Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ALLGEMEIN - Vom deutschen Militarismus
zurück Bastian an der Kölner Uni:GENERAL BLEIBT GENERAL
Das ist schon komisch. Bei Hitlers Feldzug gegen den Osten weiß heute jeder im nachhinein, daß er nicht nur von langer Hand ge- plant war, sondern daß die politische Absicht, mit dem "menschenfeindlichen Bolschewismus" aufzuräumen, schon lange zu- vor in "Mein Kampf" fein säuberlich aufgeschrieben war. Für heut- zutage will das jeder ganz anders sehen. "Unser Kampf" der NATO? Nie und nimmer! Und da können die Militärstrategen des westlichen Verteidigungsbündnisses schreiben, was sie wollen, können wie im Strategie-Papier "air-land-battle" ganz offen das Ideal der alten deutschen Wehrmacht - den Blitzkrieg - auf neue militärische Füße stellen und genauestens planen, wie man den Krieg gegen die So- wjetunion "tief im Hinterland" des Feindes führt, um ihm so als Kriegsziel die "bedingungslose Kapitulation" aufzuzwingen - glau- ben will man das den militärischen und politischen Führern des Westens auf keinen Fall. Dafür lieferte auch der Vortrag des ehe- maligen Bundeswehrgenerals Gert Bastian über "air-land-battle" ein beredtes Zeugnis. Seine von ihm als "Entlarvung" der westli- chen Militärstrategie behaupteten Äußerungen wie: "Es gibt ein Interesse der NATO an Angriffsfähigkeit bis hin zur Kapitulation des Gegners" oder am Beispiel der Weltraumbewaffnung der USA: "Die NATO will sich das Monopol auf Kriegführung gegen die So- wjetunion sichern" - (Bastian) waren alles andere als eine Entlarvung der vom Westen betriebenen Politik gegen den Osten. Denn den einfachen Schluß, daß der We- sten ganz offensichtlich den Krieg gegen den Osten will, damit also die Gründe für den so sorgfältig geplanten "Ernstfall" sel- ber in die Welt setzt, wollte er auf gar keinen Fall ziehen: "Ein Interesse an einem Angriffskrieg kann ich allerdings nicht entdecken." Und das kann wahrlich nicht daran liegen, daß der von den NATO- Planern in "air-land-battle" beabsichtigte "Offensiv-Krieg" (Bastian) sich nach wie vor auf den "Verteidigungsfall" beruft. Diese gute alte Gepflogenheit, noch jedes Interesse an der mili- tärischen Zerschlagung eines anderen Staates mit dem "Schutz" der eigenen staatlichen Interessen zu begründen, dürfte auch und ge- rade einem langgedienten Militär wohl kaum etwas Neues sein. Bloß: solche Entlarvungen der politischen Absichten des eigenen Lagers hält eben ein deutscher Alternativ-Gereral für ganz und gar unangebracht. Da hält er es viel lieber mit so wohlmeinenden Entschuldigungen der folgenden Art: "Die neuen Waffentechniken sind für die Politiker eine Versu- chung, in einem Krisenfall eingesetzt zu werden." (Bastian) Das ist auch schon "das Schlimme" an der kritisierten Kriegspla- nung des Westens: böse Waffen verleiten an sich gute Politiker dazu, in einem "Krisenfall" - und das ist bekanntlich ein irgend- wie über besagte Politiker hereinbrechendes "Ereignis" - von die- sen Waffen Gebrauch zu machen. Bei einer solchen - der hiesigen Politik so prinzipiell wohlgesonnenen - Beurteilung der Lage, stellt sich natürlich erst gar nicht die Frage, w a r u m sich unsere Politiker Jahr für Jahr mit jedem militärischen Haushalts- beschluß so gezielt in "Versuchung" bringen und sich mit einem stets wachsenden Aufwand für militärische Tötungsgeräte auf einen "Krisenfall" vorbereiten, von dem zugleich die größten Scharfma- cher des westlichen Freiheitslagers (z.B. Strauß) behaupten, daß ihn sich der Feind im Osten gar "nicht leisten" kann und ihn "womöglich auch gar nicht will"? Wenn