Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN SPD - Von den noch besseren Deutschen
zurück Der VeranstaltungskommentarERHARD EPPLER AN DER UNI BONN
Ca. 1000 Leute drängten sich letzten Montag in den Hörsaal 10, um vom SPD - Grundwert Erhard Eppler eine Antwort auf die Frage "Aufrüstung ohne Alternative?" zu bekommen. Eppler hatte eine Alternative, aber eine ganz seltsame: Wer diesen Mann sieht, wie er beschwörend, fast flüsternd seine Befürchtung vorträgt, daß "der Ungeist technokratischen Rüstungsdenkens" die Existenz der gesamten Menschheit gefährde, der darf sich schon erst einmal wundern, mit welcher Standfestigkeit Eppler für seine Partei warb als "Möglichkeit, noch etwas zu bewegen"; für eine Partei, in der NATO - Aufrüstung sehr, Epplers Ansicht dagegen nach eigener Aus- kunft "in den nächsten 10 Jahren überhaupt nicht mehrheitsfähig" ist. Und bis dahin kann es ja schon lange gekracht haben! Wenn diese Perspektive also ganz und gar nicht k ä m p f e r i s c h gegen den beschworenen Weltbrand einge- stellt ist - und auf Kritik kokettierte Eppler später auch noch stolz mit seinem "fragwürdigen Weg"! -, so scheint dieser Politi- ker ein schlechtes G e w i s s e n bundesdeutscher Außenpolitik darzustellen, das als der gute Mensch von Baden-Württemberg mit der Moral im Knopfloch für die Möglichkeit eines guten Gewissens hausieren geht. Dafür sind seine vehementen Angriffe auf die ame- rikanische Regierung ebenso unerläßlich wie er die Politik der Bundesregierung vor solchen Vorwürfen bewahrt wissen will. Da konnte der sanfte Erhard plötzlich ganz schön pampig werden, als er immer wieder auf die auch nicht ganz unbeteiligte Rolle der BRD innerhalb eben der Politik hingewiesen wurde, die er an den Amerikanern so geißelt. Kritische Verharmlosung amerikanischer Weltmacht ------------------------------------------------ Umgekehrt merkte man selbst Epplers Angriffen auf den Anführer des westlichen Bündnisses - und mögen sie noch so geharnischt klingen - durchaus an, daß sie allemal noch vom Standpunkt des B ü n d n i s s e s aus gestartet wurden und deshalb ihrem In- halt nach entsprechend schonend ausfielen. Wo das von Eppler angeführte neue gigantische US-Rüstungsprogramm von 1,5 Billionen Dollar knallhart zum Vorschein bringt, welch rigorose Politik militärischer S t ä r k e die amerikanische Nation sich leisten will und offenbar auch kann, will Eppler h i n t e r dieser Ankündigung ein Zeichen der S c h w ä c h e, quasi einen übertriebenen Perfektionismus aus Hilflosigkeit, ent- deckt haben. Sein Beleg Präsident Reagans Formulierung, damit "das letzte Fenster der Verwundbarkeit zu schliessen" - steht da- bei allerdings für das genaue Gegenteil ein: S o redet niemand, der von einer überlegenen Macht bedroht wäre; s o redet nur je- mand, der sich bereits derart bewaffnet hat, daß er m i t dem Zumachen des "letzten Fensters" das "letzte Kapitel des Kommunis- mus zu schreiben" ansteht. Epplers Kritik will der amerikanischen Aufrüstung zwecks Beseiti- gung der zum weltpolitischen Störenfried erklärten Sowjetunion also keineswegs absprechen, Sicherheitspolitik im Sinne von Schutz vor Verletzbarkeit zu sein; erst die Übersteigerung dieses Bedürfnisses mache die Amis gefährlich. Epplers diesbezügliche Entgegnung - Reagan übersehe, "daß sich nicht alle Risiken im menschlichen Leben ausschalten lassen", und sei "derart ideologi- siert, daß er nur noch 'values' und keine Interessen mehr sieht" - brachte alle drei schillernden Seiten seiner Persönlichkeit auf den Begriff: - Als k r i t i s c h e r P f a f f e warnt er den größenwahn- sinnigen weltlichen Herrscher Reagan davor, sich an der Unzuläng- lichkeit der Erde die Finger zu verbrennen, zu "ersticken" - ganz so, als könne ihm beim Einsatz der Neutronenbombe unverhofft ein Ziegelstein auf den Kopf fallen. - Als a n t i a m e r i k a n i s c h e r O b e r l e h r e r kehrt er den Freund Amerikas in sich hervor und glaubt vor einem "größeren Schaden als militärischem (!) Nutzen" der USA den Zei- gefinger erheben zu müssen und ist darin schließlich - als d e u t s c h e r P o l i t i k e r ganz er selbst, in- dem sich seine Kritik an der "Unmenschlichkeit" des amerikani- schen Imperialismus auf den Kern reduziert, s o sei den US-In- teressen (wohlgemerkt: denen der Nation, nicht der Menschen) nicht gedient - ganz so, als seien die gewaltigen Militärausgaben ein einziger nationaler I r r t u m, der nur-Werte, aber keine Interessen befriedige. Kritische Verharmlosung deutscher Weltmacht ------------------------------------------- Epplers Einlassungen zur deutschen Politik bedienen sich zunächst des gleichen Fehlschlusses: Wo er merkt, daß sich mit den Waffensystemen der demokratischen