Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ALLGEMEIN - Vom deutschen Militarismus


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HEIMAT, DEINE FLIEGER

Wenn bemannte Geschosse wie die NATO-Düsenjäger den Kampfauftrag Tiefflug üben, dann fallen immer wieder welche herunter. Das liegt in der Natur der militärischen Anforderungen an Mensch und Maschine. In der Natur dieser unserer Republik liegt es, daß sie herunterfallen können, wo sie wollen - in schöner Regelmäßigkeit erfolgt ihre harte Landung auf einem Wohngebiet oder (bislang nur) neben solchen Einrichtungen wie AJKWs oder Munitionsdepots, die im Falle eines Treffers hochgehen. Offenbar ist die NATO-Mit- telmacht und Exportnation BRD ein bißchen dicht besiedelt: er- stens mit einer flotten Marktwirtschaft samt dem dazu gehörigen Menschenmaterial; zweitens mit den Atommeilern, die für den öko- nomischen und militärischen Erfolg dieser Nation nötig sind; drittens mit allem, was im Aufmarsch- und Kampfgebiet der europä- ischen NATO-Hauptfront vorhanden sein muß. Aber politisch schadet diese geographische Enge, wie man sieht, gar nichts: Es wird ja gemacht, und allfällige Opfer sind kein Einwand gegen etwas, das im Interesse des weltweiten Kapitalerfolgs und zur Bekämpfung der Feinde der freiheitlichen Staatsgewalt notwendig ist. Gegen den politischen Zweck, der das alles notwendig macht, wird auch gar nichts gesagt, wenn Bürger und Bürgermeister sich über die Tiefflieger beschweren. Er wird nicht einmal erwähnt. Nach dem Absturz bei Ohu wiederholt der zuständige Landrat im Fernse- hen, daß er denen in Bonn schon tausendmal gesagt hat, Tiefflüge über seinen AKW wären verantwortungslos. Bürgerinitiativen wei- sen, unter Mithilfe von Journalisten, nach, daß die Piloten gegen Vorschriften verstoßen, wenn sie ausgerechnet über ihre Köpfe wegdonnern. Auch weniger aktive Bürger haben sich schon längst zu der Meinung entschlossen, daß ihr häuslicher Friede bzw. ihr Sonntagsspaziergang durch den Krach gedankenlos bis unzulässig gestört würde; die Gefahr der militärischen Übungen für sich sel- ber sehen sie treudoof nicht im Ernstfall, der durch die Übungen vorbereitet wird, sondern in den Begleitumständen der Übungsein- sätze, und halten schon immer ihren heimischen Kirchturm für den Rechtstitel, daß die Tiefflieger gefälligst woanders üben und herunterfallen sollen. Wo die Leute sich ihr in die Pflichten von Fabrik, Hof und Heim geteiltes Leben mit Blick auf "ihr" Dorf als Heimat zurechtlegen, die Herstellung von militärischer Kriegsbe- reitschaft nur als Störung ihres geregelten All- und Feiertags registrieren und nach dem St. Florians-Prinzip kritisieren, da hat es der Verteidigungsminister leicht. Er bedauert die von Lärm und gelegentlichen Unfällen Betroffenen, verspricht, möglichst viele Übungseinsätze ins Ausland und über die See zu verlegen und gibt zugleich bekannt, daß es weitergeht wie bisher. Die klimati- schen und geographischen Gegebenheiten, unter denen der Einsatz der Maschinen stattfinden soll, sind nun einmal nur hier gegeben. Darüber wird sich dann im Lande auch wieder abgeregt, und die Zeitungsmeldungen über Abstürze von Militärmaschinen verschwinden wieder in der Rubrik "Vermischtes". zurück