Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR RUESTUNGSINDUSTRIE - Ein Geschäft geht seinen Gang
zurück Ist das nicht prima -MBB SCHENKT ARBEITERN NEUE PRODUKTIONSMITTEL
Zwei Erfolgsmeldungen aus der Welt des Kapitals: in Einswarden ist eine neue Schalenmalerei in Betrieb genommen worden, und in Hamburg werden die Rumpfschalen des neuen Airbus ab sofort mit einem "Nietautomaten der 3. Generation" genietet. Selbstverständ- lich verdanken sich diese neuen Maschinen der Geschäftskalkula- tion von MBB mit dem neuen Airbus - und das weiß auch jeder. Die ganze "Modernität" dieser Anlagen besteht ja auch in gar nichts anderem als darin, die gewinnbringende Verkäuflichkeit des neuen Airbus zu steigern. Einmal, indem sie es MBB erlauben, Flugzeuge in einer Qualität herzustellen, für die die Käufer den entspre- chenden Preis zu zahlen bereit sind; zum anderen, indem sie die "Fertigungszeiten senken" und damit den Aufwand an Kapitalvor- schuß pro Flugzeug, so daß - so jedenfalls die Kalkulation des Betriebes - sich das Verhältnis von Kosten und Ertrag verbessert. Selbstverständlich wird also auch die Arbeitskraft an den neuen Anlagen dieser Kalkulation entsprechend eingesetzt: die Dauer und Intensität der Arbeit definiert sich mit der vom Betrieb geplan- ten "Steigerung der Fertigungsrate auf 8 Flugzeuge pro Monat", und mit dem gezahlten Lohn ist dem Betrieb die entsprechende Sen- kung der Lohnkost pro Flugzeug sicher. Dazu kann man als Arbeiter stehen, wie man will: vorgesehen ist man an den alten wie neuen Anlagen ohnehin bloß als Lieferant der entsprechenden Leistung. E i n f a c h als eine neue, lohnende Kalkulation mit Maschine- rie und Arbeitskraft soll man diese Maschinen allerdings nicht betrachten. Laut "mbb-intern" vollbringen sie zugleich lauter wundersame Leistungen für die Arbeiter. Über die Schalenmalerei wissen die mbb-Hofberichterstatter zu berichten, daß von ihr "die Mitarbeiter von MBB in Einswarden profitieren: Neben einer besonders leistungsfähigen Belüftung wurden Schallisolierungen für die Aggregate eingebaut und andere ergonomische Gesichts- punkte berücksichtigt." Und der neue Nietautomat ist überhaupt bloß ein einziges Geschenk an die Belegschaft: er soll "dazu beitragen, daß der Lärm und die körperliche Schwerarbeit klassischer (!!) Nietschichten endgültig der Vergangenheit ange- hören." Interessant ist es schon, wie bei der Feier "moderner Technik" die Arbeiter vorkommen! E r s t e n s darf man es hierzulande für völlig n o r m a l halten, daß die Konstruktion und der Einsatz von Arbeitsmitteln allerlei Schäden für diejenigen, die daran arbeiten, fest ein- plant. Wieso wäre es sonst überhaupt einer Erwähnung wert, das MBB es hingekriegt hat, Maschinen hinzustellen, die n i c h t Lungen und/oder Gehör der Arbeiter ruinieren wie die vorher ein- gesetzten Produktionsmittel. In einer Produktionsweise, in der die Arbeitenden den Nutzen aus den von ihnen hergestellten Pro- dukten haben - da wäre es ja wohl das Selbstverständlichste von der Welt, daß sie beim H e r s t e l l e n von dem Zeug nicht zu Schaden kommen! Aber eben dies gilt im Kapitalismus nicht: der Nutzen der Arbeit fällt ganz auf die Seite derer, die m i t ihr geschäftliche Kalkulationen anstellen, und im Lohn gilt jeder Schaden als entgolten, den Arbeiter von ihrer Arbeit haben. Des- wegen darf man es hierzulande eben für einen S a c h z w a n g halten, daß der "technische Fortschritt" immer mehr oder weniger Schäden für Arbeiter mit sich bringt. Dieser Sachzwang ist nichts anderes als die absolute Gültigkeit der Gesichtspunkte, unter denen Kapitalisten die Arbeitskraft be- und vernutzen - und die darin eingeschlossene G l e i c h gültigkeit gegen jedes Inter- esse, das Arbeiter an Arbeit und Lohn entwickeln könnten. Z w e i t e n s haben deshalb Leute, die bei MBB oder sonstwo arbeiten, in Sachen eigener Gesundheit nichts zu melden. Ob es i h n e n paßt, mal mit mehr, mal mit weniger Farbnebeln oder Krach ausgestattete Arbeitsplätze tagaus, tagein mit mäßigem Er- trag auszufüllen - diese Frage kommt gar nicht erst auf, und sie selber werfen sie offenbar auch nicht auf. Der B e t r i e b entscheidet sich je nach Kalkulation für "alte" oder "neue" Tech- nik - und Arbeiter dürfen sich dann, wenn mal eine schädliche Ar- beit w e g f ä l l t, den Gedanken erlauben, daß sie ja auch u n zumutbar war. W a r, wohlgemerkt: solange der Betrieb sie brauchen konnte, war sie äußerst zumutbar, und das bleibt das Ar- beiten z.B. mit schweren Niethämmern auch überall dort, wo der Betrieb es so beschließt. D r i t t e n s also ist es heute offenbar für einen Betrieb ziemlich billig zu haben, sich als Wohltäter der Arbeiter aufzu- spielen. Wo jeder e i g e n e Gesichtspunkt, ob man die Arbeit verträgt und ob einem das Geld dafür genügt, zugunsten des Argu- ments "Arbeitsplatz" gestrichen ist - da können ausgerechnet Kapitalisten auftreten und die Beseitigung jeder Schädigung, die sie anderswo den Arbeitern aufdrücken, als Leistung f ü r s i e ausgeben. Dabei müssen sie noch nicht einmal behaupten, w e g e n der Gesundheit der Leute wären ihnen Absauganlagen eingefallen. Das wäre ja auch durchaus unglaubwürdig. Daß sie überhaupt welche einrichten, obwohl sie ja auch anders könnten - das soll man ihnen zugutehalten! zurück