Wehrmacht allerlei Erstschläge, Blitzangriffe und "Vornever- teidigung" landen lassen, fordert er die "Umrüstung der Bundeswehr auf reine Defensivwaffen". Das ist komisch: Die ange- häuften und in Stellung gebrachten Mordinstrumente der bundes- deutschen Armee an der Frage zu messen, ob sie z u e r s t (dann schlecht) oder "bloß" z u r ü c k (dann o.k.) geschossen werden - v o r w ä r t s fliegen Gewehrkugeln und Raketen übri- gens in jedem Fall - ist vom Standpunkt desjenigen, den sie tref- fen, egal und tödlich, vom Standpunkt der NATO aus r ü c k s t ä n d i g. Ihre neueste Aufrüstungsoffensive, die darauf angelegt ist, "ROT" in die Enge zu treiben, schließt alle Möglichkeiten und Eskalationsstufen des ("präventiven") Zuschla- gens ein; Hauptsache, g e w o n n e n wird. Weshalb alle Unter- scheidungsversuche in 'offensiv' und 'defensiv' bloß ideologi- schen Nährwert haben. Von "Selbstmord", den Eppler angesichts westlicher "Nachrüstung" an die Wand malt, zu reden, ist also wiederum eine grobe Verfäl- schung des Zwecks des möglichen großen Knalls. Sie lebt alleine von der illusionären Unterstellung, Millionen geopferte M e n s c h e n leben würden das Leben der N a t i o n auslö- schen und seien deshalb "Selbstmord ", an dem niemanden etwas liegen könne. Wo Eppler angesichts der sowjetischen Rüstung selbst noch anführte, "daß die wahrscheinlich nicht glauben, daß ein ganzes Volk Selbstmord begehen will", wollte er daraus kei- neswegs schließen, daß seine S e l b s t mordthese Humbug ist, weil es vielmehr bei einkalkulierten Materialverlust staatlich befohlener Mordbrenner dem Russen an den Kragen gehen soll. Stattdessen weiter über ominöse Lemming-Ambitionen zu jammern, ist auch eine Art, die Ambitionen der NATO auf Weltherrschaft un- ter den Tisch zu labern! Erhard Eppler, Prophet in der Wüste, be- mühte sich auf der Veranstaltung erst gar nicht, m a t e r i a l i t e r den behaupteten Unterschied zwischen dem schlimmen Ronald und seinem Parteifreund Helmut Schmidt nachzu- weisen. Seine Strategie bestand schlicht und einfach darin, der- art auf dem H ä u p t l i n g des Westens rumzuhacken, der bis- her immer in vorderster Front diejenigen Geschäfte des Bündnisses besorgte, die für moralische Menschen wie Eppler als Drecksarbeit gelten (Folter, Mord und Totschlag, Unterstützung von Diktaturen) - ohne die aber kein Imperialismus zu haben ist! (dies an die Fa- natiker einer 'sauberen' Durchsetzung des Westens) -, daß die U n t e r h ä u p t l i n g e (wie die 'bescheidene' BRD) mehr wie integre Waisenknaben als wie Partner eines Paktes aussehen, die den Zweck von dessen Aufrüstung ganz offensichtlich teilen. Auf die (Un-)billigkeit dieser Kontrastierung hingewiesen (ob denn ökonomische Geschäfte wie z.B. der Osthandel tatsächlich so 'sauber' und gewaltfrei sind, wie er immer tut), reagierte Eppler mit beleidigten, eindeutigen Willensbekundungen: "Ich habe jetzt (!) keine Lust, Ihnen ein Sündenregister der Bun- desregierung aufzuzählen" und dem Bekenntnis eines westlichen Reformers: "Trotz aller 367 Fehler des hiesigen Systems lebe ich zehnmal lieber hier als unter verkrusteter kommunistischer Herrschaft". Ohne auch nur einen der angeblichen 367 (die ganze Zahl ist ein einziger Abwinker) "Fehler" daraufhin zu untersuchen, ob der wohl durch eine Reform oder nur durch Revolution zu beheben ist, ohne auch nur einen der - hochgerechnet: 367x10=3670 - "Fehler" des Kommunismus anzudeuten, reduziert sich diese seltsame Gleichung auf e i n e n Vorzug diesseits und e i n e V e r w e r f- l i c h k e i t jenseits. Wenn das kein Nationalismus ist! Das ganze Gerede von wegen "Feindbilder abbauen" --------------------- sollte im Grunde genommen deshalb nur eines bedeuten: Vor allem "keine i n n e r e n Feindbilder aufbauen". Was nach a u ß e n ja noch angehen mag, sogar erwünscht ist, weil man durch exklu- sive Sündenböcke wie Reagan und seine Berater dessen Bündnispart- ner raushält und reinwäscht, ist nach i n n e n, also gegenüber der e i g e n e n Herrschaft aus der selben Absicht heraus n i c h t e r l a u b t. Die Tugenden der Toleranz und der Liebe, die Eppler der Friedensbewegung predigt, sind also nicht weniger als ein Kritikverbot denjenigen gegenüber, die die Auf- stellung der Waffen und ihrer Bediener verfügen. Gegen deren Wir- kung soll man wettern dürfen, die dafür Verantwortlichen aber nicht seine Gegner heißen und sie ebenso behandeln? Da stimmt doch was nicht! Wenn das kein Aufruf zu V e r t r a u e n in die Politik ist! Und zwar t r o t z a l l e m; das sagt Eppler immer noch dazu. Deshalb kommt er sich auch wie ein "quietschendes Scharnier zwischen SPD und Friedensbewegung" vor. Kein Tropfen Öl für diesen Mann! zurück