Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ALLGEMEIN - Vom deutschen Militarismus


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       ABC des dritten Weltkriegs
       
       Den Nutzen  einer MSZ-Serie  über Perspektiven  des Dritten Welt-
       krieges sehen  wir, ohne  Umschweife, als  äußerst beschränkt an.
       Perspektiven hat  der Dritte  Weltkrieg nämlich nicht anzubieten.
       Allein die Tatsache, daß der kostbare Platz der MSZ mit Labereien
       über Themen  wie: Zu was ist der "Tornado" gut? Was ist der Zweck
       der Bundeswehr?  Wie funktioniert  ein Atomkrieg? Kann der Westen
       das Gleichgewicht noch halten? Haben die Russen schon genug? usw.
       verschwendet werden muß, ist ein Skandal. Ausnahmsweise geben wir
       der Behandlung  dieser Fragen,  die  keine  Antworten  verdienen,
       durch den  Feind vollständig  recht, abzüglich  der kleinen unab-
       dingbaren Lüge, bei diesen Erörterungen ginge es um die Sicherung
       des Friedens. Abgesehen von den für Kriegsführung absolut notwen-
       digen Geheimnissen  verhandeln unsere  Militärs  ganz  öffentlich
       über taktische  und strategische Fragen des nächsten Weltkrieges.
       Und wer  wollte den Militärs daraus einen Vorwurf machen, daß sie
       neben ihrer  vom Auftrag  diktierten Ehrlichkeit  auch  noch  das
       glatte Gegenteil  behaupten, solange  Intellektuelle beim Anblick
       eines Panzers  anfangen, über  die Sinnlosigkeit  des Krieges und
       die Aggressivität der Menschennatur zu philosophieren?
       
       I. DIE BUNDESWEHR
       =================
       
       A. Die Ideologie
       ----------------
       
       Ohne Zweifel ist die Bundeswehr die größte deutsche Friedensarmee
       und die friedlichste deutsche Großarmee aller Zeiten - jedenfalls
       ist das  die einzig  zulässige Meinung  über sie,  und daran wird
       sich in  unserer linientreuen  Republik gehalten.  Die offizielle
       Sprachregelung lautet:  Unsere Wehrmacht  ist dazu da, nie einge-
       setzt werden  zu brauchen; sie hätte ihren Kampfauftrag verfehlt,
       wenn sie  ihn je  erfüllen müßte;  also ist  jeder Mann  und jede
       Waffe ein Stück Friedensgarantie. Und dieser dialektische Gedanke
       dient keineswegs  nur Politologenhirnen  zur  Erbauung:  bis  zum
       letzten Rekruten  prägt er das Selbstverständnis unserer demokra-
       tischen Armee.
       Kein Wunder, daß das bei schlichteren Gemütern zu mancher Verwir-
       rung führen  muß. Denn  den normalen staatsbürgerlichen Gedanken,
       daß die  eigene bewaffnete  Macht allein  für den edlen und mora-
       lisch unanfechtbaren  Zweck der Verteidigung bereitsteht, den be-
       herrscht zwar  ein jeder  halbwegs erwachsene  Mensch bei uns. Es
       gehört zum  Grundbestand staatsbürgerlicher Vernunft, von den mi-
       litanten Absichten  der eigenen  Herrschaft, bloß weil es die ei-
       gene ist,  zu abstrahieren  und deren  Fähigkeit zum Krieg für so
       etwas Ähnliches  wie die  eigene Armeskraft  zu halten, umgekehrt
       dem Feind  jegliche böse  Angriffsabsicht zu  unterstellen,  bloß
       weil die  eigene Herrschaft  ihn zum  Gegner erklärt  hat, und an
       dessen Militär  die gediegene  Vorbereitung eines  oder  mehrerer
       Völkermorde zu  erkennen. Denn das gehört nun einmal dazu, um ei-
       nem Staat  die Treue  zu halten, der für  s e i n e  Verteidigung
       seine geliebten  Bürger in den Tod schickt und dafür alles Nötige
       vorbereitet.
       Über diesen schon ziemlich ungeheuerlichen Trost geht die Ideolo-
       gie der  Bundeswehr aber weit hinaus. Sie möchte allen Ernstes so
       verstanden werden,  als wäre ihre Kampfkraft der größte Bluff der
       Weltgeschichte  und  die  Kriegs v e r h i n d e r u n g    durch
       "Abschreckung" ihr  höchster und letztlich einziger Daseinszweck.
       Dabei läuft die ganze Logik der "Abschreckung" darauf hinaus, dem
       Gegner seine  unterstellten Angriffsabsichten  dadurch zu vermie-
       sen, daß  man ihm überlegen ist; d.h. also für den Kriegsfall auf
       Sieg zu  kalkulieren und  damit für die eigene Seite die Freiheit
       zu reservieren, allein und ohne "Sachzwang" von der anderen Seite
       über die  Aufnahme von  Kampfhandlungen zu  entscheiden - kurzum,
       mit möglichst viel und schlagkräftigem Material die Rolle des An-
       greifers für  sich zu  monopolisieren: Alle Vorkehrungen dafür zu
       treffen, um   s e l b s t  zu gewinnen ist die Wahrheit der Ideo-
       logie, daß  heutzutage keiner  mehr gewinnen  könne, weshalb  ein
       Krieg eigentlich unmöglich sei.
       Und diese  Wahrheit des  Militärs, auch  des eigenen,  kriegt der
       einfache Soldat  natürlich irgendwie  ganz praktisch  mit - damit
       aber auch  das Verrückte  an der  dialektischen  Parole  von  der
       Kriegsverhinderungsarmee. Deswegen  schlägt er  sich entweder auf
       die Seite  der ihm  abverlangten ehrlichen Kampfbereitschaft, ba-
       stelt sich  nach ungebrochener  Überlieferung sein  Feindbild und
       gewöhnt sich  an die  Sorte Faschismus, ohne die die Bereitschaft
       zum Opfer fürs Vaterland nun einmal nicht geht. Oder er sieht den
       mit der  permanenten Kampfbereitschaft  für ihn verbundenen Zwang
       nicht so  recht ein  und fällt  durch mangelnde  Moral unangenehm
       auf. Vorsorglich  muß sich jeder auch schon 'mal von einem so li-
       beralen Bundespräsidenten  wie Scheel  daran erinnern lassen, daß
       so das goldene Wort von der Friedensarmee natürlich nicht gemeint
       sei, "Verteidigungsbereitschaft" vielmehr auch bei uns eine posi-
       tive innere Einstellung zum Krieg verlange:
       
