Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR WAFFENEXPORT - Deutsche Waffen in alle Welt


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       Waffenhandel
       

EIN ERSTKLASSIGES GESCHÄFT MIT HÖCHSTEM POLITISCHEN GEBRAUCHSWERT

Im vergangenen Sommer ist wieder einmal einiges bekanntgeworden über das weltweite schwarz-rot-goldene Waffengeschäft. Leider im- mer bloß im Zusammenhang mit einer Lüge: Das ,,Geschäft mit dem Tod'' wäre das Ergebnis skrupelloser Geldgier von bösen Ge- schäftsleuten und mangelnder Kontrolle seitens der zuständigen Staatsorgane. Marktwirtschaft auf dem Waffensektor - was denn sonst?! ------------------------------------------------------- Die Charakterlosigkeit ist schon erstaunlich, mit der professio- nelle Freunde und Anbeter der Marktwirtschaft über die wichtig- sten Tugenden dieser Wirtschaftsweise herziehen, wenn ein Kunde des Exportweltmeisters Deutschland mit der bestens bezahlten Ware nicht das anfängt, was der Lieferstaat gerne hätte. Wieso soll in diesem Geschäftszweig etwas anderes am Werk sein als die vielge- priesene Privatinitiative, die, wie man ja jetzt weiß, den ent- scheidenden Konkurrenzvorteil des westlichen Systems ausmacht? Seit wann spielt denn im freien Geschäftsleben und bei der Ren- dite der Gebrauchswert der umgeschlagenen Ware eine Rolle? Auf einmal will auch niemand mehr etwas von der ansonsten so ge- schätzten Glanzleistung deutscher Wirtschaftspolitik wissen, die überall so erfolgreich die Privatinitiative anzuregen und ihr den Weg ins Ausland zu ebnen versteht. Es soll anrüchig sein, wenn die zuständige staatliche Aufsicht sich zu dem Grundsatz bekennt, sie wolle selbstverständlich "keine Exportverhinderungs-Behörde" sein. Was erwartet man denn da eigentlich von "unserer" heißge- liebten "Exportnation"? Deren wichtigste Bilanzen beruhen auf den Exporterfolgen der privaten Geschäftswelt; Exporten, bei denen doch auch sonst niemand nach dem Gebrauchswert fragt. Und wenn schon der Gebrauchswert ins Spiel kommt, dann tritt beim Waffen- geschäft zu dem allgemeinen guten Grund für bombige Ausfuhren ja nur noch ein ganz besonders guter Grund hinzu: Diese Exporte ent- lasten den Staat, der ja sonst als alleiniger Kunde alle Kosten zu tragen hat; größere Serien verbilligen nämlich die gute Ware, und Exportgeschäfte stiften ein schönes Stück redlicher nationa- ler Akkumulation, wo sonst dem erfreulichen Umsatz immer bloß be- trübliche Haushaltslasten gegenüberstehen. Also bitte: Wer die Erfolge der deutschen Nationalökonomie für einen eindrucksvollen Leistungsbeweis der Nation und ihres ökono- mischen Systems hält, der soll nicht so zimperlich sein bei den Mitteln, mit denen diese Erfolge erzielt werden. Außenpolitik mit Gewaltmitteln - wie denn sonst?! ------------------------------------------------- Noch eindrucksvoller ist bei der öffentlichen Empörung über den falschen Waffenhandel, wie hartnäckig die Legende vom zum Bremsen berufenen, aber zu wenig bremsenden Staat, vom Widerspruch zwi- schen friedlich-sittlicher Außenpolitik und Geschäften mit Ge- waltmitteln, alle "Enthüllungen" überlebt - sie lebt sogar gera- dezu auf, weil jede "Enthüllung" den Schein bekräftigt, als wäre man da einer ungeheuerlichen A u s n a h m e auf die Spur ge- kommen. Dabei sprechen die publik gemachten "Erkenntnisse" genau fürs Gegenteil: Geschäfte mit Waffen, Waffenfabriken und allem technischen Drumherum sind keine "Ausrutscher", sondern finden d a u e r n d statt; ihre Veranstalter sind nicht als Ausnah- meerscheinung irgendwo zu lokalisieren, sondern sind in a l l e n freiheitlichen Demokratien der entwickelten Welt zu Hause; und sie agieren im Normalfall keineswegs "am Staat vor- bei", sondern Hand in Hand mit Verteidigungsbeamten, Militäratta- ches und sonstigem diplomatischen Dienst, Nachrichtendiensten, dem Bundessicherheitsrat usw. usf. - lauter politischen Instanzen also, die noch ganz andere Staatsinteressen verfolgen als das am allgemeinen Geldscheffeln. All die langweiligen "Enthüllungen" enthüllen gar keine "Verstrickungen" und "Sündenfälle", sondern belegen ein e r s t k l a s s i g e s p o l i t i s c h e s I n t e r e s s e am Export von Waffenarsenalen samt Zubehör und Produktionsanlagen. Der unterbleibt ja auch tatsächlich, wo be- sondere übergeordnete Interessen entgegenstehen; nicht bloß die sorgsam beachtete Cocom-Liste gibt da Aufschluß, auch milliarden- schwere Geschäfte mit den Saudis sind mit Rücksicht auf Israel und die amerikanische Konkurrenz, ungern genug, abgeblasen wor- den. Das politische Interesse am Waffenhandel