Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN SPD - Von den noch besseren Deutschen


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       Die SPD zur Wehrmacht
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       TRADITION
       
       "Die SPD hat von ihren Anfängen an für die Vaterlandsverteidigung
       gestanden, und  sie hat  dafür schwere  Opfer auf sich genommen."
       (S. 5;  alle Zitate  aus der  SPD-Broschüre "30 Jahre Bundeswehr.
       Von A-Z")
       
       Wir sind die Militaristen mit der längsten Erfahrung!
       
       AUFRÜSTUNG
       
       "Die Bundeswehr ist unter sozialdemokratischer Führung zu dem ge-
       worden, was  sie heute ist; eine der modernsten und am besten ge-
       führten Streitkräfte im deutschen Bündnis." (Ehmke, S. 35)
       
       Wir sind die Militaristen mit den größten Aufrüstungserfolgen!
       
       FEINDBILD
       
       "Minister Leber meinte, daß in der Bundeswehr kein Bedürfnis nach
       einem Feindbild  bestehe, daß man aber andererseits nicht die Au-
       gen verschließen  dürfe vor  dem enormen militärischen Potential,
       das auf der anderen (?) Seite vorhanden sei und allein schon auf-
       grund seiner Existenz eine Bedrohung darstelle." (Leber, S. 22)
       
       Wir Sozialdemokraten  brauchen kein  Feindbild, wo  wir doch  den
       Feind klar im Visier haben.
       
       ARBEITERKLASSE
       
       "Die Sozialdemokratische  Partei ist  stolz, daß  die Gräben, die
       zwischen Arbeiterschaft  und Streitkräften  in Deutschland klaff-
       ten, im  ständigen Bemühen  von Sozialdemokraten,  Gewerkschaften
       und Soldaten  der Bundeswehr zugeschüttet worden sind. Wir werden
       niemandem   gestatten,    diese   Gräben   wieder   aufzureißen."
       (Parteivorstand, S. 45)
       
       Wir sind  unentbehrlich, wenn es darum geht, das bevorzugte Kano-
       nenfutter ein drittes Mal bei der Stange zu halten.
       
       REIFE
       
       "Beide (Wehrdienstler  und Wehrdienstverweigerer)  dienen, keiner
       soll sich  drücken dürfen, denn es geht um Dienst am Volk. Dienst
       für die  Sicherung des  Friedens, Dienst für unser Vaterland. Und
       wenn Sozialdemokraten  sich nicht kompetent fühlen, das zu erklä-
       ren und zu erläutern, tun sie mir leid. Dann haben sie die reife-
       prüfung als  Sozialdemokraten noch nicht verstanden." (Wehner, S.
       32)
       
       Wir sind  reife Sozialdemokraten, die Vaterland mit drei Buchsta-
       ben buchstabieren können.
       
       EINSATZBEREITSCHAFT
       
       "Wir (die  SPD unter  Schmidt) haben die Fähigkeit erarbeitet, in
       etwa 72  Stunden insgesamt 1,2 Millionen Soldaten ausgebildet und
       bewaffnet einsatzbereit zu haben."
       
       Wir haben  die eindrucksvollsten  Verdienste um  die westdeutsche
       Schlagkraft...
       
       WEHRKRAFTZERSETZUNG
       
       "Der Verteidigungsminister  (Wörner) versucht,  leichtfertig ohne
       die notwendige  finanzielle Deckung  der Öffentlichkeit, der Bun-
       deswehr und unseren verbündeten NATO-Partnern zu suggerieren, als
       sei der  Friedensumfang der  Streitkräfte in den 90er Jahren auf-
       rechtzuerhalten." (Bundestagsfraktion, S. 40)
       
       ...Und das lassen wir uns von der CDU nicht wieder kaputtmachen!
       
       In Sachen  Militarismus will  sich die  SPD von keinem überbieten
       lassen!
       
                                     ***
       
       Freitag abend,  1.11.85, 22  Uhr: NDR-III-Talkshow "30 Jahre Bun-
       deswehr"
       
       Wörner diskutiert, zwo, drei, vier...
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       Gäste u.a.: Wörner (CDU, Verteidigungsminister), Glotz (SPD), Al-
       tenburg (des  Wömers General),  Scheibner  (kritischer  Liederma-
       cher), Schuller (kritische Frauenrechtlerin)
       