       "Der schwierige  Gedanke der  Abschreckung...: Die  Erziehung zum
       Frieden schließt die Bereitschaft ein, dafür auch in den Krieg zu
       ziehen."
       
       Gründe, aus  denen die Bundeswehr etwas wirklich anderes wäre als
       jede normale  Armee eines  normalen  demokratischen  Staates  mit
       weltweiten Interessen von einer gewissen Brisanz, sind also nicht
       auszumachen. Dann  muß es  aber wohl  Gründe geben, aus denen sie
       dermaßen penetrant  ihren angeblichen  Pazifismus herausstreicht.
       Sollte denn  wirklich noch  immer, ein  halbes Menschenalter seit
       Hitlers Krieg  und nachdem  die Nachkriegszeit schon mehrfach für
       nun endgültig  vergangen erklärt worden ist, das alte antifaschi-
       stische "Nie  wieder Krieg!"  der Gründerjahre  der Republik her-
       überwirken? Sollte  womöglich die  unmittelbare Nachbarschaft des
       Feindes, verharmlosende  Sprachregelungen angeraten  sein lassen?
       Eines Feindes,  dessen ostdeutschem  Vorposten die  BRD  immerhin
       nach wie vor die ganz richtige Souveränität abspricht und dem man
       in jeder  Friedensfreiheitswohlstandsrede die  Auskunft  erteilt,
       daß seine  Existenz im  Widerspruch zu den Prinzipien des eigenen
       Staatswesens steht,  was als prinzipielle Kampfansage ja wohl un-
       mißverständlich ist.  Oder ist  es etwa  ganz einfach so: daß die
       Bundeswehr etwas  z u  v e r b e r g e n  hat...?
       
       B. Kampfauftrag und Kriegsziel
       ------------------------------
       
       Selbst dann,  wenn unsere  Generäle Klartext  reden, brechen  sie
       sich vor  lauter ideologischem  Pazifismus beinahe  die Zunge  ab
       eine Kostprobe:
       
       "Die  stärkste  Panzerabwehr(!)waffe  ist  der  Kampfpanzer,  der
       zugleich Rückgrat  des taktischen  Gegen(!)angriffs im Rahmen der
       Defensiv(natürlich!)strategie  des   Bündnisses  ist."  (Weißbuch
       1979)
       
       Ganz in  diesem Sinne  hieß das strategische Ziel der bundesdeut-
       schen Wehrmacht  von Anbeginn  an "Vorwärtsverteidigung", im Zuge
       der Entspannungspolitik  sozialliberal umformuliert in "Vornever-
       teidigung".  Dieses  hübsche  Bild  will  nicht  sagen,  daß  die
       Bundeswehr aufpassen muß, sich im Einsatzfall nicht selbst im Weg
       zu  stehen,   sondern  soll  ein  außerordentlich  hochgestecktes
       Kriegsziel ausdrücken.
       Grundlage - und nicht etwa das Ende - aller strategischen Planung
       für die  Bundeswehr ist  der Umstand, daß die BRD unter strategi-
       schen Gesichtspunkten ein einziges Ärgernis darstellt:
       
