Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN SPD - Von den noch besseren Deutschen


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       "Meinungsführerschaft" auf der Loreley:
       

DIE SPD AUF JUGENDFANG

Das Rezept ist denkbar einfach: Die SPD veranstaltet ein Wahl- kampfspektakel namens "Rock gegen Atom", lädt dazu ein paar deut- sche Rockgrößen ein und läßt ihren "Vorstandsmeister" (Udo Lin- denberg über Willy Brandt) zu 15.000 Fans auf einem märchenträch- tigen Felsen am Rhein sprechen. Der braucht es dann mit der Wahr- heit nicht so genau zu nehmen, um anzukommen. Zunächst die billige Heuchelei, daß es ihm, dem Ex-Kanzler und obersten Politprofi der alternativen Regierungsmannschaft, vor allem darauf ankomme, daß sich mit den "Gefahren der nuklearen Zerstörung" "nicht bloß Politiker und Experten befassen, sondern sich damit viele derer befassen, die dadurch bedroht sind. Und das sind ge- rade die jungen Frauen und Männer in unserem Volk." (FR, 22.8.) Das ist gut: Der Herr Politiker verbeugt sich mal eben vor der deutschen Jugend, indem er ihr großzügig das Recht zuspricht, sich mit dem, was sie "bedroht", zu "befassen". Und jeder weiß, wie es gemeint ist: als Sympathiewerbung für eine Partei, die von eben dieser Jugend dazu ermächtigt werden will, künftig wieder das Maß der "leider" unumgänglichen "Bedrohung" festzulegen. Und für diese schleimige Tour verlangt er sodann umgekehrt von der rockenden deutschen Jugend Respekt vor seiner Person, die im- merhin zu ihrer Regierungszeit aus der BRD einen Modell-Atomstaat gemacht hat. Daß er sich das alles zwecks Wählerbetörung extra ausgedacht hat, sagt er auch gleich noch dazu: "Ich möchte bezeugen, daß es Politiker gibt, die fähig sind hin- zuzulernen. Und bereit zuzugeben, daß sie hinzugelernt haben. Ich gehöre zu denen, die sich guten Gewissens auf die friedliche Nut- zung der Kernenergie eingelassen (!) hatten. Ja wir haben sie für eine Verheißung gehalten. Wir haben uns auf den Rat der Wirt- schaft gestützt. Von dieser Utopie sich zu lösen, war gar nicht so einfach. Aber viele von uns haben das mittlerweile geschafft." (FR, 22.8.) Na klar, auch damals haben der gute Willy und die Seinen nur das Beste gewollt, als sie den deutschen Boden mit strahlenden Atom- fabriken (und atomaren Tötungsgeräten) vollgestellt haben. Von der Gefährlichkeit dieser Dinger haben sie natürlich nix gewußt - nur eine Strahlenschutzverordnung erlassen und "Grenzwerte" staatlich erlaubter Strahlenmengen für die Umgebung festgelegt. Außerdem war es natürlich der "Rat" der "Wirtschaft", die den so- zialdemokratischen Machern seinerzeit hinterrücks Milliarden aus dem Staatssäckel gelockt hat. Sei's drum - die Botschaft ist oh- nehin klar genug: Dieser Partei soll man immer ihre guten Absich- ten zugutehalten, egal, was sie gerade tut. Damals hat sie sich natürlich nicht um so banale Dinge wie Wirtschaftswachstum und um den Erfolg der Nation in der Welt gekümmert und die dafür nötigen Opfer organisiert, sondern eine Utopie gewagt. Heute kämpft sie ebenso beherzt und mühsam gegen ihre angebliche Utopie von ge- stern, wenn sie den "Ausstieg" mit den Notwendigkeiten einer füh- renden imperialistischen Nation in Übereinstimmung bringen will. Die deutschen Rockgrößen jedenfalls waren menschlich ziemlich er- griffen und erweiterten die offizielle SPD-Formel vom "Einstieg in den Ausstieg" um ein radikales Adjektiv: Es gehe um "den Ein- stieg in einen totalen Ausstieg". Das war man sich schließlich schuldig. Ansonsten ist aber wieder alles klar, auf der Andrea Doria: "Wenn Willy Brandt, der Vorstandsmeister der SPD, zugegeben hat, daß er das mit dem Atom nicht so recht geschnallt hat, dann ist das schon sehr stark... Wir wollen das jetzt von der ganzen SPD hören, damit wir zu einer gemeinsamen konsequenten Anti-Atompoli- tik kommen - Yeah! " (Udo Lindenberg laut FR, 18.8.) Peter Maffay streicht auch nicht mehr Sinn suchend durch die Landschaft, sondern hat selbigen nach dem Überschreiten der 7. Brücke endlich gefunden - in der SPD, versteht sich. Die dritte Große im Bunde, Klaus Lage, hat auch keine Berührungsängste mehr - bei ihm hat's endlich an der richtigen Stelle Zoom gemacht: "Und Klaus Lage, der die Instrumentalisierung der Rockmusik (wie schrecklich! an diesem Tag in Kauf nahm, damit die Leute, wenn's zum Countdown kommt, ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle ma- chen, die 5,7% Grüne reichen eben nicht zum Ausstieg aus der Atomenergie". (FR, 18.8.) Das soll sie dann gewesen sein, die großartige "Befassung" der "jungen Frauen und Männer in unserem Volk" mit den "Gefahren der nuklearen Zerstörung": Ein Wahlkreuz für die SPD, das diese zu nichts verpflichtet, dafür aber an die Macht bringt. Eins ist da- mit ganz nebenbei auch gesichert: Der Stoff für kritische Solida- rität zur SPD und zum Singen "kritischer" Schnulzen geht bestimmt nicht aus. zurück