Quelle: Archiv MG - BRD DEMOKRATISCHES-LEBEN ALLGEMEIN - Von Dichtern und Denkern
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DIE SCHMIERGELD-AMNESTIE
mit der die begünstigten Christ-Liberalen in Bonn sich bei ihren
edlen Spendern revanchieren, ist ein Gesetz, nach dem das Schmie-
ren und Geschmiertwerden von Parteien straffrei bleibt: "Spenden
an Parteien, die aus politischer Verantwortung gegeben werden,
stellen kein strafwürdiges Vergehen dar." Ein Gesetz also, mit
dem (las allgemeine und gleiche Recht so auserlesenen Figuren wie
Politikern und ihren Mäzenen auf einen Schlag nicht mehr nur ein
gutes Gewissen bei der für beide Seiten, vorteilhaften Partei-
enspende verschafft.
CDU-General Heiner Geißler hat im Fernsehen erklärt, daß die
Überweiser sich nicht selbst be-, sondern vielmehr selbstlos
"entreichert" hätten und dies noch dazu für einen grundgesetzlich
verankerten "guten Zweck". Der Mann durfte dabei todernst blei-
ben, denn daß die Parteien "der Willensbildung" dienen und die
Eckpfeiler der Demokratie sind, wird ihm niemand von denen be-
streiten, denen jetzt öffentlich die Galle hochsteigt über diese
"Reinwaschung von Steuerhinterziehern". In der Tat ist die
"Empörung" der SPD ebenso geheuchelt wie die biedermännische
Feststellung von Geißler, seinen Geschäftspartnern hätte jegli-
ches "Unrechtsbewußtsein" gefehlt. Wenn die Sozialdemokraten sich
jetzt beschweren, sie seien von den Regierungsparteien gelinkt
worden bei ihrer Zustimmung zum Parteienfinanzierungsgesetz, mit
dem legalisiert worden ist, was man jetzt amnestiert hat, so ist
dies die Schelte betrogener Betrüger. Einmal ganz abgesehen da-
von, daß es sich immer gut macht, die Verantwortung für ein unpo-
puläres Gesetz abzulehnen, zu dessen Nutznießern man dann selber
gehört. Die Grünen warten mit dem saubermännisch-nationalisti-
schen Argument auf, die Koalition mache "endgültig die Methoden
einer Bananenrepublik hoffähig" und übersehen dabei das Wesentli-
che, daß nämlich bei uns die Bananen im o r d e n t l i c h e n
p a r l a m e n t a r i s c h e n V e r f a h r e n gepflückt
werden und ihre Opposition das Tüpfelchen auf dem i darstellt.
Was für eine feine Kritik, wenn Otto Schily eine "Vergiftung des
Rechtsbewußtseins der Bürger" befürchtet und die SPD gar ein
"Attentat" auf dieses geschätzte Bewußtsein anprangert. Als wenn
sonst das Recht nicht zum Nutzen derer da ist, die es machen und
die Gewalt haben, es zu exekutieren. Wollen etwa die Kritiker der
Selbstamnestie der Politiker warnen, dem Volk die Rechtsillusion
zu nehmen, Recht sei etwas Gutes für die Leute und nicht einfach
Gewalt?
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