       "Die geostrategischen  Gegebenheiten unserer  Lage können für ein
       Land kaum ungünstiger sein. Erinnern wir uns:
       1. Wir  haben eine  gemeinsame Grenze  mit Staaten des Warschauer
       Pakts von über 1400 km Länge.
       2. In  einem nur  100 km breiten Raum westlich der innerdeutschen
       Grenze sind  25% unserer Industrie angesiedelt, und es leben dort
       30% unserer  Bevölkerung in  Großstädten wie  Nürnberg, Hannover,
       Hamburg." (Generalinspekteur Brandt)
       
       Ein Glück  nur, daß  die Bundeswehr nicht auch noch Westberlin zu
       verteidigen hat!
       Strategisch also eine einzige Fehlkonstruktion, dieses Land. Aber
       auch ein Militär wächst mit seinen Aufgaben. Die adäquate Antwort
       auf den  "Mangel an  strategischer Tiefe", in der man den als An-
       greifer gedachten  Feind abfangen  kann, heißt  schlicht: ihn gar
       nicht erst hereinlassen.
       
       "Wir können  den Raum, den wir notfalls verteidigen wollen, nicht
       vorher aufgeben." (Generalleutnant Hildebrandt)
       
       oder genauer:
       
       "Die NATO kann die Tiefe des Raumes nicht als Waffe (!) benutzen"
       (wie dumm!!) (Wehrkunde 11/77)
       
       Also, gegen alle Zweifler und Nörgler auch in der Bundeswehr:
       
       "Verteidigt wird vor Hamburg und Kassel!"
       
       Bloß, wie  macht man  so etwas,  wenn man daran festhält, daß der
       Feind der  Angreifer ist  und nicht man selbst? Hören wir nochmal
       unseren Generalleutnant:
       
       "Im Falle eines Konflikts müssen wir uns deswegen vorne mit aller
       Kraft und  von Anfang  an mit großer Beweglichkeit und Wendigkeit
       der Führung verteidigen." (Hildebrandt)
       
       Zu solcher "Wendigkeit" gehört z.B. folgende Unterscheidung:
       
       "Während die  NATO-Truppenverbände den  Kampf  nur  westlich  der
       Grenzen aufnehmen  können, ist  die Luftwaffe  in der Lage, durch
       Gefechtsfeldabriegelung  in   die  Aufmarsch-   und   Bereitstel-
       lungs(!)räume des Gegners zu wirken und den flüssigen Ablauf sei-
       ner Operationen zu stören."
       
       Und wer es nicht glaubt, daß der Präventivschlag zu den fest ein-
       kalkulierten Mitteln  bundesdeutscher "Vorneverteidigung" gehört,
       der kann  es sich auch noch einmal von General Schulze sagen las-
       sen:
       
       "Unser Ziel  muß es sein, den gegnerischen Angriffsplan zu durch-
       kreuzen, wenn  er am  verletzlichsten ist,  nämlich beim Antreten
       (!) zum Angriff, bevor der Angriff Schwung gewinnt."
       
       Schon für  dieses bescheiden  formulierte Ziel  - "hineinwirken",
       "stören" -  ist allerhand  erforderlich, z.B.  eine ständige Ein-
       satzbereitschaft -  für die  die Bundeswehr  auch tatsächlich ge-
       rühmt werden  darf: Journalisten,  die den Auftrag haben, das Ge-
       genteil zu beweisen, müssen sich schon einen Weihnachtsabend mit-
       ten in  Entspannungszeiten heraussuchen,  um  zu  Gruselberichten
       über die  Verwahrlosung bundesdeutscher  Gefechtsbereitschaft  zu
       kommen. Bereitschaft  allein reicht  aber natürlich  nicht;  denn
       dummerweise enthält  das Gerede  über die "konventionelle Überle-
       genheit" des  Ostens ja  etwas  Wahres.  Der  Auftrag  "Vornever-
       teidigung" heißt  also erst einmal: keinen Verlust an Territorium
       - also:  eine offensive  Panzerschlacht (siehe die Definition der
       Panzerwaffe im  Weißbuch!); Erkämpfen der Luftherrschaft über dem
       Schlachtgebiet, damit  dieses auch  wirklich im Lande des Gegners
       liegt; Lahmlegung  der "baltischen Flotte" des Gegners bereits in
       der Ost-,  spätestens in der Nordsee, jedenfalls noch ehe sie den
       Atlantik erreicht  und die  "Nachschublinien" gefährdet. Also ein
       umfassender Kampf  von Spitzbergen  bis zum  Ararat, der auch mit
       der strategischen "Lücke" im NATO-Mittelabschnitt fertig wird:
       
       "Die Verteidigung unseres Landes wird dadurch gekennzeichnet, daß
       ein zusammenhängender  Abwehrkampf mit  dem  europäischen  Südab-
       schnitt der NATO nicht möglich ist. Die neutralen Staaten Schweiz
       (!) und  Österreich liegen  zwischen der  BRD und dem verbündeten
       Italien." (Weißbuch 75)
       
