Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR KDV - Dienst bleibt Dienst
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Wochenschau
KRIEGSDIENST UND KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG
Ersteres soll d i e R e g e l sein, und letzteres läßt der de-
mokratische Staat zu, weil er einschätzt, daß es nicht zu viele
werden, und weil es genügend beschissene Jobs im öffentlichen
Dienst gibt, für die sich nur schwer Freiwillige finden lassen.
Noch dazu ausgewiesene Idealisten, die nicht töten wollen und
deshalb besonders g e w i s s e n h a f t ihren Dienst an ande-
rer Stelle für den Staat verrichten. In Abwägung seiner Prioritä-
ten sind dem BRD-Staat selbstverständlich junge Soldaten immer
noch lieber als Alten- und Krankenpfleger. Deshalb hat die
"Wende"- Regierung die Gegenleistung für die Befreiung vom
K r i e g s dienst höher angesetzt: Durch 5 Monate mehr
D i e n s t müssen Verweigerer beweisen, daß sie sich nicht bloß
drücken wollen. Anders ausgedrückt: Wer nicht im Ernstfall töten
w i l l, muß im Frieden mehr dienen - wobei natürlich in den
Sternen steht, was im Ernstfall mit Kriegsdienstverweigerern pas-
siert: Ernsthafte Hoffnungen machen können sie sich keine. -
Jetzt klagt die SPD in Karlsruhe gegen das CDU-Gesetz mit dem Ar-
gument: E n t w e d e r Gewissensprüfung o d e r verlängerter
Ersatzdienst. In der Sache also einig mit den Christpolitikern,
aber mit einer sozialdemokratischen Oppositionsauflegung von Ge-
rechtigkeit. Das Ergebnis des Verfassungsgerichtsverfahrens ist
von mäßiger Spannung, weil Bonn ohnehin eine
V e r l ä n g e r u n g d e s W e h r d i e n s t e s plant,
der Zivildienst also keinesfalls kürzer wird. Neu ist lediglich
die Rabulistik des CDU-Generals Heiner Geißler: "Bei einem Ver-
gleich Wehrdienst/Zivildienst muß die wesentlich höhere wöchent-
liche Dienstzeit der Soldaten berücksichtigt werden. Sie beträgt
bei über der Hälfte der Grundwehrdienstleistenden mehr als 56
Stunden wöchentlich im Jahresdurchschnitt." Und wir dachten im-
mer, die Armee sei die S c h u l e d e r N a t i o n. Jetzt
fängt ausgerechnet einer der obersten Scharfmacher der Nation bei
der Truppe zu rechnen an wie die Maurer: Wenn unsere Soldaten
tatsächlich nur 56 Stunden pro Woche im Dienst sind, was passiert
dann, wenn die Russen nach Dienstschluß kommen?
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