Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR IDEOLOGIE - Mit der Bombe Frieden machen
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Marxistische Schulzeitung Bremen, 10.11.1981
GANZ NORMALE LEICHEN
Aus den täglichen Schlagzeilen längst verschwunden ist El Salva-
dor. Dort läßt die christliche Regierung ihre Armee noch immer
Krieg führen gegen die Bevölkerung mit dem Ziel, jeglichen Wider-
stand gegen Hunger, Ausbeutung und Polizeiterror auszurotten. Die
finanziellen und militärischen Mittel hierzu werden von den Ame-
rikanern - natürlich stellvertretend für den ganzen freien Westen
- großzügig zur Verfügung gestellt. US-Militärberater leiten
fachkundig an Ort und Stelle das Training der salvadorianischen
Armee in Sachen Abschlachten von "Terroristen". Das Resultat sol-
cher Entwicklungshilfe kann man kleinen Zeitungsnotizen unter der
Rubrik "Aus aller Welt" entnehmen. Und zwar in Form regelmäßiger
Leichenzählungen. Wieviele waren es "gestern morgen", die an wel-
chen Straßenrändern in welcher Stadt zu besichtigen waren; wie-
viele davon waren enthauptet, wieviele vergewaltigt... Berichter-
stattung ganz "objektiv"!
Wieder Tote in El Salvador
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San Salvador (ddp)
Der Bürgerkrieg in El Salvador hat erneut sieben Menschenleben
gefordert. In Izalco wurden die enthaupteten Leichen von sieben
Menschen gefunden; darunter zwei Frauen, die zuvor vergewaltigt
worden waren. Die spanische Journalistin Maria Dolores Lopes Vi-
gilin wurde wegen subversiver Propaganda verhaftet.
Kein Grund zur Aufregung also auch in diesem Falle: das wäre ja
"Antiamerikanismus", wo wir doch zu "unseren engsten Verbündeten"
halten müssen. Die schützen ja nicht nur die Junta in El Salvador
vor aufständischen Landarbeitern, pardon: dem "sowjetischen Welt-
terrorismus", sondern damit und überhaupt auch "unsere Freiheit"!
Die Manöverlücke
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ist schon eine bemerkenswerte Veranstaltung. Jetzt wird glatt
auch am Militär gespart, und drei Manöver fallen aus. Die allge-
meine Verwunderung - was, sogar beim Militär? - sagt freilich ge-
nug darüber, was es mit "Einschränkungen" bei der Wehrmacht auf
sich hat. Wenn die nämlich anmeldet, sie hätte da an diesem und
an jenem ein Bedürfnis, dann kann sie darauf zählen, daß alle
Welt für ihre Wünsche größtes Verständnis aufbringt. Und das ist
der große Unterschied zu den Bedürfnissen, die es sonst noch
gibt, vor allem denen des "kleinen Mannes"; die kommen in der Öf-
fentlichkeit nämlich mit der größten Selbstverständlichkeit vor
als das Sparpotential der Nation. Wenn jetzt also die Militärs
von ihren obersten Dienstherren gesagt bekommen, daß sie nicht
alles kriegen, dann wird das schon richtig verstanden. Schließ-
lich wird die Regierung schon dafür sorgen, daß ihre
"Verteidigungsbereitschaft" dadurch keinen Schaden davonträgt.
Und wenn die bestellten Leos usw. da sind, dann wird man ja wohl
nicht versäumen, daß ihre Handhabung auch ausreichend geübt wird.
Neue Nachwuchspflege für die Bundeswehr
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"Immer mehr Wehrdienstverweigerer werden als Gewalttäter bei De-
monstrationen und Hausbesetzungen entlarvt!" stand neulich in der
BILD-Zeitung. Das will der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbe-
amter, Ingo Herrmann, herausgefunden haben. Folgendes wundert ihn
dabei: "Mit Steinen kann man auch töten! Wie können Leute, die
aus Ablehnung von Gewalt vor dem Wehrdienst geflüchtet sind, im
Zivilleben soviel Gewalt anwenden?" Diese Enthüllung hat einen
Polizeikollegen des Herrn Herrmann zu dem Vorschlag inspiriert,
ob solche Leute nicht doch noch nachträglich zum Wehrdienst ge-
zwungen werden können. Wir fragen uns, wie das zu verstehen ist.
Etwa so, daß unsere Friedensarmee der passende Ort für Gewalttä-
ter ist?
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