Quelle: Archiv MG - BRD BUNDESWEHR ALLGEMEIN - Vom deutschen Militarismus
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Bundeswehr
VORNEVERTEIDIGUNG MIT WÖRNER
Der neue Verteidigungsminister Manfred Wörner übernimmt die
stärkste Truppe in Zentraleuropa. Diesen Superlativ verdankt die
demokratische Nachfolgerin der deutschen Wehrmacht dem gemeinsa-
men Zweck ihrer wechselnden christlichen und sozialdemokratischen
Führer, die entschieden immer für ein Optimum an Material und
Ausbildung Sorge getragen haben.
"Unsere Streitkrafte tragen damit wesentlich zur Stellung der
Bundesrepublik in der Atlantischen Allianz bei und sichern unse-
ren Einfluß bei der Gestaltung der gemeinsamen Bündnispolitik"
(Carstens, 22.10.82)
Die Freiheit, im Schatten der Weltfriedensordnung der NATO als
ein Staat groß geworden zu sein, der überall in der Welt legitime
Interessen entdeckt und für sich beanspruchen darf, hat eben ih-
ren Preis, den die Politiker lässig zu zahlen bereit sind und den
der oberste Mann im Staate ohne Scheu ausspricht: Die Sicherung
des nationalen Interesses geschieht in der Unterordnung und dem
bedingungslosen Mitmachen des Bündniszwecks, zu dessen Realisie-
rung es jährlich einer festgelegten Menge an Menschenmaterial,
der "jungen Söhne unseres Volkes" sowie des größten Teils des der
Gesellschaft entzogenen Reichtums bedarf. Für den von Carstens in
Erinnerung gerufenen nationalen Zweck der schwarz-rot-goldenen
Wehrmacht taucht der e i g e n t l i c h e Grund des Bündnisses
in Gestalt des möglichen "Aggressors" erst in zweiter Linie auf:
Zunächst einmal gilt es, sich im Konzert der Waffen b r ü d e r
zu behaupten. Diesem Maßstab sind unsere Herrscher hundertprozen-
tig gerecht geworden:
Die Bundeswehr ist inzwischen für die NATO unentbehrlich und da-
mit ein bedeutender Hebel für die Souveränität dieser Republik.
Kein Wunder also, daß sich unsere demokratischen Führer mit Vor-
liebe bei ihrem Gewaltapparat aufhalten: Ex-Kanzler Schmidt ver-
brachte die letzten Stunden seiner Kanzlerschaft bei der Truppe,
und Nachfolger Kohl ließ es sich nicht nehmen, an einem seiner
ersten Amtstage hoch auf dem Leo II mit Barett auf dem Kopf rum-
zubrausen und den durch staatliche Verfügung Eingezogenen für ih-
ren "Ehrendienst" zu danken.
Wörner übernimmt einen Dauerauftrag
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Daß der Ausbau der Bundeswehr ein Dauerauftrag und ihr Beitrag
zum NATO-Bündnis immer neue "Verteidigungsanstrengungen" erfor-
dert, ist jener Sorte von solidarischer Kritik zu entnehmen, die
immer wieder an die Öffentlichkeit gelangt:
"Wir nutzen, obwohl die kombinierte Stärke unserer Länder gewal-
tig ist, unsre Aktivposten nicht in bestmöglicher Weise, um die
Ziele des Bündnisses zu erreichen!" (US-Botschafter Burns,
2.11.82)
Diese Unzufriedenheit des Vertreters der Weltmacht Nr. 1 über die
kombinierte Feuerkraft, vorgetragen bei einem seiner wichtigsten
Satelliten hat seine Entsprechung in dem ungeheuerlichen Pro-
gramm, das die NATO sich anschickt, in die Tat umzusetzen:
"Wir befinden uns im Krieg mit dem gefährlichsten Feind, der je-
mals der Menschheit entgegengetreten ist". (Reagan in seiner An-
trittsrede)
Es gibt also einen "Berg ungelöster Probleme" für einen Verteidi-
gungsminister an der Demarkationslinie, die aber fraglos von ei-
nem Manfred Wörner - der sich meint, wenn er sagt: "In schwieri-
gen Zeiten zeigt sich erst, was einer taugt!" - glänzend gelöst
werden. Als Vorsteher des Kriegsgeräts taugt Wörner, der Flieger-
hauptmann der Reserve, allemal dazu, die Notwendigkeiten in die
Tat umzusetzen, auf die es ankommt. Die dazugehörige Skrupello-
sigkeit besitzt er ebenso wie einen gewissen "unverwechselbaren
Stallgeruch", den ein "Zeit"-Reporter an ihm errochen hat; von
SPD-Minister Apel übernimmt er ein "runderneuertes" waffenstar-
rendes Erbe; außerdem war er "immer ein Patriot, in der Einschät-
zung des Bedrohungspotentials aus dem Osten immer ein Realist",
und weit und breit ist niemand willens oder in der Lage, diesem
kampfflugbegeisterten Liebhaber der Gewalt die Rechnung streitig
zu machen, daß das, "was für unsere Sicherheit unabdingbar ist,
geschehen m u ß".
