Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ALLGEMEIN - Vom deutschen Militarismus
zurück Die Ideologie der Woche"BUNDESWEHR IN DER LEGITIMATIONSKRISE"
Seit einigen Wochen macht sich die Öffentlichkeit von "Bild" bis "Spiegel" freiwillig gleichgeschaltet Sorgen konstruktiver Art um die Schlagkraft der Bundeswehr. Der Trick, mit dem man sich für die Förderung der Wehrbereitschaft starkmacht, ist so einfach wie billig: Die Öffentlichkeit erfindet sich 1000 Probleme, unter denen unsere Wehrmacht leide, und stellt damit ihre Debatte unter das Motto: 'Wir stärken die Akzeptanz der Bundeswehr in der Be- völkerung. Problem Nr. 1: "Das Feindbild schwankt... ----------------------------------------- Ständig neue Abrüstungsschritte und Verhandlungsangebote Gor- batschows, mit denen er die westliche Propagandalüge von der An- griffsgefahr aus dem Osten entkräften möchte, haben ihre Wirkung auf deutsche Politiker nicht verfehlt. Die sehen sich genötigt, ihrer stattfindenden Aufrüstung eine aktualisierte Begründung nachzuschieben und die Landesverteidigung von alten Propagandalü- gen zu befreien. Das geht z.B. so: "Wer den Willen zur Landesverteidigung davon abhängig macht, ob und in welchem Umfang eine Bedrohung von außen tatsächlich gege- ben sei, der stellt die eigene Souveränität in das Belieben ande- rer Mächte." (Scholz) Dabei hat es doch umgekehrt zu sein! Oder so: "Ich brauche nicht zu wissen, wogegen ich bin, wenn ich weiß, wo- für ich bin." (Generalinspekteur Wellershof) So sehr dafür ist der Mann, daß er auch ohne Feind eine ganze Ar- mee in Stellung bringen will? W o f ü r mag der Gute sein? Problem Nr. 2: Kampfflieger fallen vom Himmel... ------------------------------------------------ und eine empörte Öffentlichkeit fragt sich: "Muß das denn sein!" Es handelt sich dabei um eine Beschwerde in der literarischen Form der rhetorischen Frage. Politiker sind gradlinig genug, dar- auf eine Antwort zu geben: "Aber klar! Und wer da noch weiter fragt, stellt gleich die ganze Bundeswehr in Frage!" So sieht sich das aufgeregte Publikum gezwungen, bei seiner Beschwerde zu unterscheiden: Gegen die Bundeswehr wollte es ja wirklich nichts eingewendet haben. Gegen eine Luftwaffe, die sich der Natur der Sache nach in der Luft tummelt, auch nicht. Gegen Tiefflüge nur, daß sie so laut sind, vor allen für Witwen und kleine Kinder. Und genaugenommen hauptsächlich, daß da gelegentlich ein Kampfflieger herunterfällt, obwohl er dafür gar nicht gebaut ist. Dagegen hilft natürlich nur eins: Mehr üben! Und außerdem soll sich die Fernsehnation zur besten Sendezeit mal anhören, was man als Kampfpilot für Sorgen hat: Mit Mach 1,5 200 Fuß über dem Boden sein Leben riskieren und dann immer noch von den Leuten angepin- kelt werden, deren Beschwerderecht man verteidigt. Problem Nr. 3: ...und der Verteidigungsminister trudelt." --------------------------------------------------------- Eine "Wunderwaffe" (AZ) hätte er sein sollen, und statt dessen muß die Öffentlichkeit ständig ausbessern, was der "Minister für Verwirrung" (SZ) angeblich anrichtet. Er sei inkompetent, bringe sich und seine Mitarbeiter unverdrossen in Schwierigkeiten und erleide "eine Schlappe nach der anderen". Ein schönes Plädoyer für eine korrekte Amtsführung zur Stärkung der Verteidigungsbe- reitschaft. Da hält der Herr Minister das Tiefflugverbot für un- sinnig, will mit dem Modernisierungsbeschluß für Kurzstreckenra- keten nicht noch bis zum Frühjahr warten, fördert nach Kräften den Jäger 90 und zieht eine Wehrdienstverlängerung um 3 Monate noch in diesem Jahr durch und der Öffentlichkeit ist das nicht "Fingerspitzengefühl" genug. Wer allerdings einen geschickten Mi- nister will, wer sich nichts Idealeres vorstellen kann als eine unwidersprechliche Bundeswehrführung und wer sich um mangelnde Wehrbegeisterung (= "Motivation") sorgt, der braucht keine "psychologische Verteidigungstruppe", der ist selber eine. zurück