Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK VERTRIEBENE - Vom östlichen Unrecht


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       Wochenschau
       

DIE SUDETENDEUTSCHEN

gaben zu Pfingsten wieder einmal den angeblich "vom Aussterben bedrohten Deutschen" ein Vorbild: Sie werden immer mehr! In Mün- chen "rotteten sich 150.000 zusammen" - so formulierte die Regie- rung der CSSR in einer von Bonn "scharf zurückgewiesenen" Pro- testnote - und feierten im Angesicht einer Landkarte mit erkleck- lichen Teilen des Territoriums der CSSR und der VR Polen ihr "kulturelles und geschichtliches Erbe". Lange vorbei sind die finsteren Zeiten, in denen bestimmten Sprechern der Landsmann- schaft selbst von demokratischen Politikern R e v a n c h i s- m u s unterstellt wurde, weil die Heimatvertriebenenpolitik nicht zur Sprachregelung der Ostpolitik in "Entspannungszeiten" paßte. Erstmals nahm mit Carstens der Bundespräsident am "Deutschland-Treffen" teil und verkündete als Programm der ganzen Nation, worauf die Vertriebenenpolitiker ihren "Rechtsanspruch" gründen: "Die deutschsprachigen Gebiete Böhmens und Mährens waren historisch gesehen Kernlandschaften deutscher Kultur. Dieses sudetendeutsche Kulturerbe ist ein wesentlicher und unverlierbarer Teil der deutschen Kultur." Nun ist dem Bundes- Karl selbstverständlich die Kultur mindestens ebenso scheißegal, wie das deutsche Erbe in Elsaß-Lothringen, obwohl das Straßburger Münster im Vergleich mit der Egerländer Blasmusik nicht schlecht abschneiden würde. Aber gegen die "kommunistische Unkultur", gegen die die gesamte NATO mobilmacht, eignen sich deren bei uns ansässig gewordene "Opfer" bestens, um die alten Rechnungen mit aktuellem Zahlenmaterial offenzuhalten, bzw. ganz neu aufzu- machen. Die Vertriebenenfunktionäre haben dann auch die für sie günstige politische Konjunktur erkannt und formulieren zeitgemäß flexibel. Staatssekretär Neubauer CSU) für die Sudeten: "Die zunehmende Entnationalisierung der etwa 100.000 noch in der CSSR lebenden Deutschen ist ein Verstoß gegen ihre verfassungsmäßigen Rechte, gegen die Schlußakte der KSZE und die UNO-Men- schenechtskonvention." Und Bundesminister Windelen (CDU) forderte "Volksgruppenrechte für die in Polen lebenden Oberschlesier". Es wird also nicht mehr die Parole "Heim ins Reich!" für die "ehemaligen deutschen Ostgebiete" ausgegeben, sondern ganz offen die Forderung aufgestellt, die im Feindesland verbliebenen Lands- leute zu einer vorgeschobenen Bastion auszubauen, bis das Frei- heitsreich auch zu ihnen kommt Windelen "warnte" davor, die "nationale Frage auf e i g e n e F a u s t zu lösen" und ver- wies auf die Europawahlen, mit denen der Wille demonstriert wer- den kann, gleich g a n z E u r o p a "im Einvernehmen mit un- seren Nachbarn" zu befreien. Strauß: "Nur in einem kraftvollen, in Freiheit geeinten Europa, können die europäischen Völker auch künftig ihre weltgeschichtliche Rolle spielen." Deshalb wies er den "Vorwurf des Revanchismus und Nationalismus" zurück: Als NATO-Internationalismus setzt der deutsche Nationalismus aufs Bündnis, und das will nicht bloß eine deutsche "Revanche", son- dern den westlichen E n d s i e g. Bleibt noch nachzutragen, daß Ex-Arbeitslosen-Präsident Stingl den Karlspreis erhielt für seinen "Brückenschlag von Mensch zu Mensch" (hier nicht von Lohnarbeiter zu Kapitalist, sondern) als "gebürtiger Egerländer", und daß Außenminister Genscher bei den Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben vom rumänischen Bot- schafter in der BRD begleitet wurde, während der tschechische Ge- sandte über die "Pfingstfeiertage aus Bonn zurückgezogen" wurde. Auch dies em "Zeichen" dafür, "was in den letzten 15 Jahren zwi- schen West und Ost in Europa gemeinsam erreicht wurde" (Genscher). *** Strauß meinte es auf lange Sicht -------------------------------- München (AZ) - Durch die stark verkürzte Wiedergabe der Rede des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß beim Pfingst- treffen der Sudetendeutschen in München ist in der gestrigen AZ bedauerlicherweise ein falscher Eindruck entstanden. Strauß hat natürlich nicht gesagt, Deutschland sei zwar geteilt, doch das werde sich bald ändern. In seiner Rede sprach Strauß die Teilung Europas und Deutschlands an und sagte: "Aber es wird sich ändern, auch wenn es noch lange dauert." zurück