Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN CDU/CSU - Von den C-Parteien


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       Von CDU-Professoren entdeckt
       

DER HEIMLICHE REICHTUM DER DEUTSCHEN

Auf ganz viel "Reichtum" bei der deutschen Bevölkerung ist das Bonner Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik in sei- ner "Studie über die Einkommens- und Vermögensentwicklung in der BRD" (Biedenkopf-Miegel-Studie) gestoßen. Unter dem Titel "Die verkannte Revolution" heißt es bei Miegel: "Die Entwicklung der Einkommen und Vermögen verlief in den zu- rückliegenden dreißig Jahren kometenhaft. Vergleichbare Einkom- mens- und Vermögensverhältnisse hat es in der bisherigen Ge- schichte noch nie gegeben." Ein sonderbarer Reichtum, von dem die, die ihn haben, überhaupt nichts merken und erst. über ihn aufgeklärt werden müssen: "Die meisten Bürger wissen nämlich noch gar nicht, daß sie reich sind, und es eigentlich gar nicht mehr nötig haben, sich vom Staat wie arme Leute versorgen und gängeln zu lassen" (Zeit, 29.4.) Die berühmten "Wechselfälle des Lebens" "von der Arbeitslosigkeit über Krankheit bis zur Altersvorsorge" sind mit dieser Art "Reichtum" gerade nicht aus der Welt geschafft, Versor- gungs p r o b l e m e fangen damit vielmehr erst eigentlich an: Da heißt es ausgerechnet für "Deutschlands Wohlstandsbürger" - von denen doch "jeder 25. heute in einem Millionärhaushalt lebt", der Rest zumindest in einem "Durchschnittshaushalt" mit "monatlichem Nettoeinkommen von 3400 DM", ganz abgesehen von dem zusätzlichen "Vermögen deutscher Durchschnittsfamilien von 230 000 Mark" -, daß sie jetzt endlich lernen müßten, "die Frage zu entscheiden, ob sie vielleicht eine einmonatige Er- werbslosigkeit oder einen Arztbesuch mit eigenen Mitteln bestrei- ten und dafür niedrigere Versicherungsbeiträge an die staatlich organisierten Versicherungssysteme abführen sollten." (Zeit, a.a.O.) Ein schöner Reichtum, dessen Nutzeffekt für die mit ihm Gesegne- ten ganz im Reich des Ideellen liegt: ganz "frei" soll man "selber " "in der Lage" sein, über die F o r m d e s A b z u g s von ihm zu bestimmen. Verhandelt wird über die "Freiheit" des Beitrags-Z a h l e r s, dessen ganzer "heimlicher Reichtum" darin besteht, das, was er hat, h e r g e b e n zu können. Dies ist eine Charakterisierung von Reichtum, die alles über den Stand des allgemeinen Bewußtseins verrät: Das Volk ist zum Ablie- fern da! Eine astreine Krisen i d e o l o g i e - die in der IWG- Studie als die Gleichung: Reichtum = die Kunst des wirklich freien Opferns daherkommt und ausgerechnet den Politikern gegen- über damit argumentiert, daß bei ihren Opfern ein Reichtum vor- läge, der von ihnen noch nicht seinem eigentlichen Verwendungs- zweck zugeführt worden ist. Warum nur blamiert sich diese "wissenschaftliche" Entdeckung von M ö g l i c h k e i t e n des Sich-Bedienens beim Volk nicht daran, d a ß der Staat sich 1. längst und 2. gleich an der Quelle des Reichtums "bedient": Er sorgt schließlich dafür, daß seine Massen tagtäglich und wie es gerade für den Profit ge- braucht wird in deutschen Fabriken ganz viel gar nicht "heimlichen" Reichtum schaffen, und läßt sich zudem vom Lohn, mit dem die Arbeiter zum lebenslangen Arbeiten erpreßt werden, soviel Zwangsabgaben zahlen, daß die "Lebensqualität", die einem Arbei- ter seitens der BRD großzügig eingeräumt wird, in der Aufgabe be- steht, ihr