       - hallo Alpenfestung!
       Den Nachschub  wie die  Operationsfreiheit im  Rücken der voraus-
       stürmenden Vorneverteidigungskräfte  sichert das  in der  Öffent-
       lichkeit zu  Unrecht  unbekannte  "Territorialheer"  (Heimschutz-
       brigaden).  Damit   müßte  sich   dann  doch  das  bundesdeutsche
       Kriegsideal  verwirklichen   lassen,  den   Gegner  zu  schnellem
       Einlenken zu zwingen. Denn:
       
       "Wir wollen  keinen längeren  (!) konventionellen Krieg auf deut-
       schem Boden,  weil er  genauso fürchterlich und genauso zerstöre-
       risch wäre  wie ein  nuklear geführter  Krieg" (eine interessante
       Klarstellung von Militärseite über die Hoffnungen, die der Bürger
       auf "seine" Verteidigung setzen darf!) ... Wir wollen aber (!) in
       der Lage sein, mit konventionellen Mitteln den Warschauer Pakt zu
       einer Verhandlungspause  zu zwingen.  Das heißt: Wir müssen einen
       Abwehrerfolg erringen,  der neue  Verhandlungen  möglich  macht."
       (Heeresinspekteur Poeppel)
       
       Sie sind doch fröhliche Menschen, unsere Generäle. Sogar noch den
       Befehl zu  einem prompten  Blitzsieg verstehen sie in der Diktion
       unbedingtester Friedensliebe auszudrücken. Dabei sind ihnen nicht
       nur die  Wirkungen "konventioneller"  Waffen von  heute vertraut;
       auch der  Umstand ist  ihnen nicht unbekannt, daß es dabei natür-
       lich nicht wird bleiben können:
       
       "Es geht  dtm, von  der ersten  Stunde (!) eines Angriffs an, dem
       potentiellen Gegner  die Konsequenzen aus einer Eskalation im Ge-
       brauch der Mittel zu demonstrieren." Und wie geht das? Natürlich:
       indem man  selbst als  erster eskaliert:  "Dazu gehört einerseits
       die Fähigkeit  unseres Bündnisses,  im Rahmen der Triade flexibel
       im notwendigen (?) Rahmen mit konventionellen, aber auch notfalls
       (!) mit taktischen oder strategischen Nuklearwaffen zu reagieren.
       Und dazu  gehört auch  die Fähigkeit, bereits mit konventionellen
       Mitteln das  kalkulierbare Verwirklichen von Angriffsplänen durch
       eine flexibel,  aktiv" (wozu  soll denn  das der Gegensatz sein?)
       und beweglich  geführte Verteidigung  zu  verhindern."  (General-
       leutnant Hildebrandt)
       
       Letzteres dann  wieder der Spezialauftrag, den die Bundeswehr vor
       dem Szenarium  zu erfüllen  hat, das  "notfalls" die extra so ge-
       nannten "theatre  nuclear forces", nämlich die atomaren Gefechts-
       feldwaffen gehörig  herrichten. Den  erhofften Lohn  ihrer  Mühen
       deuten unsere Militärs folgendermaßen an:
       
       "Erfolg oder  Mißerfolg der  ersten Tage  wird die Verläßlichkeit
       der   Satellitenarmeen   entscheidend   beeinflussen."   (General
       Schulze)
       
       Auflösung des Warschauer Paktes als Frucht der ersten Kriegstage:
       das ist das friedliche Ideal westdeutscher Militärplanung.
       Das  Ganze   noch  einmal   ohne   ideologische   Sprachregelung.
       "Verteidigung" bedeutet  noch allemal,  daß Bürger in großer Zahl
       ihr Leben lassen müssen, um ihren Staat zu retten - in seiner Ei-
       genschaft als  Staatsbürger verteidigt  zu werden,  ist für einen
       sterblichen Menschen heutzutage eine ziemlich sicher tödliche Sa-
       che. Im  Falle der  BRD liegt  die strategische Komplikation vor,
       daß die  Rettung des  Staates, nach  herkömmlichen Maßstäben  ge-
       plant, die  alle eine  gewisse "Tiefe des Raumes" einkalkulieren,
       nicht mehr  genügend Bürger  leben läßt, daß die Regierenden hin-
       terher noch  Spaß am  Regieren haben.  Die Verteidigung  der  BRD
       braucht deswegen  aber keineswegs  zu unterbleiben.  Nur wird der
       Verteidigungsauftrag an  die zuständige Wehrmacht extrem: Sie hat
       den Feind,  möglichst auf  dessen Gebiet, vernichtend zu schlagen
       und gleichzeitig,  natürlich auch in Feindesland, für ein hinrei-
       chend breites  Spektrum nuklearer "Demonstrationen" zu sorgen, so
       daß dem  Feind seine  Unterlegenheit auch  auf diesem Gebiet ein-
       sichtig wird.  Und das alles innerhalb kürzester Zeit.  D a r a n
       sollte man  einmal die  Propaganda von der angeblichen mehrfachen
       östlichen Überlegenheit messen.
       Worin dieser  Auftrag sich  von dem Plan zu einem Präventivkrieg,
       also einem  Angriffskrieg, unterscheiden soll, ist uns auch nicht
       klar. Klar  ist damit  allerdings, daß  die Bundeswehr  mit einer
       derartigen Aufgabe  allein denn doch überfordert wäre - nicht zu-
       letzt fehlt  ihr ja  die letzte Entscheidungsbefugnis über Bomben
       und Munition  für die  nukleare Abteilung  der "theatre  forces";
       aber auch für die konventionelle Schlacht reichen die 900000 Mann
       des Heeres  im Kriegsfall, obwohl sie durch 1,5 Millionen weitere
       Reservisten immer wieder ergänzt werden können, nicht zuverlässig
       aus. Das   n a t i o n a l e   Verteidigungsziel der BRD hat also
       die Eigenart, daß es in  n a t i o n a l e m  Rahmen gar nicht zu
       realisieren ist.  Auch dies  kein Grund,  es zu lassen, im Gegen-
       teil. Die  nationale Verteidigung  der BRD  war von Anfang an ein
       i n t e r n a t i o n a l e s   Anliegen;  und  die  westdeutsche
       Kriegsvorbereitungspolitik setzt  alles daran,  daß sie  das auch
       bleibt.
       
