Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN PRAESIDENT - Vom Amt des Bürgerkönigs


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 96, 12.06.1984
       
       Wochenschau
       

"KÄPT'N GOOD BYE"

war nach übereinstimmendem Urteil älterer Mitbürger, die damals schon dabei waren, die ergreifendste Staatsfeier seit dem Führer- geburtstag 1939 (bekanntlich der letzte in Friedenszeiten!). Seitdem hat man Fortschritte gemacht: Der Große Zapfenstreich für Carstens - und dies der Unterschied zu '39 - war nicht nur feier- lich ("Adieu, adieu Herr Bundespräsident!/ Schönen Ruhestand/ wünscht das ganze Land!" Fernsehballett und Chor), sondern auch noch Unterhaltung live und bunt im ARD-Fernsehen. Zum Feste wur- den Showmenschen direkt politisch (Udo Jürgens: "Warum ist es so weit von Berlin nach Berlin? / Ist das nichts, daß Du lebst, wo die Freiheit ein Wort nicht nur ist? / Hör mir zu!/ Meinst Du nicht, es ist Zeit,/ für ein wenig Dankbarkeit?) und die Polit- profis wahnsinnig unterhaltsam. So sang ein gemischter Chor der westberliner CDU-Prominenz mit Schlagstock-Lummer und Kultur-Re- nate Laurien nach der Melodie von altberliner Weisen brandaktu- elle Texte nach dem Leitmotiv "Die Wende muß weitergehen". Hans Rosenthal spielte Dalli-Dalli mit Scheel und Weizsäcker und fragte augenzwinkernd den Präsidenten, ob er auch geklebt habe, damit die Rente reicht. Die "Brüder und Schwestern drüben" weil- ten schon nach 10 Minuten Sendezeit mitten unter uns und das Ar- chiv spielte Filme ein vom Wandervogel Carstens, wie er die Eh- renparaden aller Länder Herren abschnitt und zusätzlich noch Überstunden abriß mit den Wanderstiefeln durch alle deutschen Gaue. Frau Veronica durfte erzählen, wie sie "diese wahnsinnige Anstrengung" an der Seite ihres Gatten ausgehalten hat. Zwei nor- malbürgerliche Vollidioten berichteten von gemeinsamen Wanderer- lebnissen mit dem scheidenden Oberbürger und der Schlager mensch G. Gabriel gab seine Pop-Version des Deutschlandliedes zum be- sten. Ein Staatsoberhaupt wurde verabschiedet. Die Unterhaltungsbranche der Nation versichert zu Tränen gerührt, daß sie sich ohne ihn nicht mehr so wohl fühlt - es sei denn, sein Nachfolger heißt Richard von Weizsäcker. Der nächste Bunte Abend der Nation steht schon im Programmheft! Am 17. Juni bei der Europawahl ist's wie- der Zeit für ein wenig Dankbarkeit! zurück