ist also unübersehbar und sein Inhalt ist ja auch nicht rätselhaft. Denn immerhin packt man mit Waffengeschäften den Geschäftspartner, den rüstungswilli- gen anderen Staat, bei d e s s e n h ö c h s t e m A n l i e g e n. Denn gerüstet wird schließlich nirgends zum Spaß, sondern weil jeder Staat sich selbst als bloßes Opfer böser Nachbarn sieht, wenn er nicht seinerseits seine Nachbarn bedrohen kann. Souveränität wird nur durch Waffen real; insofern sind sie - und ist die Fähigkeit, sie sich zu beschaffen - überhaupt die allererste Voraussetzung jeder Außenpolitik. Und umgekehrt: So- bald ein Staat, also eine wirkliche, militärisch ausgestattete "höchste Gewalt", im Kreise der Völkerfamilie antritt, kennt er auch schon mögliche und wirkliche Feinde, gegen die er sich schützen, auswärtige Hindernisse, die er beseitigen, Kräftever- hältnisse, die er ändern oder sichern, kurzum: Kriegsszenarios, mit denen er rechnen "muß". D a s wird ausgenutzt, wenn eine Nation der anderen in der Be- waffnungsfrage interessante Angebote zu machen hat, und natürlich nicht bloß geschäftlich. Es geht da um Abhängigkeiten auf höchstem Niveau. Schon der normale Welthandel mit Waren und Kre- diten ändert ja etwas seinen zivilen Charakter, wenn Regierungen sich auf dessen Ergebnisse beziehen, die Gläubigernation ihre Schuldner zu einer angepaßten Politik "ermutigt" usw. Noch viel anspruchsvoller wird die "Kooperation", wenn sie sich nicht bloß auf die Instrumente der nationalen Ökonomie, sondern auf die Exi- stenzmittel der souveränen Gewalt selbst bezieht. Mit dem Waffen- handel erteilt der Lieferant seinem Kunden praktisch die p o l i t i s c h e L i z e n z, sich überhaupt souverän zu be- tätigen; er gesteht ihm die Fähigkeit zu, mit Krieg zu kalkulie- ren - d a s schafft Freundschaft zwischen den Völkern! Die Geschäftsgrundlage des "Genscherismus": ------------------------------------------- Kriegsallianzen ohne Kriegsziel ------------------------------- Dabei hat sich über vier Jahrzehnte eine Praxis eingebürgert, die ihre paradoxen Qualitäten hat und den Schein erzeugt, ausgerech- net da ginge es gar nicht um politische Abhängigkeiten: Der ge- genwärtige Waffenhandel ist überhaupt nicht einem gemeinsamen In- teresse von Lieferant und Empfänger untergeordnet, einen gemein- samen Feind fertigzumachen; er sucht sich und findet seine Adres- saten in aller Welt - und im Kriegsfall sogar auf beiden Seiten; siehe Irak-Iran. Zwar wird die Kriegsbereitschaft des Waffenkäu- fers bedient und beeinflußt - aber gar nicht nach Maßgabe eines gemeinsam festgelegten bestimmten Kriegsziels. Umgekehrt: Waffen- geschäfte sind geradezu zu d e m außenpolitischen Mittel gewor- den, so etwas wie kriegerische Allianzen o h n e definierten Feind zu schmieden. An "den Russen" war zwar immer gedacht - so wie die Sowjetunion immer an ihre strategischen Positionen für einen möglichen Weltkrieg gedacht hat -; und sei es nur in dem Sinn, den gegnerischen Einfluß auf ein souveränes drittes Land auszuschalten oder zu beschränken. Aber daran zeigt sich eben diese seltsame Reihenfolge: Es wurden gar keine gemeinsamen Kriegsprojekte mit den belieferten Staaten geschmiedet, sondern kriegstüchtige Verbindungslinien in alle Welt, die den ausgestat- teten Souverän ganz grundsätzlich auf die eigene Seite ziehen sollten. Und in dem Sinne hat sich der Waffenhandel unübersehbar politisch gelohnt. Oder wie sonst erklären sich die empörten Kritiker die- ses Geschäftszweigs die durchschlagenden Erfolge deutscher Außen- politik?! Was wäre Deutschland denn wert in der Welt, wenn von diesem Staat nur ein bißchen Geld und goldene Worte zu beziehen wären? Wieviel Freunde und wohlwollende Unterstützer würde dieser Staat finden, wenn nicht umgekehrt auf deutsche Hilfe für die Grundausstattung souveräner Macht Verlaß wäre? Welches Gewicht hätte Genscher, wenn seine Diplomaten nicht so emsig Abhängigkei- ten in der Gewaltfrage gestiftet hätten? Oder noch anders: Wel- ches politische Gewicht h a t Genscher, das n i c h t auf deutschem Entgegenkommen in den Fragen beruht, die für jede höchste Gewalt ihre Existenzfrage darstellen?! Immer alles ganz zivil - und nie ohne den politischen Handel mit der Gewalt: So funktioniert überhaupt die Außenpolitik der BRD seit jeher. Und sie funktioniert dermaßen erfolgreich, daß sie mittlerweile i n n e r w e s t l i c h e K o n k u r r e n z- p r o b l e m e des größten Kalibers aufwirft. Man sollte sich zu denen dann bloß nicht schon wieder einbilden, die hätten mit G e w a l t v o n d e u t s c h e m B o d e n a u s nichts zu tun. zurück