       Zum Fest angetreten: die Gäste.
       Vollzählig zuin  Applaus erschienen: das Publikum. Fast durchwegs
       in vollein  Wichs: Kampfanzug  oder Schulterklappen. Für Stimmung
       ist gesorgt:  Leo und  Phantom tummeln  sich pausenlos  auf einer
       Großleinwand zur  Erquickung der Zuschauer. Die Big-Band der Bun-
       deswehr paßt  mit Paukern  und Trompeten auf, daß etwaige Mißtöne
       in der Diskussion keine Chance haben.
       Es geht los. Mit einem Mißverständnis. Der Liedermacher kann kein
       Englisch. Er  verwechselt eine  Talk-Show mit  dem Angebot, seine
       Meinung zu sagen.
       Scheibner: Der  Berufsstand des Soldaten erinnert eher an legalen
       Massenmord.
       Wörner: Üble  Verleumdung! Ohne die Massenmörder könnte Scheibner
       nicht einmal  seine Lieder singen und solche Sachen erzählen, die
       er hier nicht erzählen darf.
       Scheibner: Glaubt's  nicht. Hat  noch keine  einzige Granate  zum
       Komponieren und Diskutieren zu Hilfe genommen.
       Damit er's  glaubt, wird  er kräftig  niedergebuht,  dann  totge-
       klatscht.
       Glotz: stellt sich in dieser Situation mutig vor die Bundeswehr.
       Eine Frauenrechtlerin: ist schockiert, wie Freiheit und Friedens-
       armee dein  Scheibner übers  Maul fahren.  Sie meldet Zweifel an.
       Wörner soll  aufhören zu heucheln. Von wegen Freiheit und so. Fa-
       schistische Obristen  damals in  Griechenland und  heute in Chile
       gehören zu den besten Freunden der Demokratie.
       Die Big-Band der Bundeswehr: ist hier wegen des Schutzes der Mei-
       nungsfreiheit zuständig.  Zweifel dieser  Art werden nicht ausge-
       räumt, sondern  weggeblasen. Sie  stören die Feier der Wehrmacht.
       Und das  braucht sich das Volk nicht gefallen zu lassen. Es zahlt
       Gebühren und hat ein Recht darauf, daß sich seine Herren aus Bonn
       Widerworte aus  dem Volk verbitten. Leute, die sowas trotzdem ma-
       chen, gehören nämlich gar nicht zum Volk. Nach Wörners Zählweise.
       Ein schwarzer  Major aus  Burundi: soll  erzählen, was er von der
       Demokratie gelernt  hat. Er  kann jetzt  Ordnung in  eine  Truppe
       bringen. In  Bonn hat er studiert, wie man Frischlingen den Arsch
       aufreißt. So  kommt ein  Stück Menschlichkeit zu den Hirsebäuchen
       in den  Dschungel. Und eine Truppe, auf die sich die NATO verlas-
       sen kann. Da kommt Freude auf!
       Ein weißer  Bundeswehroffizier im  Fliegerdreß: berichtet, wie er
       mit seinem  Tornado in  Schleswig-Holstein Schnee  geschippt hat.
       Schneekatastrophe.
       Scheibner: 500.000 Mann unter Waffen, und das alles bloß, um alle
       Jubeljahre Schnee zu schippen?
       Dei Mann fragt ja bloß.
       General Altenburg: platzt die Helmschnur. Nur weil die Bundeswehr
       diesen Unsinn  vom Schneepflug-Ersatz  verbreitet, soll  man  ihr
       doch nicht unterstellen, daß sie diesen Mist auch glaubt.
       Das meint  er als  Kritik an Scheibner. Klartext: Ein reifes Volk
       ködert man  nicht mit Ammenmärchen über die Wehrmacht. Umgekehrt:
       Die  wird   genauso  geliebt  wie  ihr  weltweiter  Auftrag.  Und
       d i e s e  Liebeserklärung darf ein guter Deutscher ausschmücken.
       Am menschlichen Antlitz der Wehrmacht darf herumgepinselt werden.
       Margot Werner:  ist so  ein Pinsel,  der die Bundeswehr verziert.
       Sie versucht  es mit  Singen. Im Fernsehen und in Offiziers-Casi-
       nos. Warum  gerade da:  Wer's dem Feind an der Front besorgt, dem
       soll es  auch die  Frau an der Heimatfront besorgen. Sagt Margot.
       Tosender Beifall im Saal! Margot ist eine geile Truppenbetreuung.
       Nur Nutten verdienen Aids, Margot das Bundesverdienstkreuz.
       Scheibner: will noch einen Satz...
       Wörner: Der  Mann ist  ein Betriebsclown.  Der wird abgeschaltet,
       wenn der  sich im  Ton vergreift. Dafür sorgt die Bundeswehr-Big-
       Band. Tusch. Außerdem hat die Moderation versagt. Tusch. Hier mo-
       deriert ab  sofort nur  noch einer. Tusch. Und Applaus zwo, drei,
       vier.
       Alle wollen  nur noch  die Frontbetreuungsmieze.  Ein Lied,  zwo,
       drei, vier...
       Margot: Vor der Kaserne, vor dem großen Tor
       
       Alles unter  Kontrolle. Die  Stimmung ist  ausgezeichnet. Bei der
       Truppe. Und nicht nur dort.
       Militarismus? Woher denn! Geistige Mobilmachung? Aber nicht doch!
       Das war bloß ein Fernsehunterhaltungsprogramm am Freitag abend...

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