Die Überwindung des militärischen Provinzialismus
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Einem universell geltend gemachten Interesse müssen die im NATO-
Vertrag formell festgelegten Gebiete natürlich zu eng sein, und
so fordern die Amis seit längerem eine "Ausweitung der NATO-In-
teressen" (Burns). Der amerikanische Freund möchte mit seiner
Forderung ebenfalls daran erinnern, daß die bis dato praktizierte
Arbeitsteilung der Waffenbrüder keine Selbstverständlichkeit ist.
Schmidt und Apel hatten dies beizeiten zur Kenntnis genommen und
daraufhin die Südflanke der NATO mit 100 Millionen Mark aus dem
Sparhaushalt auf Vordermann gebracht, worauf sich ganz nebenbei
beim kranken Mann am Bosporus stabile Verhältnisse einstellten.
Fregatten in unseren Landesfarben sichern seit neuestem das Nord-
meer ab, und alle paar Wochen dementieren unsere Politiker die
von ihnen selbst ins Spiel gebrachte Diskussion möglicher Bundes-
wehr-Einsätze außerhalb des traditionellen Kampfgebietes. Auf der
diesjährigen Wintertagung der NATO blieb Wörner daher nur die an-
genehme Pflicht, die Zufriedenheit Weinbergers über die deutschen
Anstrengungen entgegenzunehmen und der NATO BRD-Einrichtungen als
"strategische Drehscheibe" für die schnelle US-Eingreiftruppe zu
offerieren. Daß es für keinen von Wörners demokratischen Kriti-
kern auch nur den Anschein einer Diskussion wert ist, den Waffen-
brüdern Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, "wenn Operationen
von Bündnispartnern außerhalb des Bündnisgebietes von lebenswich-
tigem Interesse für die gesamte Allianz" sind, liegt an dem mitt-
lerweile durchgesetzten imperialistischen Maßstab. Für die öf-
fentliche Kommentierung der Wörnerschen Taten ist es zur Selbst-
verständlichkeit geworden, daß der gesamte nützliche Reichtum der
Erde das gewalttätige Possessivpronomen "unser" trägt, weswegen
jede Kampfhandlung unserer Verbündeten oder ihrer Stellvertreter
notwendig eine Verteidigung sein muß und daher niemand so naiv
sein will, den Verteidigungsauftrag Wörners am Maßstab des
S c h u t z e s von Mensch und Häuschen zu messen.
Die neue Sorge um die konventionelle Rüstung
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"Die Diskussion um die Friedensfrage hat", wie Wörner lobend her-
vorhebt, "mit den Zweifeln an der gültigen Strategie auch das In-
teresse an strategischen Fragen geweckt." Und tatsächlich mag es
manchem naiven Geist aus den Reihen der lobend erwähnten Frie-
densbewegung geradezu als Erleichterung erschienen sein, daß der
Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte, General Rogers, Dr.
