Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN FDP - Liberal zu sein bedarf es wenig
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EIN GARTENZWERG WESTDEUTSCHER WELTGELTUNG
Wer ist Jürgen W. Möllemann?
Auf den ersten Blick wirkt der Redner des heutigen Nachmittags
unausstehlich, was nicht wenig damit zu tun hat, daß er selbst
sich für unwiderstehlich hält und dies seine Mitmenschen auch
gerne spüren läßt. Seine in 18 Monaten Wehrdienst bei den Fall-
schirmjägern der Bundeswehr erworbenen Fallschirmkünste prakti-
ziert er nie, ohne vorher in allen Tageszeitungen angekündigt zu
haben, daß man morgen Jürgen W. Möllemann um 16 Uhr MEZ im Mün-
sterland runterkommen sehen kann, TV ist auch da. Er hält sich
also mindestens für "Skylab"! Angeberischer Größenwahn? Mit 17 -
in einem Alter, wo andere sich noch für Mädchen interessieren -
tritt Jürgen in die CDU ein. Die ist damals gerade an der Regie-
rung. 1969 tritt er aus der CDU aus. Die wird damals gerade von
der Regierung abgelöst. 1970 tritt er in die FDP ein. Die ist da-
mals gerade in der Regierungskoalition; außerdem klein genug, um
einem ambitionierten 25-jährigen Lehrer Karrierechancen zu bie-
ten. 2 Jahre später sitzt er endlich im Bundestag. Opportunismus
eines aalglatten Aufsteigers?
Auf den zweiten Blick merkt man also sehr schnell, daß Jürgen W.
Möllemann deutscher Parlamentspolitiker ist - und schon sieht man
ihn mit völlig anderen Augen. Aus dem penetranten Angeber wird
ein Mann mit viel Sinn für public relations - deren Aufdringlich-
keit einem Politiker eben wie selbstverständlich zugestanden ist
-, aus dem unwiderstehlichen Opportunisten - der zielstrebig in
jene Einrichtungen hineindrängt, die es einem leicht machen, un-
widerstehlich zu sein, und dem dafür die Königsdisziplin der
Machtausübung, die Außen- und Sicherheitspolitik auf der großen,
weiten Welt, gerade gut genug ist - wird "der quicke FDP-trouble-
maker, der als Spürhund des Außenministers schon in vielen Gassen
herumschnupperte" (SPIEGEL, 30.11.81). Solche Ehrerbietung ver-
dient sich dieser Mensch nur aus einem einzigen Grunde: er ist
demokratischer Politiker. Und die Liebe zur Ausübung dieses schö-
nen Berufes hat sich so eindrucksvoll in Möllemanns Physiognomie
eingegraben, daß er im Trenchcoat auf seiner Demo "Freiheit für
Afghanistan" äußerlich von einem KGB-Offizier, der die Fratze der
Macht mühsam hinter einem Milchgesicht (mit angeklebtem Schnauzer
dazu) und unter glattgescheiteltem Haar verbirgt, nicht mehr zu
unterscheiden ist.
Mit der kleinen Differenz eben, daß Möllemann dem Einsatz
w e s t d e u t s c h e r Herrschaft zugetan ist, und dies zuin-
nigst, wenn sie sich als Wehrmacht in Atomraketen und Soldaten
verkörpert.
Fanatiker des "mitdenkenden Gehorsams"
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Ein "Verschleiß der Motivation in der Bundeswehr", "frustrierte
und überforderte Ausbilder" sind ihm ein Greuel, weil "sie den
mitdenkenden Gehorsam und die persönliche Initiative des
'Staatsbürgers in Uniform', die individuelle Leistungsbereit-
schaft und kameradschaftliche Solidarität in der militärischen
Erziehung und Ausbildung verhindern (aus seiner Bundestagsrede
vom 27.11.81). Das sollte man sich mal sorgfältig auf der Zunge
zergehen lassen: Dieser Schnösel, hat selber gedient, posaunt in
die Welt hinaus, e i n Problem gäbe es noch bei der bundesdeut-
schen Wehrmacht: "Materiell ist die Bundeswehr in Ordnung" - zur
mehrfachen Vernichtung des Gegners ist genügend Tötungsgerät vor-
handen; kein Grund zur Beunruhigung also! - aber dafür sind un-
sere Soldaten nicht ausreichend motiviert. Möllemanns soldatische
Tugend, die der gelernte Lehrer so vielen jungen Menschen in der
"militärischen Erziehung" verpassen möchte, besteht also in der
Forderung, das Killen für den Staat nicht "nur" zu m a c h e n,
sondern sich d a f ü r auch noch zu b e g e i s t e r n, wo-
möglich als einfacher Rekrut den eigenen Intellekt für dieses Ge-
schäft einzubringen. Nur w e i l das Kriegshandwerk nach dem
Prinzip B e f e h l - G e h o r s a m vor sich geht, und Den-
ken deshalb wirklich das Letzte ist, was ein staatlich ausgesand-
ter Mordbube beherrschen muß, kann es sich der quicke Militarist
Möllemann erlauben, für seine unverschämte Vision des
"mitdenkenden" Befehlsempfängers öffentlich Propaganda zu machen.