       C. Bundeswehr im Bündnis: Vorneverteidigung mit Raumtiefe
       ---------------------------------------------------------
       
       Die politische  Führung der  BRD hat  seit jeher  umsichtig dafür
       Sorge getragen,  daß der  geplante Verteidigungskrieg  auch  dann
       keineswegs zuende zu sein braucht, wenn der Bundeswehr die Erfül-
       lung ihres Siegauftrags nicht gelingt. Es soll sich wirklich kein
       Bürger hinterher beschweren dürfen, er wäre nicht verteidigt wor-
       den -  wenn schon  nicht im Feindesland, dann wenigstens bei sich
       zu Haus,  und wenn  schon nicht  durch deutsche,  dann um so mehr
       durch alliierte Soldaten und Waffen:
       
       "Ein wichtiges  Element unserer Verteidigungspolitik ist die Prä-
       senz der Streitkräfte von sechs anderen Bündnispartnern auf unse-
       rem Territorium. Sie sind Ausdruck des gemeinsamen Verteidigungs-
       willens und zugleich Signal des Risikos für einen Aggressor.
       Die Streitkräfte  der USA  auf unserem  Boden bilden  für uns die
       wirksamste Verklammerung auch des strategischen Nuklearpotentials
       der   USA    mit   der   europäischen   Verteidigungskomponente."
       (Generalinspekteur Brandt)
       
       Da kann  der deutsche  Bürger doch  gleich viel ruhiger schlafen,
       wenn der  ganze Westen  sich zusammengetan hat, um seine Republik
       zu beschützen - sogar die Franzosen sorgen sich um uns, wenn auch
       erst ab  der Pfalz.  Auffällig allerdings,  daß das Vertrauen auf
       die Bündnispartner  sich immer  wieder in Mahnungen der folgenden
       Art Luft macht:
       
       "Die Anerkennung  des Prinzips der 'Vorneverteidigung' im Bündnis
       ist eine  unabdingbare politische  Voraussetzung jedes  deutschen
       Verteidigungsbeitrags und  bildet damit  eine  Geschäftsgrundlage
       unserer Mitgliedschaft  im Nordatlantischen  Bündnis."  (wiederum
       Generalinspekteur Brandt)
       
       Den nationalen  Egoismus im Kriegsfall zum internationalen Anlie-
       gen zu machen, das ist eben eine schwierige Sache. Denn irgendwie
       kann es  ja gar  nicht ausbleiben, daß die BRD sich damit von dem
       nationalen Egoismus  der Bündnispartner  abhängig macht;  und das
       hat natürlich seine Nachteile.
       Im Verhältnis  zu den  USA, der Führungsmacht des Bündnisses, be-
       steht das strategische Problem darin, daß das nationale Verteidi-
       gungsinteresse der  BRD im Vergleich zu der strategischen Planung
       der befreundeten  Weltmacht nicht  mehr als  einen frommen Wunsch
       bedeutet und  von der Hoffnung leben muß, daß im Endeffekt beides
       sich irgendwo deckt:
       
       "Europäische Verteidigungspolitik muß... bereit sein, sich ameri-
       kanischen Vorstellungen  in einem  gewissen Grade  anzupassen;...
       europäische Staaten  können nur  eine Verteidigungspolitik konzi-
       pieren und realisieren, die mit den US-Verteidigungsinteressen in
       Übereinstimmung gebracht  werden kann.  Diese Einschränkung ihrer
       politischen Handlungsfähigkeit muß jede westeuropäische Regierung
       in ihrem eigenen Sicherheitsinteresse hinnehmen, auch wenn es der
       einen oder  anderen Regierung  schwerfällt oder sie es öffentlich
       nicht zuzugeben wagt. Natürlich können die westeuropäischen Staa-
       ten Ihrerseits  erwarten(!), daß auch die USA Rücksicht auf euro-
       päische Belange nehmen..." (General Ulrich de Maiziere)
       