Wörner ersuchte, mehr Augenmerk auf die k o n v e n t i o n e l-
l e Rüstung zu lenken. Dabei ist die gleichzeitig keineswegs
verschwiegene Kommentierung überhaupt nicht dazu angetan, sich
erleichtert zu fühlen: Die Verstärkung der
"konventionellen Komponente" soll darauf abzielen, "die Strategie
der 'flexiblen Antwort' im eigentlichen Sinne flexibler zu ma-
chen", um damit "die Glaubwürdigkeit der Strategie zu erhöhen und
die Nuklearschwelle anzuheben" (Wörner, 4.11.82)
Von der eindeutigen atomaren Überlegenheit wird nicht Abstand
genommen - im Gegenteil, es wird ganz selbstverständlich von ih-
rer Existenz auch in der noch zu installierenden modernsten Vari-
ante ausgegangen, und zweitens bedeutet die an Schrecklichkeit
dem atomaren Waffenarsenal keineswegs zurückstehende konventio-
nelle Nachrüstung die A b r u n d u n g einer auf allen Ebenen
garantierten Überlegenheit der Waffenkonkurrenz. Die Flexibilität
des General Rogers besteht also in dem waffentechnisch realisier-
ten Bemühen, den III. Weltkrieg keineswegs zum Untergang der
"Menschheit" zu machen.
Wörner kann hier auf die unter SPD-Herrschaft betriebene Rü-
stungspolitik zurückgreifen, die keineswegs zimperlich vorgegan-
gen war: Leber und Apel haben der Bundeswehr zwei blitzneue Pan-
zergenerationen "zugeführt"; hatten die 1800 Abschußanlagen mit
ca. 14000 Milanflugkörpern ebensowenig vergessen wie allwetterfä-
hige Tiefflieger- und schwere Panzerabwehrsysteme zur Verteidi-
gung der für die Vorwärtsverteidigung vorgesehenen Waffensysteme.
"Vorneverteidigung schließt Beweglichkelt und Ausnutzung des
Raums ein" (Wörner)
- weswegen die SPD-Verteidigungsminister weitsichtig für das eu-
ropäische Mehrzweckkampfflugzeug, den Phantom-Bomber und den Al-
pha-Jet gesorgt haben, die 'Luftbeweglichkeit der Kampftruppen'
mit Hunderten von Großhubschraubern, Aufklärungsdrohnen, Feldhau-
bitzen usw. stärken ließen. Das und vieles mehr für den Einsatz
in der Luft, auf dem Lande und zu Wasser besorgten sie mit einer
solchen Beharrlichkeit, daß ihr Nachfolger die Phase, in der die
Modernisierung des Großgerätes im Vordergrund stand, - für vor-
erst abgeschlossen erklären kann.
Doch schon kommt eine neue "Herausforderung" auf ihn zu. Aus den
USA kommt die Forderung -
"Wir müssen in der Lage sein, den Landkrieg in Europa zu gewin-
nen. Ich betone: gewinnen." (Cd. Gary Werner vom "Army Training
and Doctrine Command TRADOC in Fort Monroe, Virginia) -,
die auch Konsequenzen haben wird für die wichtigste Stütze der
NATO-Landstreitkräfte in Europa. Jetzt schon meldet der neue
Sachwalter "unserer Sicherheit" für den "Materialteil" der Armee
einen um 100 Millionen Mark über den letzten Etat hinausgehenden
Bedarf an. Was nützen die schönsten Großgeräte, wenn sie nicht
dahin dirigiert werden, wo sie im Sinne der Vorwärtsverteidigung
nützlich sind? Es fehlt also noch an "Munition, Fernmeldegeräten,
Führungssystemen und logistischen Geräten", die parallel zu den
400 neuen Waffen- und Leitsystemen der USA in der BRD stationiert
werden sollen. Inzwischen ist also nicht nur an den einschlägigen
Absichtserklärungen der Politiker, sondern auch am Charakter des
noch nötigen Waffenmaterials die (aktuelle) Phase der Kriegsvor-
bereitung ablesbar.
Wörner rückt den Menschen in den Mittelpunkt
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Von dem Verteidigungsminister mit der Forderung beglückt zu wer-
den, daß nun "der Mensch Vorrang erhalten muß", ist ein Vergnü-
gen, für das man unter Umständen teuer bezahlt. Der Mensch aus
dem Blickwinkel des Befehlshabers der Streitkräfte ist der Soldat
- jene Spezies Mensch also, der mit staatlicher Gewalt die Anwen-
dung von, Gewalt beigebracht wird:
"Das Wichtigste für mich ist der Soldat. Er bestimmt in erster
Linie die Qualität einer Armee, ihre Kampfkraft und damit ihren
Abschreckungswert. Das beste Material ist wertlos, wenn es nicht
von einem gutausgebildeten und motivierten Soldaten bedient
wird". (Wörner, 4.11.82)
Wörner will damit nicht gesagt haben, daß er das so charakteri-
sierte Menschenmaterial nicht zur Verfügung hat. Der Befehlshaber
über 500000 Soldaten kann sich nicht nur auf die jährliche
Zwangsrekrutierung von "jungen Menschen" verlassen; er weiß auch,
daß die nicht erst seit Bestehen der Bundeswehr minutiös ausgear-
beitete "Übernahme der soldatischen Rolle" ihren Zweck erfüllt.
