert; wer glaubt, daß damit "ein Stück weit" der eigenen Vor-
stellung Realität in der großen Politik verliehen worden ist, der
will den berechnenden Opportunismus einer auf Abruf bereiten Re-
gierungspartei nicht zur Kenntnis nehmen, die sich der Protestler
in der Rolle der Machtbeschaffer bedienen will, um sie für ihre
personelle Alternative einer ansonsten feststehenden Politik ge-
gen den Osten zu benutzen.
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