das nicht mal "entlarvend" ist! Kleines Deutschland - über alles! --------------------------------- So ist es denn auch kein Zufall, daß Bastian den deutlichen Hin- weis in "air-land-battle", auf welchen "Krisenfall" hin die mili- tärische Aufrüstung und Kriegsplanung der NATO berechnet ist, keiner Erwähnung für wert befindet. Da heißt es nämlich in Punkt I.1 über den "Hintergrund" der anvisierten "Luftlandschlacht 2000": "Die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts könnten sich als einzig- artiger Abschnitt der Weltgeschichte erweisen. Diese Erwartung gründet sich auf eine Reihe miteinander verknüpfter Entwicklun- gen, die einzeln oder zusammengenommen eine Welt dynamischen Wan- dels ankündigen. Dieser Wandel könnte die wirtschaftliche, poli- tische und militärische Gewichtsverteilung dramatisch ver- schieben, die seit 1945 die Welt bestimmt hat." (air-land-battle 2000) Dieser von der NATO prognostizierte "dynamische Wandel" der mili- tärischen Kräfteverhältnisse, die "seit 1945 die Welt bestimmt" haben - was ist das anderes als die Absicht des Westens, das Er- gebnis des II. Weltkrieges zu revidieren und mit der den eigenen westlichen Anspruch auf Weltherrschaft störenden Existenz des Ostblocks ein für allemal aufzuräumen! (So bekanntlich auch Rea- gan.: "Wir fühlen uns an das Abkommen von Jalta nicht mehr gebun- den.") Darauf aus dem Publikum angesprochen, daß also die beschworende "Kriegsgefahr" recht einseitig vom Westen produziert wird, der Osten also ausschließlich der Adressat ist, gab Bastian eine Ant- wort zum Besten, die nur von der einen Absicht zeugt: ich lasse mir mein Weltbild nicht nehmen: "ja sicher, es mag Kräfte in den USA geben, die die Welt in 'Gut' und 'Böse' aufteilen, und vielleicht sind solche Kräfte auch sehr stark..." Und solche "Kräfte" rangieren bei Bastian unter der Abteilung "Wahnsinn", als irre Abweichung also von der Normalität westli- cher Politik, auf deren - unter den schönen Titeln "Freiheit und Frieden", und das "weltweit" betriebene Zwecke Bastian nun einmal nichts kommen lassen will. Und so landet Bastian in seiner Kritik an der "wachsenden Kriegsgefahr" ausgerechnet beim imperialisti- schen Mitmacher BRD, die weil angeblich "klein" (und wohl deshalb auch fein!) - ein "existenzielles Interesse" daran haben soll, die "gefährliche Aufrüstungstrategie der USA" in die Schranken zu weisen: "Es gibt kein gemeinsames Interesse zwischen der Supermacht USA und ihren beschützten Verbündeten. Es wird Mißbrauch betrieben mit den Interessen der BRD." (Bastian) Dieses erklärte Wunschbild eines friedliebenden Imperialismus in Gestalt der BRD und ihrer lieben europäischen Nachbarn wird eben auch nicht irre durch eine Tätigkeit im "Verteidigungaussschuß", in dem Bastians Frage an den zuständigen Minister Wörner, "inwieweit die BRD in der Lage sei, im "Ernstfall" den USA Wider- stand entgegenzusetzen", von diesem nur mit einem müden Lächeln quittiert wurde. Warum sollte die BRD auch? Schließlich wird im "Verteidigungsausschuß" aber nichts anderes als die notwendigen militärischen Mittel dafür entschieden, wie die BRD zum Mitgewin- ner des geplanten Krieges gegen den Osten gerüstet wird - was ja auch nicht zuletzt die Unterschrift des "Inspekteurs des Heeres" der bundesdeutschen Wehrmacht unter "air-land-battle 2000" deut- lich unter Beweis stellt. Kein Beweis nur für den, wer der schönen Nato-Behauptung anhängt: das ist doch "bloß" für den "Verteidigungsfall". Und an dessen Vorbereitung arbeitet der Ex-General Bastian ebenso kritisch wie konstruktiv - im "Verteidigungsausschuß" mit. zurück