Propagandist der Wehrfriedenskunde:
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"Ich empfinde es als nicht mehr erträglich, daß es den Kultusbe-
hörden dieses Staates 26 Jahre nach Einführung der Bundeswehr im-
mer noch nicht gelungen ist, ein wirksames und verbindliches Kon-
zept der Friedenserziehung für alle Schulen und Hochschulen zu
entwickeln" (aus seiner Bundestagsrede vom 3.12.81)
Seit 26 Jahren also schläft Jürgen Möllemann mit jedem Tag
schlechter, weil ihm die Vorstellung Magenschmerzen bereitet, die
Bundeswehr sei nicht entsprechend "wirksam und verbindlich" in
den Köpfen und Herzen deutschen Jungvolks verankert, wie sie
selbst gemeint ist. So ist der Bemerkung Möllemanns -
"Niemand in diesem Land will die Einführung des Faches Wehrkunde.
Das hat seinen Platz in einem anderen System. Wir wollen darle-
gen, mit welchen Anstrengungen wir den Frieden zu sichern be-
strebt sind" -
auch mehr Pflichtübung und Bedauern zu entnehmen, Wehrbereit-
schaft immer umständlich als Friedenssicherung deklarieren zu
müssen. Zumindest echte unser Sicherheitsfachmann über den
eindeutigen Zweck, bei dem "Schulen, Lehrer, Eltern" den
Politikern beispringen sollen - die Armee lieben zu lernen -
nichts im Unklaren lassen.
Drieben, lieber Jirgen, hättest Du es sicher leichter! Oder warum
demostrierst D u eigentlich nicht in Moskau? Gib doch zu, daß
Du Dich heimlich Drill der Roten Armee ergötzt, an den vielen
Wehrkundestunden in der DDR aufgehst. Deswegen willst Du ja sowas
hier auch einführen - mit dem angeblich so unmenschlichen und
kinderverderbenden Feind m i n d e s t e n s g l e i c h z i e-
h e n!
Schließlich ist Jürgen W. Möllemann der lebende Beweis gegen die
Lüge von der Bedrohung "durch eine übermächtige Sowjetunion".
Wie das? Obwohl seine ganze Friedenshetze davon lebt, die Angst
vor den aggressiven SS-20 als Grund westlicher Rüstungsanstren-
gungen auszugeben, obwohl er anläßlich des Breschnew-Besuchs sei-
nen Traum verwirklichte, einige Bürgermassen hinter Leithammel
Möllemann nach NATO-Raketen blöken zu lassen, weil sie sich an
fremden Tyrannen stören, steht Möllemann faktisch für das genaue
Gegenteil gerade.
Der Mann i s t in der Tat eine Provokation. Würde es nun zu-
treffen, daß die BRD unter der Allmacht des russischen Bären zit-
tert, Möllemann wäre von bundesdeutschen Friedenspolitikern als
potentieller Kriegsgrund schon lange aus dem Verkehr gezogen, um
die Gegenseite durch dessen öffentlichmartialische Auftritte
nicht noch mehr zu reizen. Umgekehrt ist es. Möllemann hat mit
seiner Straßenaktion von Bonn die freundlichen Drohungen an die
Sowjetunion, sie weichzukochen, die Schmidt bei Kalbsfilet in der
Godesberger Redoute vortrug, prächtig ergänzt um die Sammlung po-
litisierter Massen, die lieber tot als rot sein wollen. So parti-
zipiert dieser Wichtigtuer an westdeutscher Weltgeltung.
Daß ihm von Seiten höherer Chargen Bonner Politik nicht der
"gebührende Dank" zuteil wird, ist einerseits also gerecht, ande-
rerseits auch nicht. Dem immer um "Glaubwürdigkeit" bemühten
Freiheitskämpfer Möllemann möchten wir deshalb den Rat geben:
WER KOMMT DENN DA? DER MÖLLEMANN!
GEH DOCH NACH AFGHANISTAN!
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