trostloses 'Niveau' halten zu müssen. Lächerlich sind die Entdeckungen der Studie über "heimlichen Reichtum" in der BRD nur deswegen nicht, weil ihre P a r t e i l i c h k e i t ge- genüber dieser erfolgreich laufenden Praxis, gegenüber der er- folgreich hergestellten Disponibilität des Volks für jedes Vorha- ben des Staates noch allemal v e r s t a n d e n wird: ein Denkanstoß in die genau richtige Richtung! "...eine willkommene Grundlage für eine wünschenswerte Privati- sierungsdiskussion der nächsten zehn Jahre." (Süddeutsche Zei- tung, 28.4.83) Und als Vorschlag zur Staatssanierung wollen die Unionsprofesso- ren ihre unverschämten Hinweise auf den "Wert" der ach so zahl- reichen Häuschen, Autos und Versorgungs-A n s p r ü c h e deut- scher Proleten, Angestellter, Nebenerwerbssiedler und Bauern ja auch nur verstanden wissen: "Die meisten wissen es nur nicht. Doch wer einmal zusammenzählt, wieviel Geld er in seine Wohnungseinrichtung gesteckt hat, was das Auto wert ist, wieviel bei der Bank in Form von Sparbüchern oder Wertpapieren liegt, und vor allem, welchen Anspruch seine Altersversorgung sowie eine eventuelle Lebensversicherung reprä- sentiert, erlebt fast immer eine Überraschung. Sie wird oft noch grösser, wenn Immobilienbesitz vorhanden ist, der mit dem Wieder- verkaufswert berechnet wird. Immerhin besteht rund die Hälfte des Vermögens der privaten Haushalte (ohne Versorgungsansprüche) aus Haus- und Grundbesitz. Etwa die Hälfte aller Familien kann sich zu den Grundbesitzern zählen. Im Durchschnitt sind die eigenen Vier Wände heute 2450OO Mark wert." (Zeit, a.a.O,) Das Verscherbeln der Wohnungseinrichtung schafft nicht Reichtum, sondern ist Armut. Weder nach seiner stofflichen noch nach seiner wertmäßigen Seite ist auch das Auto des Arbeiters Reichtum. Sowohl in der Form des Gebrauchswerts als auch in seiner Versil- berung wird es doch g e b r a u c h t, d.h. benutzt bzw. ausge- geben, also gerade nicht zum Zwecke der Vermehrung verausgabt, wie sich das für kapitalistischen Reichtum gehört. Aber aufmachen kann man das Kriterium der V e r ä u ß e r b a r k e i t gar nicht oft genug gegenüber "P r i v a t haushalten": "Zwar kann die Masse der in Privathaushalten gebundenen Sachver- mögen, können Hausrat und Grundstücke nur schwer zu flüssigem Geld werden, so daß nur für die Reicheren (sic!) unter den Wohl- habenden eine jederzeitige Vorsorge aus laufendem Einkommen oder leicht veräußerbarem Vermögen möglich ist." Daß bei der "Masse" kein Extra zu holen ist, wird lässig einge- standen u n d die Forderung aufrechterhalten, daß man bei denen doch auf Teufel komm raus was holen können muß! Wie geht das zu- sammen? Die IWG-Studie ist als p u r e A b s i c h t s erklärung, daß auch Armut noch tauglich zu sein hat, F e i e r der erfolgreich erfolgten Verwendung der Bürger für Deutschland. Es sind Kennzei- chen eben dieser Feier, daß 1983 Professoren krank und frei den Stuhl, auf dem ein Mensch sitzt, als zum Sitzen doch eigentlich zu schade verhandeln. An ihm wird lässig der S t a n d p u n k t d e r t o t a l e n V e r f ü g u n g durchexerziert. BRD-Pro- fessoren checken schamlos den Hausrat von armen Leuten durch und machen "methodisch sauber und statistisch genau" noch an jeder Zahnbürste ihr Interesse an der "Beweglichkeit der deutschen Haushalte" auf, deren "Ausmaß" genauestens zu ventilieren ist und neue Studien unabdingbar machen wird. zurück