Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN PRAESIDENT - Vom Amt des Bürgerkönigs
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Wochenschau
DER NÄCHSTE BUNDESPRÄSIDENT
Richard von Weizsäcker (CDU) ist ein schönes Beispiel für völlige
Harmonie von Anlage und Umwelt, die seiner Person den Schlüssel
für die Villa Hammerschmidt schon in die Wiege gelegt haben. Er
stammt schließlich aus einem Geschlecht, dessen Gene so vom
G e i s t d e r M a c h t durchsetzt sind, daß seine Genera-
tionen gar nicht anders können, als von und für diesen Geist zu
leben. Vater Ernst Freiherr von, Diplomat unter Hitler, wurde we-
gen dieses "tödlichen Irrtums" (Ernst) entnazifiziert und wegen
guter Führung vorzeitig entlassen. Der Erstgeborene Carl Fried-
rich, vom Physiker mit den Jahren zum Naturphilosophen
(de)generiert, hätte bei der letzten Präsidentenzeugung beinahe
für das höchste Staatsamt zugunsten der SPD "ein Opfer der Wis-
senschaft" gebracht, nahm davon aber gerade noch mangels Mehrheit
Abstand. Das Familiennästhäkchen Richard unterlag schon einmal
als christlicher Zählkandidat gegen den der sozialliberalen Ko-
alition, Walter Scheel, steigerte aber in den folgenden Jahren
konsequent sein "über die Parteigrenzen hinausreichendes Ansehen"
(Kohl über seinen Kandidaten). In Westberlin aber zeigte er dann
der SPD samt Vogel ihre Grenzen als Partei in der Frontstadt -
und seitdem geht er nur "sehr schweren Herzens" von seinen Berli-
nern fort, die ihm fortlaufend "Beweise ihrer Zuneigung" darbrin-
gen. Das "Parteiübergreifende" an dem Weißhaupt Richard liegt in
seiner "Gabe", der Macht quasi als Charmezusatz das Flair des
"Geistes" mit auf den Weg zu geben. Das liegt nicht an
s e i n e m Geist, sondern wie schon bemerkt, ist es eine Mit-
gift von Mutter Natur ans Geschlecht derer von Weizsäcker. Wer
erinnert sich hier nicht des guten Dogberry, der den Nachtwächter
Seacoal belehrt: "Ein gut aussehender Mensch zu sein, ist eine
Gabe der Umstände, aber lesen und schreiben zu können, kommt von
Natur." (Shakespeare, Viel Lärm um Nichts)? Die Wahl Weizsäckers
ist gesichert, und dies nicht nur wegen der sicheren Mehrheit der
Union in der Bundesversammlung: Im Unterschied nämlich zur Fami-
lie Rummenigge, Karl-Heinz und Michael, brauchen die Weizsäckers
nicht zu kämpfen, um an den Ball zu kommen. Sie besitzen das ge-
wisse Machtgefühl qua Geschlecht.
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