Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN PRAESIDENT - Vom Amt des Bürgerkönigs

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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 60, 18.10.1982
       
       Wochenschau
       
       CARSTENS IN CHINA
       Der Bundespräsident  hat bei seinem Staatsbesuch die Rolle der EG
       als  "ein   Bollwerk  des   freien  Welthandels"   hervorgehoben:
       "Abschottung und  Protektionismus bedeuten  Verarmung  und  Rück-
       schritt." Daß  Chinas Fortschritt  im westlichen Geschäft mit ihm
       und seiner Herrichtung dafür zu bestehen hat, haben die führenden
       Männer der  Volksrepublik eingesehen:  neben einem Rahmenabkommen
       über die  "technische Zusammenarbeit"  bringt der Bundespräsident
       auch Absprachen  über gemeinsame  Rohstoffhebungen in  China  mit
       nach Hause. Leicht getrübt ist diese Perspektive nur dadurch, daß
       die Chinesen von westlichen Krediten noch keinen rechten Gebrauch
       machen wollen.  Carstens aber  gab sich "zuversichtlich". Und das
       nicht zu  Unrecht. Immerhin  haben ihm Chinas Staatslenker bestä-
       tigt, daß  sie den  Kurs des  westlichen Bündnisses unterstützen,
       gegen die  Staaten vorzugehen, die dem "Bollwerk des freien Welt-
       handels" im Weg stehen und partout nicht einsehen wollen, daß ihr
       real  existierender   Anti-Kapitalismus  "Verarmung"  und  "Rück-
       schritt" bedeutet:
       
       "NATO und EG, beide Organisationen möchte China als Bollwerke ge-
       gen sowjetisches Hegemoniestreben gestärkt wissen."
       
       Ökonomische Öffnung  für westliches Geschäft und Schützenhilfe an
       einer entscheidenden  NATO-Flanke, das  ist  die  "gelbe  Gefahr"
       1982. Daß  dieses Bekenntnis  nicht ganz selbstlos ist, "löste in
       der Bonner Diplomatie Irritationen aus." Zwar haben Peng-Zhen und
       andere Spitzenfunktionäre  immer wieder  ihre Sympathie  auch mit
       einer spezifisch deutschen Unterabteilung des globalen Antikommu-
       nismus ausgedruckt,  mit der  "Wiedervereinigung"  nämlich.  Aber
       dieses emphatische Bekenntnis zur Einheit der Nation hatte durch-
       aus die  der eigenen  mit im Blick: die Wiedervereinigung mit dem
       westlichen Brückenkopf und Munitionslager Taiwan. Solange der We-
       sten in  dieser Frage  dem chinesischen  Nationalismus für  seine
       NATO-Eingemeindung nicht  entgegenkommt, besteht  die chinesische
       Antwort darin, durch "weniger lautstarkes Eintreten für die deut-
       sche Wiedervereinigung  die Russen  nicht zu  ärgern", also durch
       den demonstrativen Akt von Sowjet s y m p a t h i e  für den chi-
       nesischen Beitrag  gegen Sowjet h e g e m o n i e   einen  Trost-
       preis einzufordern.  Kanonenfutter für  die NATO  ist  billig  zu
       haben.

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