Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ZIVILSCHUTZ - Überleben ist machbar


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       Bremer Hochschulzeitung Nr. 39, 30.06.1981
       

SCHÖNER WOHNEN 81: BUNKER IM AUFWIND

Das Werbeblatt der Bremer Baubranche "Wohn Trend" teilt in Nr. 2/81 "Wissenswertes über Schutzräume" mit. Eigentlich müßten die Dinger ein Bombengeschäft der Hersteller sein, immerhin gibt der Staat den künftigen Bunkerbesitzern Zuschüsse und Abschreibungs- erleichterungen. Aber ganz so gut gehen die Geschäfte dann wohl doch nicht, was die Public-Relations Menschen zu der Frage bringt: "Warum machen nun eigentlich nicht mehr Bauherren von der Mög- lichkeit Gebrauch, mit ein wenig Mehr an Aufwand ein Vielfaches an Sicherheit zu gewinnen?" Die Bedenken der Häuslebauer, ob 50.000 DM und mehr nicht ein zu großer Einsatz für die Chance seien, im nächsten Krieg im hausei- genen Bunker zu verrecken, läßt die Branche nicht gelten. Abso- lute Sicherheit will sie "angesichts der Zerstörungskraft moder- ner Waffen" ihren Kunden nicht garantieren, aber wenn schon das Überleben im Bunker nicht sicher ist, dann wenigstens sicherer als im Haus von nebenan ohne Bunker. Genau wie im Lotto sind die Chancen der Schutzraumbesitzer r e l a t i v gut: "Immerhin erhöht er (der Schutzraum) die Überlebenschance ganz erheblich, und das sogar im Falle eines Einsatzes von Kernwaffen, denn der schützt vor herabfallenden Trümmern, radioaktivem Nie- derschlag und Brandeinwirkungen." Ganz schön was los außerhalb des gemütlichen Schutzraumes! Ir- gendwie hat dieses auf Hochglanzpapier durch einen Werbefritzen ausgemalte Inferno eines Krieges einen Haken! Liest man nicht im- mer in den Zeitungen, daß NATO und Bundeswehr dafür da sind, den oben angegebenen Ernstfall gar nicht erst eintreten zu lassen? Wieso dann Bunker bauen? Der Werbemann hat die Zeitungen genau gelesen und mitbekommen, daß die beste Verteidigung darin be- steht, dem Gegner zu zeigen, daß man sich von ihm nichts bieten lassen will. Warum also Bunker bauen? "Die Bemühungen um eine Entspannung aber können nur auf der Grundlage einer gesicherten Verteidigungssfähigkeit erfolgreich sein. Zu dieser Verteidigungsfähigkeit gehört zweifellos der Zi- vilschutz." Also rein mit dem Ding in die Kellerräume, alles andere wäre ja wohl eindeutige Wehrkraftzersetzung. Immer noch gibt es einen Ha- ken vom Standpunkt der Verkaufstrategie. Wieso soll denn der Schutzraum in den eigenen Keller, soll doch der Staat die Dinger selber bauen. Mitnichten! Es gibt nämlich einen ganz wichtigen Unterschied zwischen staatlichem und privaten Bunkerbau: "Nun ist der Hausschutzraum sicher nur ein Teil des Zivil- schutzes. Aber zusammen mit dem Selbstschutz (?) gerade jener, der auf freiwilliger Basis beruht. So ist also niemand durch Ge- setz zum Bau eines Hausschutzraumes verpflichtet. Das ist aber in einer Demokratie nun wirklich kein Argument gegen, sondern eher ein Argument für den Schutzraum..." Ein starkes Argument für ein nicht gerade billiges Angebot, fürs Überleben keine Garantie zu haben. Weil man in der BRD sich ganz demokratisch einen eigenen Bunker bauen darf, muß man gefälligst diese Freiheit auch noch 100%ig ausnutzen. Bunker ist Bürger- pflicht. P.S. Wer sagt denn, daß eine Pflicht nicht auch ihre angenehmen Seiten hat? In der Vorkriegszeit zumindest ist der Schutzraum nach Angaben seiner Verkäufer a b s o l u t sicher: "Denn der Kellerraum kann in Friedenszeiten wie jeder beliebige Keller genutzt werden, als Hobby-Raum, Trimm-Dich-Raum, zur Auf- bewahrung von Lebensmittelvorräten u.a.m." zurück