       Was der gute General da als prinzipielle Schranke autonomer euro-
       päischer Kriegsplanung bemerkt -
       
       "Damit haben  sich die  betreffenden Staaten eines ihrer wichtig-
       sten Souveränitätsrechte  begeben,  nämlich  der  alleinigen  und
       letzten Entscheidung  über den  Einsatz ihrer  bewaffneten Macht,
       zumindest von wesentlichen Teilen ihrer Streitkräfte" -
       
       das ist  natürlich kein  akademisches  souveränitätstheoretisches
       Problem; und  ebensowenig trifft  es zu, daß jede europäische Re-
       gierung davon  in der  gleichen Weise  betroffen wäre.  Die ganze
       Schwierigkeit liegt darin, daß die Logik der amerikanischen Stra-
       tegie gebietet,  Westeuropa und  damit eben vor allem die BRD als
       Vorfeld zu  behandeln, also  erstens mit  dem Gebiet  der BRD als
       Schlachtfeld, zweitens  als Feld  für eine durchaus länger andau-
       ernde, den Gegner zermürbende Schlacht zu kalkulieren:
       
       "Wir sollten - abhängend von den Kosten - die Option haben, einen
       nicht-nuklearen Feldzug auf unbegrenzte Zeit fortzusetzen" -
       
       so sieht  der   a m e r i k a n i s c h e   Annual Defence Report
       die Lage,  selbstverständlich ohne die "Option" auf einen ausgie-
       bigen   n u k l e a r e n  Feldzug auf europäischem Gebiet preis-
       zugeben.
       Sogar noch  in ihren  liebevollen Beteuerungen  ehrlichster Bünd-
       nistreue  lassen  amerikanische  Verteidigungsminister  an  ihrem
       Standpunkt keinen Zweifel:
       
       "Die US-Bereitschaft  zum Einsatz  in Europa  ist nicht begründet
       durch historische  Bindungen oder  durch die  Tatsache, daß  hier
       seit 1945  rund 30  Milliarden Dollar  investiert wurden, sondern
       schlicht durch  die Erkenntnis, daß Freiheit und 'american way of
       life' nicht  mehr das  Gleiche wären,  wenn Westeuropa  von einer
       Macht beherrscht  wird, die den USA feindlich gesinnt ist. So ge-
       sehen erkennen  Verantwortliche bald,  daß  das  NATO-Territorium
       eine Einheit  ist, die  auch das Territorium der USA einschließt.
       Der Atlantik  trennt nicht,  er ist Verbindung und Brücke." - nur
       eben daß  auf der einen Seite der "Brücke" die USA liegen und auf
       der anderen  Seite ihr  Brückenkopf! (Schlesinger  zu Lober  laut
       Generalinspekteur Brandt)
       
       Das Ganze ist den Führern der deutschen Nation natürlich kein Ge-
       heimnis; und  als der derzeit Oberste noch in der Opposition war,
       hat er sich sogar empört aufgespielt:
       
       "Bei den Herbstmanövern der Nato 1960 in Schleswig-Holstein rech-
       nete man  infolge des  Einsatzes taktischer nuklearer Waffen nach
       48 Stunden  mit 300.000 bis 400.000 Toten auf Seiten der Zivilbe-
       völkerung. Was  angesichts solcher Manöverergebnisse jeden unvor-
       eingenommenen Beobachter  überraschen muß,  ist die Tatsache, daß
       die deutsche Kritik an der Konzeption der Nato so überaus maßvoll
       und zurückhaltend  ist! ... Es ist unvorstellbar, daß es bei die-
       ser Konzeption bleibt." (Helmut Schmidt 1961)
       
       Das "Unvorstellbare"  ist natürlich  wahr geworden - und fand bei
       demselben Herrn  Schmidt bereits wenige Jahre später einen erheb-
       lich "maßvolleren" Kommentar:
       
       "Die unter der Überschrift 'Vernichtung Europas' behandelten Fra-
       gen (?)  der Verteidigung  mit 'taktischen'  Nuklearwaffen fallen
       inzwischen in  das schon  mehrfach berührte  Gebiet der innerhalb
       der NATO umstrittenen strategischen Konzeptionen."
       