Die vollständige Ausrottung ziviler Lebensformen mittels Einklei-
den, militärischem Haarschnitt, Grundwehrdienst, Zusammenpferchen
in Schlafsälen, scheinbar sinnlose Putzzwänge von Uniform, Waf-
fen, Spind und Bett passiert jährlich neu und bringt dienstplan-
gemäß "dem wertvollsten Gut, das uns anvertraut ist" (Wörner),
jene notwendige Rücksichtslosigkeit gegen sich und andere bei,
die das Leben vor dem Tod auf das e i n e Kalkül zusammenzieht:
den Gegner vernichten und die Sorge um das eigene Leben dem mili-
tärischen Kalkül unterzuordnen. Die mit dem Abrichten zum zweck-
mäßigen Töten beinhaltete V e r r o h u n g, die in der Physio-
gnomie nicht nur unserer amerikanischen Bündnispartner kraß zur
Anschauung gebracht wird; die ständig auf den Ernstfall ausge-
richtete Existenz macht bei den Betroffenen Formen der
K o m p e n s a t i o n notwendig, die sowohl der Anwendung der
Waffen als auch der Bereitschaft, sie auf Befehl anwenden zu kön-
nen, entgegenstehen. Einschlägige Schreckensmeldungen in der
Bildzeitung, nach der ganze Garnisonen quartalsweise dem Alkohol
verfallen, wie auch das von Carstens gerügte "Gammeln" belegen
dies. Es ist eine reife ideologische Leistung Wörners, dieses
Phänomen in die Suche nach Anerkennung zu übersetzen.
"Die jungen Wehrpflichtigen von heute wollen etwas Sinnvolles
leisten, Aufträge begründet und erklärt haben, und sie wollen
ausgelastet sein. Für sie ist die militärische Welt in Ordnung,
wenn sie sehen, daß sie gebraucht werden, und sie Anerkennung
finden." (Wörner, 4.11.82)
Wer es nicht gemerkt hat: Dies ist ein Befehl! Der durch die Dis-
ziplin hervorgerufenen Disziplinlosigkeit des Menschenmaterials
wird durch ein Mehr an Disziplin begegnet; Wörner und Kollegen
tragen durch die konsequente Weiterverfolgung der "schweren Zei-
ten" zur Sinnsuche bei, und schon jetzt ist garantiert, daß der
"besonders geschätzte" Außendienst an Intensität zunimmt, wobei
selbstredend für "besondere Erlebnisse" und "persönliche Erfolge"
gesorgt ist.
Die Bundeswehr muß in das "Zentrum" der Öffentlichkeit!
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Flankierend zum Ausrufen der schweren Zeiten haben die Politiker
in den letzten Jahren ganz massiv dafür gesorgt, daß die Präsenz
des Militärischen im Bewußtsein der Leute nicht verlorengeht.