       Aufgehört hat  dieser "Streit"  bis heute nicht - es ist auch gar
       nicht abzusehen, wie das der Fall sein könnte.
       Die Schlußfolgerung,  dann doch lieber die Finger vom Verteidigen
       zu lassen,  folgt daraus  aber noch  lange nicht, schon gar nicht
       für einen  strategisch aufgeklärten sozialdemokratischen Kanzler.
       Der praktische  Schluß lautet  genau umgekehrt:  Die BRD muß sich
       für die USA dermaßen nützlich machen, daß die USA die Rettung des
       westdeutschen Territoriums  für noch lohnender befinden als seine
       Benutzung im Sinne von "Tiefe des Raumes als Waffe" und für einen
       längeren Krieg  im Vorfeld  des großen  Atomschlags:   d e s w e-
       g e n     setzt  die  Staatsgewalt  alles  daran,  die  BRD  nach
       Möglichkeit zu einem einzigen riesigen Militärcamp sowie Raketen-
       und Flugzeugträger der USA zu machen. Weiter: Die BRD muß für ihr
       Konzept der  "Vorneverteidigung" so  viel tun,  seine Erfolgsaus-
       sichten dermaßen  wahrscheinlich machen,  daß der große Bruder es
       auch im  Ernstfall als  Mittel für  seinen Zweck,  den Hauptfeind
       verbluten zu  lassen, akzeptiert und mit seinen Streitkräften un-
       terstützt: deswegen  ist das bundesdeutsche Militär so willig be-
       reit, jede  Hauptlast im  NATO-Mittelabschnitt zu  übernehmen und
       sich in  ein "konventionelles" Rüstungsabenteuer nach dem anderen
       zu stürzen, so daß die BRD heute ein Waffenproduzent der interna-
       tionalen Spitzenklasse und von den USA in diesem Punkt unabhängig
       geworden ist.  Und schließlich:  Die BRD muß, um die Vormacht des
       Bündnisses in beiden Punkten zu überzeugen, immerzu dafür sorgen,
       daß die übrigen westeuropäischen Partner geschlossen hinter ihrer
       Kriegsplanung stehen.
       Und da  hat sie  viel zu  tun. Denn wenn schon vom Standpunkt der
       BRD aus das NATO-Bündnis das Mittel  n a t i o n a l e r  Vertei-
       digungsplanung ist, indem dadurch nämlich die deutsche Grenze zum
       internationalen Anliegen  und so die "Vorneverteidigung" erst re-
       alisierbar wird, dann gilt es immerzu darauf aufzupassen, daß die
       Partner sich  nicht die Freiheit herausnehmen, das internationale
       Bündnisanliegen ihren nationalen Interessen unterzuordnen. So hat
       Frankreich deutlich  gemacht, daß es als Feld seiner Vornevertei-
       digung die BRD einplant, weshalb seine Mittelstreckenraketen ent-
       sprechend ausgerichtet  sind. Bürde und Tugend des Oberaufpassers
       im Bündnis  lesen sich  im Verteidigungsweißbuch 1979, programma-
       tisch zusammengefaßt, folgendermaßen:
       
       "Die Bündnisstaaten  können auf  bestimmte Probleme  von Fall  zu
       Fall im Lichte der nationalen Interessen reagieren." Das ist zwar
       ärgerlich; aber:  "Dafür auch (!) Verständnis (!!) zu zeigen, ist
       Teil richtig  verstandener Bündnispolitik.  Dabei muß  allerdings
       (!) in jedem Falle (!!) die Funktionsfähigkeit des Bündnisses er-
       halten bleiben.  Das Bündnis  darf nicht  zu einer Allianz unter-
       schiedlichen Engagements  und abgestufter  Mitgliedschaft degene-
       rieren."
       
       Die BRD  hat schon  ihre Last mit ihren Freunden, die dummerweise
       nicht so wie sie mit dem Osten noch eine offene "nationale Frage"
       zu regeln haben, dem Hauptfeind weltweit als ökonomisch wie poli-
       tisch potenter  Konkurrent in  die Quere  kommen, mit  jedem Ost-
       blockstaat besondere  handels- und  entspannungspolitische Zwecke
       verfolgen, im  Ernstfall teils  weniger interessant, teils weiter
       weg  vom   Schuß   sind   -   und   deswegen   am   Konzept   der
       "Vorneverteidigung" ein  elementares Interesse  haben müssen.  Da
       muß die  deutsche Militärpolitik  sich schon  die Freiheit nehmen
       und sich um alles kümmern
       - im Norden:
       
       "Norwegen und Dänemark halten an ihren Vorbehalten gegen die dau-
       erhafte Stationierung verbündeter Truppen und gegen die Dislozie-
       rung von  Nuklearwaffen im  Frieden auf  ihrem Territorium  fest.
       Aber auch  in diesem  Raum sind NATO-Manöver und rechtzeitige Zu-
       fuhr von  Verstärkungskräften aus  Nordamerika und Großbritannien
       ausschlaggebend für  Abschreckung und  Verteidigungsfähigkeit des
       Bündnisses."
       
       wie im Süden:
       
       "Die europäische  Südflanke der NATO birgt strategische Probleme.
       Politische Instabilität  in den  Ländern dieser Region könnte von
       der Sowjetunion  zum eigenen  Vorteil genutzt  werden. Das könnte
       Rückwirkungen auf  das Kräfteverhältnis Ost/West haben, zumal der
       Südflanke eine  wichtige strategische Aufgabe zufällt: Sperre ge-
       gen ein Vordringen der Sowjetunion in den Mittelmeerraum, vor al-
       lem in  den Nahen  Osten und  an  die  nordafrikanische  Gegenkü-
       ste...", für  die die  BRD sich  also auch  noch zuständig fühlen
       muß!
       
       denn:
       
       "Nord-, Süd-  und Mittelabschnitte  der NATO  in Europa sind eine
       strategische Einheit." (Weißbuch)
       
       Bei bloßen  Sorgen läßt die bundesdeutsche Bündnistreue es natür-
       lich nicht  bewenden. Die BRD ist auf allen Ebenen der Vorkämpfer
       gegen Antiamerikanismus in Westeuropa. Den zivilisierten Nachbarn
       im Norden und in der Mitte, die aus lauter innenpolitischer Rück-
       sichtnahme ihre  Bündnispflichten schleifen lassen, vor allem für
       amerikanische Atombomben nicht die rechte Begeisterung aufbringen
       oder sogar  bei einem  gemeinsamen Manöver unentschuldigt fehlen,
       will diplomatisch auf die Füße getreten sein. Den unsicheren Kan-
       tonisten und  finanziellen wie politischen Schwächlingen im Süden
       muß man anders kommen. Sie kriegen von der Bundeswehr die jeweils
       zweitneuesten, gerade  erst abgelegten  Waffen geschenkt,  dürfen
       sich auch  mit Sonderwünschen an die west-deutschen Waffenschmie-
       den wenden.  Bei ihnen  wäre es  auch ganz falsch verstandene Zu-
       rückhaltung, wollte man ihnen ihre Innenpolitik ganz allein über-
       lassen - also steht die BRD all den Türken, Griechen, Portugiesen
       (und, wenn  alles gut  geht, den Spaniern demnächst innerhalb des
       NATO-Bündnisses) mit  demokratischem Rat,  wirtschaftspolitischen
       Diktaten und  Geldern gar nicht einmal bloß für Militärisches zur
       Seite. An  Finanzen soll  es nicht  fehlen, wenn  sich mit  ihrer
       Hilfe das  "politische Umfeld" einer auswärtigen NATO-Streitmacht
       "stabilisieren" läßt;  und in der Frage, wer die Kaltstellung des
       Volkes besorgen  soll, ist die bundesdeutsche Demokratie sehr un-
       dogmatisch.
       
       D. Weltpolitik vom Standpunkt der Bundeswehr:
       ---------------------------------------------
       "Abschreckung" universal
       ------------------------
       
       Die strategische  Kalkulation des  bundesdeutschen Militärs läuft
       darauf hinaus,  über das  NATO-Bündnis -  plus Separatvertrag mit
       Frankreich -  die gesamte  kapitalistische Welt in das "Vorwärts"
       ihres Konzepts der "Vorneverteidigung" einzubinden, damit im Ide-
       alfall des  Notfalls der  Sieg nach  Tagen errungen ist, folglich
       von der BRD noch genug zum Regieren übrigbleibt und womöglich der
       atomare Vemichtungsschlag  gar nicht mehr erst ausprobiert wird -
       wenigstens nicht  vom unterlegenen Feind. Es ist eine Kalkulation
       auf Sieg  im Blitzkrieg,  die nur aufgehen kann, wenn sie zum in-
       ternationalen Anliegen der "freien Welt" wird. Und das hat Konse-
       quenzen über den Rahmen des Bündnisses hinaus.
       Denn das  ist ja klar: Nach dem Konzept "Abschreckung durch Über-
       legenheit" ist  der Sieg - pardon: der Friede am sichersten, wenn
       d i e   g a n z e  W e l t  wie ein Mann gegen den Hauptfeind des
       Westens zusammensteht.  Der Weltfrieden, so wie die BRD ihn sieht
       und will,  verlangt gebieterisch,  daß nirgends auf der Weltkugel
       der Sowjetunion  ein Fußbreit  Bewegungsfreiheit und die Gelegen-
       heit zu  "Überraschungen" gelassen  wird -  also weltweit eine so
       gelungene "Eindämmung"  des Hauptfeindes  wie an der europäischen
       Front. Leider sieht die Sowjetunion die Sache mit dem Weltfrieden
       ungefähr genauso - bloß umgekehrt.
       Gottlob sehen  die NATO-Partner  die Angelegenheit  wiederum  von
       derselben Seite  wie die BRD. In logischer Konsequenz der gemein-
       samen NATO-Strategie  enthalten die  mächtigsten unter  ihnen die
       Hauptteile ihrer  Streitkräfte dem  gemeinsamen  Bündnis-Oberkom-
       mando vor, um sie im Rest der Welt, außerhalb des NATO-Bündnisbe-
       reichs, wirksam  werden zu lassen. Was umgekehrt bedeutet: Ameri-
       kanische, französische  und britische  Flottenverbände  und  Ein-
       greiftruppen bevölkern  die Welt  nicht bloß,  um ihre  nationale
       Fahne aufzupflanzen, sondern im Interesse der gemeinsamen Sache.
       So ist  es also  sehr gerecht und das Gegenteil von militärischer
       Zurückhaltung im  imperialistischen Weltgeschehen,  wenn die  BRD
       wiederum ihren Verbündeten in Europa den Rücken freihält.

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