Apel hatte - was er jetzt bedauert, weil es seiner Karriere ge-
schadet haben soll - den radikalsten Schritt in der Propaganda
der Bereitschaft, für die "Freiheit" zu kämpfen und damit im Re-
gelfall auch für sie zu sterben, mit der Einführung von öffentli-
chen Gelöbnissen und Großen Zapfenstreichen unternommen. Dies
will Wörner nun mit Schneid fortführen:
"Wer die Uniform des Soldaten trägt, braucht sich weder zu schä-
men, noch zu verstecken. Er wird auch nicht in den Kasernen ver-
steckt werden. Die Soldaten der Bundeswehr sind schließlich nicht
irgendwelche Soldaten, es sind unsere Soldaten: Junge Männer aus
unserem Volk, die für dieses Volk, für seine Freiheit und seine
rechtsstaatliche Demokratie dienen. Es ist eine pure Selbstver-
ständlichkeit, daß sie dies vor unserem Volk geloben." (Wörner,
4.11.82)
Doch die planmäßige Stärkung der öffentlichen "Wehrbereitschaft"
unter Zuhilfenahme von Fackeln, Trommeln und einschlägigen Schwü-
ren reicht Wörner nicht. Die Ankündigung der hohen Feiern der mi-
litärischen Wertschätzung verbindet er mit der Warnung, "die Le-
gitimität dieser Streitkräfte in Zweifel" zu ziehen. Zweifeln
gilt ab sofort als Wehrkraftzersetzung, und damit unsere Wehr-
pflichtigen vor der "unverkennbaren Verunsicherung durch die Pa-
zifismusdiskussion" geschützt werden, möchte der Minister den von
Apel eingeschlagenen Weg, den Kindsköpfen in den Schulen die Not-
wendigkeit des wehrhaften Friedensdienstes einzubimsen, endlich
als Unterrichtsfach implementiert sehen. Zwar ist die friedenssi-
chernde Rolle der Wehrmacht bereits in Hundertausenden von Bro-
schüren und Zehntausenden von Schul-Einsätzen besonders geschul-
ter Jugendoffiziere dem Schülervolk näher gebracht worden, aber
wegen parteipolitischer Streitereien liegen auch zwei Jahre nach
Apels Schuloffensive noch keine verbindlichen Richtlinien vor.
Der Verteidigungsminister, der es wissen muß, hält es "für
höchste Zeit und dringend geboten", das Thema Friedenssicherung
der Bundeswehr an den Schulen eingehender "zu erörtern".
Trotz aller Unterschiede der Entwürfe von CDU und SPD ist der ge-
meinsame Nenner der geplanten Friedenserziehung das verbindliche
Lernziel, "die Bundeswehr als Verteidigungsinstrument des ganzen
Volkes zu akzeptieren" (SPD-Entwurf), mit der Absicht, daß "alle
männlichen Schüler den Sinn des Wehrdienstes verstehen und die
Notwendigkeit der Verteidigungsbereitschaft einsehen" (CDU-Ent-
wurf). Damit unterscheidet sich die Friedenserziehung beträcht-
lich von der ostzonalen "Wehrkunde" - schließlich dient unsere
Wehrmacht dem Frieden, zweitens heißt sie auch so, und drittens
hat sich noch kein einziger bundesrepublikanischer Bischof über
die Militarisierung des schulischen Lebens beklagt wie die DDR-
Bischöfe!
Gründlichkeit ist ein hervorstechendes Kennzeichen unserer Macht-
haber, und so will sich Wörner nicht auf die Leistungen der leh-
renden "Beauftragten des Staates" verlassen, die, wie sein
Staatssekretär kurz nach Weihnachten in einer Hetzrede fest-
stellte, "ihr großes Angstgeheul zu Rüstung und Abrüstung losge-
lassen haben". Damit "Vorfälle" wie in Hamburg, wo eine ganze
Abiturklasse das Recht auf Wehrdienstverweigerung in Anspruch ge-
nommen und damit mißbraucht hat, nicht mehr vorkommen, konfron-
tiert er die Teenager mit einer Verlängerung des Zivildienstes
mit dem unverhohlenen Ziel, die potentiellen Wehrdienstverweige-
rer abzuschrecken.
Unsere Bundeswehr gehört in den Mittelpunkt des gesellschaftli-
chen Lebens! Drückeberger, Wehrkraftzersetzer, Wehrdienstverwei-
gerer, Zweifler und Ängstliche passen nicht mehr in die moderne
Zeit, und daß bei jedem Einberufungstermin Zehntausende ohne Ge-
stellungsbefehl bleiben, weil es für sie keine sinnvolle Verwen-
dung gibt, darf nicht heißen, daß sie dem Vaterlande keine Ehre
erweisen können. Nach Wörners Vorstellung könnten sie sich in
Form einer Wehrsteuer am Friedensdienst beteiligen. Die "Zeit"
ist dagegen, und ihre unglaubliche Begründung zeigt, daß sie den
Zug der Zeit durchaus begriffen hat:
"Auf das Schicksal des Ausgeschlossen-Bleibens, des Nicht-Ange-
nommen-Werdens auch noch eine Strafe in Form einer Steuer folgen
zu lassen, steht einem freiheitlichen Staat schlecht an." (Zeit,
7.1.83)
Auf zum Militär, zum Militär!
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